Diese reiche Luzerner Gemeinde ist voller Gratisparkplätze
Parkplätze in der Gemeinde Meggen. (Bild: mst)
Während in und um Luzern Parkplätze laufend abgebaut werden, tanzt die Gemeinde Meggen mit ihren Gratisparkplätzen aus der Reihe. Der VCS kritisiert das.
In der Schweiz ist die Lebensqualität nirgendwo so hoch wie in Meggen: Zu diesem Schluss kam zumindest die «Handelszeitung» vergangenen Sommer. Überzeugt hat die Gemeinde auch dank tiefer Steuern und der Infrastruktur (zentralplus berichtete). Nicht explizit Teil des Kriterienkatalogs war das Angebot an Gratisparkplätzen.
Wie Recherchen von zentralplus nun zeigen, gibts davon in Meggen mehr als genug. Und das in Zeiten, in denen andernorts laufend Parkplätze abgebaut werden – etwa in der Stadt Luzern. Das Megger Angebot passt dem Verkehrsclub der Schweiz VCS gar nicht. Aber auch die Einheimischen sind nicht nur glücklich über die Grosszügigkeit ihrer Gemeinde.
In Meggen gibts mehr als genug Gratisparkplätze
Wieso es in Meggen – anders als in so vielen anderen Gemeinden und Städten – so viele Gratisparkplätze gibt, konnte die Redaktion nicht in Erfahrung bringen. Die Gemeinde wollte auf einen Fragenkatalog von zentralplus keine Stellung nehmen. Das Thema polarisiert. Darauf deutet auch hin, dass die grünste Partei Meggens, die SP, ebenfalls keine Fragen beantworten will.
Dass es in Meggen mehr als genug Gratisparkplätze gibt, ist hingegen augenscheinlich. Dies zeigt sich während zweier Besuche von zentralplus vor Ort.
Eine Blitzumfrage bei Meggerinnen zeigt zudem: Mancherorts ist das kostenlose Parkieren zeitlich beschränkt, andernorts fehlen Parkuhren gänzlich. Und dort, wo gezahlt werden müsste, gebe es fast nie Kontrollen, sagt einer der befragten Megger.
«Am Stammtisch ärgert man sich»
Thomas Schärli, Präsident der SVP Meggen, gibt den Befragten recht. Parkplätze seien in der Gemeinde «grösstenteils kostenlos» und würden «kaum kontrolliert», sagt er gegenüber zentralplus. Es gebe so viele Gratisparkplätze, dass man als Autofahrer immer einen finde – was seine Partei grundsätzlich begrüsse. Es gibt allerdings ein Aber.
Denn die vielen Gratisparkplätze werden nicht nur von steuerzahlenden Einheimischen genutzt. Sondern seit Jahren auch von Externen. «Sie fahren mit dem Auto nach Meggen und mit dem Bus in die Stadt Luzern», erklärt Schärli. Deswegen seien die Gratisparkplätze der Bevölkerung ein Dorn im Auge. Er sagt: «Am Stammtisch ärgert man sich immer wieder über die vielen Externen, die unsere Infrastruktur kostenlos nutzen.»
Nicht nur Pendler, sondern auch Camper mögen Meggen
Hinzu komme, dass inzwischen auch Camperinnen auf das lockere Parkplatzregime aufmerksam geworden sind. Auf dem Onlineportal «Park for Night» wird auf den grossen und kostenlosen Parkplatz am Kirchweg mit 24-Stunden-Tankstelle und ÖV-Anbindung hingewiesen, der ideal sei für einen Besuch in Luzern.
Als Google Street View 2021 den Kirchweg abfotografierte, sassen dort tatsächlich zwei Personen auf Campingstühlen auf der Wiese hinter dem Gratisparkplatz. Inzwischen hat die Gemeinde Meggen reagiert und ebendort ein nächtliches Parkverbot für Camper ausgesprochen.
Doch Thomas Schärli will auch nahe der Rüeggiswilwiese Camperinnen beobachtet haben, die mit ihren Wohnmobilen auf öffentlichen Parkplätzen kostenlos übernachteten.
Dennoch will er mit seiner SVP politisch keine Änderung des Parkplatzregimes anstossen. Denn solange es für die Megger Steuerzahler genug Gratisparkplätze gebe, bestehe kein Handlungsbedarf.
Gratisparkplätze sind gemäss VCS das falsche Mittel
Das sieht man beim VCS anders. Für den Verkehrsclub dürften die Camper ein kleineres Problem darstellen als die Pendler, die mit dem Auto nach Meggen und von dort mit dem ÖV in die Stadt Luzern weiterfahren. Denn der VCS setzt sich zwar dafür ein, dass Autofahrerinnen auf den ÖV oder den Fuss- und Veloverkehr umsteigen. Damit ist aber nicht der Umstieg in Meggen, sondern der grundsätzliche Verzicht aufs Auto gemeint.
Gratisparkplätze seien das falsche Mittel, um die Mobilität nachhaltiger zu gestalten, sagt Marco Da Forno, Geschäftsleiter der Sektion Luzern. Die Gemeinde Meggen setze so Fehlanreize. «Ein kostenfreies Angebot wird nun mal mit einer Nachfrage abgedeckt», argumentiert Da Forno.
Auch wenn in diesem speziellen Fall die Stadt Luzern vom Autoverkehr möglicherweise «minimal» entlastet werde, sei die Situation nicht als positiv zu bewerten, da der Autoverkehr lediglich örtlich verlagert, nicht aber vermieden werde.
Da Forno schlägt stattdessen vor, «heute Anreize zu setzen, die morgen verträglich sind» – zum Beispiel den Ausbau von E-Carsharing-Angeboten in Wohnquartieren.
Einst Moderator und Redaktor beim Radio 3FACH und bei Jam On Radio, schreibt Joel Dittli seit 2023 bei zentralplus. Um auch den künftigen Herausforderungen im Medienalltag gewachsen zu sein, absolviert er die «Diplomausbildung Journalismus» am MAZ Luzern. Als Reggae-Musiker und FCL-Fan ist er am Wochenende oft in Kulturlokalen oder Fussballstadien anzutreffen.
Was für eine peinliche Neidkultur. Gepflegt natürlich durch die ÄssVouPee (SVP). Irgendwie typisch.
Ich denke, da will sich wohl jemand einfach ein bisschen wichtig machen oder Aufsehen erregen.
Marie-Françoise Arouet, 18.03.2025, 08:56 Uhr
Ob und wieviel Gratisparkplätze in Meggen existieren, geht den „VCS“ einen feuchten D. an, zumal die angepöbelten bösen „Auswärtigen“ ja offenbar genau das immer wieder praktizierte Modell „park-and-ride“ praktizieren.