E-Bikes auf dem Trottoir: «gefährlich» oder «sinnvoll»?
Viele Schüler gehen mit dem E-Bike in die Sekundarschule. (Bild: Symbolbild: unsplash)
Ab dem 1. Juli sind schweizweit schnelle E-Bikes auf bestimmten Trottoirs erlaubt. Die Krienser SVP sieht darin eine grosse Gefahr. Pro Velo kontert: Auf den Strassen ist Gefahr noch grösser. Begeistert ist der Verband aber auch nicht.
Es klingt nach einer technischen Anpassung, die der Bundesrat Ende Dezember 2024 beschlossen hat. «Teilrevision der Signalisationsverordnung» nennt sich der Beschluss. Und er birgt laut der Krienser SVP Gefahrenpotenzial.
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Mit der Änderung sollen schnelle E-Bikes, Cargo-Bikes und Töffs mit einer Geschwindigkeit bis zu 30 Kilometern pro Stunde auf bestimmten Trottoirs fahren dürfen. Bisher dürfen E-Bikes nur auf gekennzeichneten Velowegen fahren. Es gibt aber auch Fusswege, die mit der Zusatztafel «Velo» ausgestattet sind. Bisher galt dieses aber nur für klassische Velos.
«Muss davon ausgehen, dass Konflikte auf Trottoirs zunehmen»
Eine gefährliche Sache, schreibt die SVP in einem Postulat. «Durch die neue Regelung muss davon ausgegangen werden, dass Konflikte auf Trottoirs, die für Velofahrende freigegeben sind, zunehmen und die Unfallschwere sowie das Verletzungsrisiko zunehmen werden», heisst es darin.
Es bedürfe nun einer «kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema» und «erhöhtes Augenmass zu Gunsten der Fussgänger», so die Krienser SVP. Der Stadtrat solle prüfen, ob die Trottoirs, die für Velofahrerinnen freigegeben sind, in Kriens überhaupt für E-Bikes und andere motorisierte Zweiräder geeignet sind.
Pro Velo: Auf Strassen ist es gefährlicher
Zumindest, wenn es darum gehe, gute Lösungen für alle Verkehrsteilnehmer zu finden, sei die Fragestellung der SVP legitim, heisst es bei Pro Velo Luzern. Der Autoverkehr sollte nicht «geschont» und die Fusswege nicht «übernutzt werden» schreibt Co-Präsidentin Elena Wiss auf Anfrage von zentralplus. Tatsächlich gebe es Situationen, in denen das Verbannen von E-Bikes vom Trottoir sinnvoll sei. Aber nur dann, wenn die Strasse nicht «ungebührlich» gefährlich ist.
Denn anders als die SVP sieht Pro Velo auf der Strasse die grösseren Gefahren als auf den Trottoirs, wenn sich Autos und E-Bikes die Fahrbahn teilen. «Zufussgehende und Velofahrende werden von Autos und Lastwagen weit mehr gefährdet als die beklagenswerten Unfälle zwischen diesen beiden», heisst es bei Pro Velo. Man müsse das «reale Gefährdungspotenzial» im Auge behalten.
Sinn egebe die Regelung zum Beispiel für Familien, die mit verschiedenen Velos unterwegs sind und so die gleichen Wege benützen können. Oder aber zu Randzeiten.
Nur mässig begeistert
Gänzlich überzeugt ist aber auch Pro Velo nicht von der Zulassung von schnellen E-Bikes und Mofas auf Trottoirs. «Die Benutzung von Fusswegen ist keinesfalls die von Pro Velo favorisierte Lösung für einen zukunftsfähigen Veloverkehr und soll nur dann als Lösung dienen, wenn ausserorts mit (noch) wenig Veloverkehr und Fussgängern gerechnet wird», schreibt Wiss. Auch dass Mofas neben E-Bikes auf Fusswegen fahren dürfen, ergebe wenig Sinn.
Viel mehr brauche es sichere und gute Velowege neben Trottoirs und Strassen. «Beim Umgang mit schnellen und schweren E-Bikes gilt es, deren Potenzial durch gezielte Infrastruktur zu fördern, jedoch nicht auf Kosten der Velofahrenden oder Zufussgehenden», schreibt Wiss.
Weder bei der traditionell autofreundlichen SVP noch beim Veloverband kommt die Idee, E-Bikes und Mofas auf bestimmte Fusswege zu lassen, also wirklich gut an. Ob das die Stadt Kriens dazu veranlasst, die Signalisation auf städtischem Gebiet anzupassen, wird sich zeigen.
Schreibt gerne über harte Fakten und skurrile Aufreger. Seit über zehn Jahren Journalist bei Online, Print und Fernsehen. Für zentralplus schreibt der Wahl-Luzerner seit 2024.
Schnelle E-Bikes auf dem Trottoir. Das geht so gar nicht. Die Sicherheit der Fussgänger wird jetzt schon genug (Trottis und normale Velos) und soll nun auch noch für E-Bikers "geopfert" werden.
Gewicht (Fahrrad und Lenker) und Geschwindigkeit (bis 50kmh) sind für einen Fussgänger allenfalls tödlich. Er wird gezwungen, bevor er einen Schritt beiseite macht, sich nach hinten unzusehen.
Muss der Fussgänger in Zukunft mit Helm und Schutzpanzer unterwegs sein.
Auf die Rücksicht der Biker kann ich mich in vielen Fällen nicht verlassen.
mabar, 20.03.2025, 09:29 Uhr
Wie bitte?
Ich habe noch keinen 45 km/h E-Bike Fahrer angetroffen der mit angepasster Geschwindigkeit auf dem Trottoir fährt.
Das ist so gefährlich, Fussgänger 5 km/h, Velofahrer ohne Unterstützung ca. 10-20 km/h normale E-Bike 25 km/h.
Ich selber fahre ein E-Bike 25 km /h und das ist schon teilweise zu schnell auf dem Trottoir.
Diese E-Bike 45 km/h gehören ganz klar auf die Strasse, die E-Scooter 20 km/h müssen ja auch auf die Strasse ausser anders signalisiert.
Ich hoffe ich habe alles richtig erfasst, man verliert hier langsam aber sicher den Durchblick.