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Die Uhr tickt: In 15 Jahren sollen in der Stadt Luzern keine Verbrenner mehr fahren. Doch dafür braucht es Ladestationen. Viele Ladestationen.
Progressiv sieht es ja aus. Der grüne Boden, die Säulen, das grosse Zeichen für Elektroautos. Nur: Nach diesen «Grünen Zonen» muss man in der Stadt Luzern regelrecht suchen.
Die eine liegt in der Eichmattstrasse, einer kleinen Quartiergasse. Die andere in der Bergstrasse am anderen Ende der Stadt. Insgesamt vier Strassenparkplätze mit Lademöglichkeit gibt es in den grünen Zonen. Das war's.
Für eine Stadt mit 80'000 Einwohnerinnen ist das nicht viel. Und auch sonst verrät ein Blick auf die Karte der Bundeswebsite «Ich tanke Strom», dass wirklich öffentliche Ladestationen für Elektroautos in Luzern rar sind.
Ab 2040 sollen keine Verbrenner mehr zugelassen werden
EWL betreibt Schnellladestationen am Verkehrshaus und in der Industriestrasse, CKW eine auf der Allmend. Weitere Lademöglichkeiten befinden sich vor allem in Parkhäusern, wie am Bahnhof oder Kasernenplatz. Andere Länder handhaben das anders: In den Niederlanden zum Beispiel gehören Ladestationen zum Stadtbild dazu.
Warum nicht auch in Luzern? Nach einer Antwort auf diese Frage hat zentralplus gesucht. Dieser Artikel ist der erste einer mehrteiligen Serie zum Thema Elektroautos in Zug und Luzern. Wie verbreitet sind sie? Welche Alternativen gibt es? Und: Wie ist die Infrastruktur?
Klar ist: Die Stadt Luzern hat sich ambitionierte Ziele gesteckt. In ihrer Klima- und Energiestrategie steht: Ab 2040 sollen nur noch erneuerbar angetriebene Autos immatrikuliert werden. Heute sind 90 Prozent der zugelassenen Autos im Kanton Luzern Verbrenner, also mit Diesel oder Benzin angetrieben. Auch wenn der Anteil elektrischer Fahrzeuge zunimmt (zentralplus berichtete).
Daher muss auch die öffentliche Ladeinfrastruktur besser werden. Das ist der Stadt Luzern völlig klar. Mit dem Pilotprojekt «Grüne Zone» sollen erste Erfahrungen gesammelt werden. Die zwei Zonen gibt es seit April 2024. Diesen März soll eine dritte Ladestation in der Winkelriedstrasse eröffnet werden, wie die Stadt dieser Tage auf ihrer Website mitgeteilt hat.
Und hat sich das erste Jahr gelohnt? Der städtische Projektleiter David Walter schreibt, Luzern werte gemeinsam mit EWL die Ergebnisse aktuell aus. Insgesamt ist das Projekt auf fünf Jahre angesetzt. Das Thema: «Laden im Quartier».
Luzerner sollen vor allem Zuhause und auf der Arbeit laden
Eine handvoll öffentliche Ladestationen für eine ganze Stadt – das ist nicht viel. Könnte man nicht schneller ausbauen? Walter erklärt, das sei nicht das Ziel. «Heute wie auch in Zukunft wird ein Grossteil der Ladevorgänge entweder zu Hause oder am Arbeitsplatz erfolgen.»
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Nur ein «geringer Anteil» der Bevölkerung habe diese Möglichkeit nicht. Doch was ist mit den Menschen in den Quartieren Hirschmatt, Kleinmatt, Bruch, in der Altstadt oder an der Zürichstrasse? Viele dort leben in Mietverhältnissen, haben keinen Parkplatz und nur eine Zonenkarte. «Es ist korrekt, dass sich der Bedarf je Quartier unterscheidet. Das wurde in der Planung beachtet», antwortet David Walter.
Mit zwei Jahren Verzögerung legt die Stadt einen Plan vor
Die Stadt habe ein «Gesamtkonzept erneuerbare Antriebe in der Mobilität» ausgearbeitet und darin auch den Bedarf an öffentlichen Ladestationen simuliert, erläutert der Projektleiter. Diesen Sommer soll der Bericht ins Stadtparlament kommen. Ursprünglich hatte der Stadtrat den Bericht für Ende 2023 angekündigt. Es war eine der Versprechen aus der Klima- und Energiestrategie 2021.
Der Planungsbericht wird effektive Massnahmen enthalten, um Elektromobilität in der Stadt Luzern zu fördern und um ihre Wirkung und Kosten abschätzen. Es ist das Handbuch, das die Stadt dringend benötigt, um ihre ehrgeizigen Ziele im Verkehrssektor zu erreichen.
Zielkonflikt: Parkplatzabbau gegen Ausbau von öffentlichen Ladestationen
Es gibt einen weiteren Grund, warum in der Stadt Luzern nicht flächendeckend Ladestationen stehen. Denn neben der Elektrifizierung ist geplant, die Hälfte aller öffentlichen Parkplätze an der Oberfläche in den nächsten Jahren abzubauen. Länger parkiert werden soll in Zukunft nur noch in Parkhäusern.
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Doch auch bei diesem Klimaziel geht es nicht so schnell voran wie eigentlich nötig: Um bis 2040 die angepeilten 3600 öffentlichen Parkplätze abzubauen, müssten jedes Jahr 225 Parkplätze verschwinden. Das sind rund doppelt so viele, wie 2023 oder auch 2022 verschwunden sind (zentralplus berichtete).
Die an den Strassen verschwindenden Parkplätze nun mit Ladestationen auszustatten, ist daher keine perfekte Lösung. Das Ganze ist ein klimapolitischer Zielkonflikt zwischen der Elektrifizierung auf der einen und dem Parkplatzabbau auf der anderen Seite.
Einen Elektroparkplatz zu mieten, ist heute sehr teuer
Wegen dieser Parkplatzziele verweist Projektleiter Walter auf die Möglichkeit, sich und sein E-Auto «in einem Parkhaus einzumieten». Nur: Auch dort erhalten Dauermieter für einen monatlichen Preis von 275 bis 350 Franken keinen Elektroparkplatz, sondern nur einen zeitlich beschränkten Zugang zu den Ladestationen.
Bedeutet: Nach einigen Stunden laden muss die Besitzerin zurückkommen und im Parkhaus umparkieren. Sonst droht Busse. Auch keine wirklich elegante Lösung.
Einige private Anbieter von Elektroparkplätzen gibt es, für Menschen, die elektrisch fahren wollen, aber keinen eigenen Parkplatz haben. Die Kosten in der Stadt Luzern bewegen sich zwischen 200 und 400 Franken, zum Teil sind die Wartelisten lang. So etwa bei der Himmelrichüberbauung der Allgemeinen Baugenossenschaft Luzern (ABL).
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Das zeigt: Das Bedürfnis nach Lademöglichkeiten ist gross. Doch das Angebot ist knapp, sowohl öffentlich als auch bei Privaten. Wie knapp genau das öffentliche Angebot ist, weiss auch die Stadt nicht. «Uns liegt keine Übersicht aller öffentlich zugänglichen Ladestationen vor», schreibt der Projektleiter.
An öffentlichen Ladestationen zahlt man viel mehr für Strom
Keine eigene Ladestation zu haben, macht das Elektroautofahren nicht nur umständlicher, sondern auch teurer. Nutzer berichten, dass bei manchen Modellen kaum ein Kostenvorteil zu fossilen Antrieben besteht. Denn: Der Strom an den öffentlichen Säulen ist teurer als zu Hause.
In den «Grünen Zonen» verkauft EWL den Strom für 53 Rappen pro Kilowattstunde. Eine Ladung für den elektrischen Smart EQ Fortwo kostet dort also rund zehn Franken – für eine Reichweite von 100 Kilometern. Kaum ein Unterschied zu einem sparsamen Benziner.
Den gleichen Tarif wendet EWL auch bei seinen Schnellladestationen an. Grund dafür seien die «hohen Investitionskosten» für die Infrastruktur, wie die Firma auf Anfrage erläutert. Kommt der gleiche Naturstrom aus der eigenen Steckdose, kostet er dagegen nur 31 Rappen pro Kilowattstunde.
EWL will Strompreise leicht senken
Könnte die Stadt aushelfen und einen Teil der Infrastruktur mitfinanzieren, damit der Strom gleich teuer wird wie zu Hause? Walter schreibt: «Gemäss den geltenden Strategien der Stadt Luzern ist nicht angedacht, den Strompreis für E-Fahrzeuge zu subventionieren.»
Eine gute Neuigkeit gibt es dennoch: EWL kündigt gegenüber zentralplus an, ab April 2025 den Preis für Strom an den «halb öffentlichen Ladestationen in den Parkhäusern» von 46 auf 42 Rappen je Kilowattstunde zu senken. Wieder ein kleiner Schritt, um den Stadtluzerner Verkehr erneuerbar zu machen. Dennoch bleibt der Eindruck: Irgendwie schleicht die Stadt Luzern in die Elektrorevolution.
- Website der Stadt Luzern zum «Grüne Zone»-Projekt
- Daten von Lustat zu Fahrzeugen
- Schriftlicher Austausch mit dem städtischen Projektleiter David Walter und der EWL
- Interview auf «Laden Punkt»
- Website von «Ich tanke Strom»