Verkehr & Mobilität
Überbauung auf dem ZVB-Areal An der Aa

Der Verkehr im «Filetstück der Stadt Zug» verdoppelt sich

Die Rush-Hour auf der Nordstrasse zwischen Zug und Baar könnte noch deutlich schlimmer werden. (Bild: Andreas Busslinger)

Die Zugerland Verkehrsbetriebe planen gemeinsam mit dem Kanton eine Überbauung auf dem Areal An der Aa in der Stadt Zug. Ein Bericht zeigt jetzt, dass der Autoverkehr auf den umliegenden Strassen enorm zunehmen wird.

190 Millionen Franken wird die Überbauung kosten, die der Kanton und die Zugerland Verkehrsbetriebe (ZVB) bis 2035 realisieren möchten. Die «Verdichtung» auf dem alten ZVB-Betriebsgelände befindet sich mitten im «Filetstück der Stadt Zug», wie SVP-Gemeinderat Philip C. Brunner es einst bezeichnete (zentralplus berichtete). Nicht nur die ZVB erhält auf dem Areal neue Räume, sondern auch der Rettungsdienst Zug und Teile der kantonalen Verwaltung. Auf dem nördlichen Teil des Geländes An der Aa sind Büros und preisgünstiger Wohnraum geplant.

Der Bau von höheren und grösseren Hallen ist für die ZVB dringend notwendig. Erstens reicht der Platz für die Fahrzeug-Flotte nicht mehr aus. Zweitens sind die neuen E-Busse der ZVB so hoch, dass sie kaum noch in die alten Hallen passen. Mit der Millionen-Überbauung im Zuger «Filetstück» soll also auch ein Schritt für mehr grünen Nahverkehr getätigt werden.

Doch ein Blick in den Umweltverträglichkeitsbericht (UVB) verrät: Bis 2035 wird sich der Autoverkehr um das neue ZVB-Areal verdoppeln. Der Bericht liegt gemeinsam mit dem Bebauungsplan bis zum 12. Mai öffentlich auf (zentralplus berichtete).

Der Verkehr nimmt zu

Um die Verkehrsbelastung auf der General-Guisan-Strasse, der Aabachstrasse und den umliegenden Strassen zu berechnen, verwendet der UVB die Daten der Zählstelle im Kanton Zug. Daraus ergibt sich folgendes Bild: Im untersuchten Stadtteil rund um das Areal gibt es zurzeit etwa 670 Fahrten pro Tag. Im Betriebszustand im Jahr 2035 werden es 1'323 Fahrten pro Tag sein.

Auch auf der General-Guisan-Strasse nördlich des ZVB-Areals wird der Verkehr deutlich zunehmen. (Bild: zvg)

Doch nicht alle 650 zusätzlichen Fahrten sind eine Folge der neuen Überbauung. Der Anteil des ZVB-Areals an dem errechneten Mehrverkehr rund um das Gelände beträgt nicht einmal 10 Prozent, heisst es im Bericht. Das wiederum bedeutet: Der Verkehr in der Stadt Zug wird massiv zunehmen, mit oder ohne neues Areal An der Aa. Errechnet haben das die Planer mithilfe des kantonalen Verkehrsmodells 2017 und 2040.

Parkplätze als Gegenmassnahme

Die Problematik ist auch den Projektleitern des Areals An der Aa bekannt. Sie planen daher durch eine Limitierung von Parkplätzen den Verkehr um das Areal zu reduzieren.

«Aufgrund des beschränkten Parkplatzangebots ist es zwingend, dass Beschäftigte und Kunden mit dem öV, zu Fuss oder mit dem Velo anreisen.»

Umweltverträglichkeitsbericht

Wenn das Areal einmal fertig ist, werden rund 1'615 Personen dort arbeiten. Nur 16 Prozent von Ihnen erhalten einen Parkplatz für ein Auto. Auch für Kunden und Beschäftigte werden die Parkflächen limitiert, ebenso für Bewohner. «Aufgrund des beschränkten Parkplatzangebots ist es zwingend, dass Beschäftigte und Kunden mit dem öV, zu Fuss oder mit dem Velo anreisen», heisst es dazu im Bericht.

36 Parkplätze weniger wären illegal

Insgesamt sind 295 Parkplätze für Besucher, Bewohner und Beschäftigte geplant. Gemäss Schweizerischer Norm dürfen es zwischen 260 und 490 Parkplätze sein, für ein Areal dieser Grösse, schreibt das kantonale Amt für Umwelt, das den UVB beurteilt hat. Nur 35 Parkplätze weniger wären also erlaubt.

Das zurückhaltende Parkplatzangebot sei geeignet, eine Dämpfung des Verkehrswachstums zu erreichen, schreibt das Amt weiter. Jedoch müssten «die Abstellplätze für Besucherinnen, Kundschaft und Beschäftigte ab der ersten Minute monetär und lenkungswirksam» bewirtschaftet werden. Was das genau bedeutet, ist noch nicht bekannt. Auf eine Anfrage von zentralplus werde das Amt erst nächste Woche antworten können.

Parkplatzpflicht bei Neubauten abschaffen

Es wird zu wenig unternommen, um in den nächsten Jahren weniger Mehrverkehr zu haben, meint stattdessen Grüne-Kantonsrat Luzian Franzini (ALG). Da der zusätzliche Verkehr die umliegenden Quartiere belasten wird, wären weitere Massnahmen «sehr begrüssenswert».

«Ziel muss sein, dass das Verkehrsaufkommen in der Stadt Zug in den nächsten Jahren nicht weiter steigt, sondern sinkt.»

Luzian Franzini, ALG-Kantonsrat

Folgende Massnahmen schlägt der Kantonsrat vor: Beschäftigte, die zu ihren Arbeitszeiten mit dem öV anreisen können und das auch tun, könnten finanziell belohnt werden. Für Velofahrer bräuchte es überdachte Veloabstellorte sowie Dusch- und Umkleideplätze. Und auch Gutscheine für Velowerkstätten könnten helfen, das Velofahren attraktiver zu machen.

Gesetzlich liesse sich die Situation wie folgt verbessern: Der Kanton könnte die Parkplatzpflicht bei Neubauten abschaffen, meint Franzini. Das beträfe dann auch die geplanten Wohneinheiten auf dem ZVB-Areal, denen bisher eine gewisse Anzahl an Parkplätzen gesetzlich zustehen. Für ihn ist klar: «Ziel muss sein, dass das Verkehrsaufkommen in der Stadt Zug in den nächsten Jahren nicht weiter steigt, sondern sinkt.»

Luzian Franzini fordert mehr Massnahmen gegen den Mehrverkehr. (Bild: zvg)
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