Zahlen rauschen nach unten

Der Boom bei den Fahrprüfungen ist Geschichte

Beim Autofahren ist ein Führerausweis Pflicht. Letztes Jahr meldeten sich aber deutlich weniger zur Prüfung an. (Bild: Symbolbild Luzerner Polizei)

Erst die Corona-Pandemie, dann ein Prüfungsboom – und letztes Jahr ein massiver Rückgang an Fahrschülern. Was ist los bei den Fahrprüfungen in Luzern?

Im Jahr 2021 hat eine Rekordanzahl Fahranfänger die Fahrprüfung abgelegt. Fast eine halbe Million theoretische und praktische Prüfungen wurden durchgeführt. Doch letztes Jahr hat es sich ins Gegenteil gekehrt. Die Zahlen seien niedriger als vor der Pandemie, schreibt die Vereinigung der Strassenverkehrsämter (Asa).

Woran liegt das? Ist das Auto für junge Menschen nach der Pandemie nicht mehr attraktiv? Hat der öffentliche Verkehr triumphiert? Oder hat die Pandemie den Familien so tief in die Tasche gegriffen, dass die Prüfung für viele schlicht zu teuer ist? Wir haben nachgehakt.

Während Corona waren die Fahrschüler erfolgreicher

Um die 3400 Franken kostet ein Führerausweis im Kanton Luzern. Inklusive Nothelferkurs, Fahrstunden und den Prüfungsgebühren. Das ist eine ordentliche Summe! Umso blöder, wenn der Test nicht auf Anhieb gelingt.

Aufregung, Zeitdruck und schlechte Vorbereitung – wer kennt es nicht? Die drei Prüfungsmonster führen dazu, dass jeder Dritte im Kanton Luzern bei der praktischen Prüfung durchrasselt. Bei der theoretischen Prüfung sind die Erfolgschancen ein wenig besser. Nur jeder vierte muss den Test noch einmal machen.

Interessant ist, dass in den Jahren 2020 und 2021 mehr Schüler die Führerscheinprüfung bestanden haben. «Wir würden dies dem Umstand zuschreiben, dass sich die Prüflinge wegen der Einschränkungen durch Corona etwas mehr Zeit zum Lernen nehmen konnten», sagt Peter Kiser, Dienststellenleiter beim Strassenverkehrsamt Luzern. Ist unser derzeitiges System also zu streng?

Der Boom an Fahrprüfungen kam plötzlich

Wohl kaum, denn gemäss der Luzerner Dienststelle sind diese Durchfallquoten schon über viele Jahre recht stabil. Nicht stabil dagegen war die Anzahl abgelegter Prüfungen in den letzten vier Jahren. Nach extrem vielen Prüflingen im Jahr 2021 seien die Zahlen letztes Jahr auch in Luzern nach unten gerauscht.

«Das Jahr 2021 war in vielerlei Hinsicht nicht vergleichbar mit den Vorjahren. Die Gründe liegen in Luzern nicht anders als in der übrigen Schweiz»

Peter Kiser, Strassenverkehrsamt Luzern

Der Grund? Anfang 2021 seien verschiedene neue Regeln in Kraft getreten, die zu einem regelrechten Prüfungsboom geführt hätten. «Das Jahr 2021 war in vielerlei Hinsicht nicht vergleichbar mit den Vorjahren.», erklärt Peter Kiser.

Neue Regeln trieben Fahrschüler nach vorne

Was hat sich 2021 geändert? Erstens wurde landesweit die Führerausweisvorschrift geändert. Um nicht unter die neue zwölfmonatige Lernphase zu fallen, hätten viele Schweizer direkt losgelegt, um noch unter altes Recht zu fallen. Ausserdem hätten viele davon profitiert, dass es den Lernfahrausweis jetzt mit 17 Jahren gibt.

Auch wegen einer Änderung bei den Motorrädern hätten Prüfungen geboomt. Seit 2021 muss in der Kategorie A für mindestens zwei Jahre ein auf 35 kW beschränktes Motorrad gefahren werden. Um dem zu entgehen, hätten viele ihre praktische Motorradprüfung direkt abgelegt.

«Auch die Covid-19-Pandemie dürfte sich auf die Nachfrage ausgewirkt haben. In welchem Ausmass dies geschah, wurde jedoch statistisch nicht erhoben.»

Peter Kiser

Und die Lockdowns haben beigetragen. «Auch die Covid-19-Pandemie dürfte sich auf die Nachfrage ausgewirkt haben. In welchem Ausmass dies geschah, wurde jedoch statistisch nicht erhoben», sagt Kiser. Erfahrungen aus anderen Bereichen zeigen: Wie im Konsumverhalten könnte es auch bei den Führerausweisen einen Nachholeffekt gegeben haben.

Normalzustand kehrt ein

Im Jahr 2022 hat sich der Prüfungsboom gelegt. Seitdem sei die Anzahl Prüfungen im Vergleich zu den Vor-Corona-Jahren relativ stabil, schreibt Kiser. Insgesamt wurden im letzten Jahr über alle Kategorien 8766 praktische und 8799 theoretische Prüfungen im Kanton Luzern abgelegt.

Das bedeutet: Fahrschulen und Autoverkäufer müssen sich keine Sorgen machen. Nach der Prüfungsboom und dem Abflauen der Welle folgt ein stabiles «Weiter so».

Verwendete Quellen
  • Medienmitteilung der Vereinigung der Strassenverkehrsämter
  • Schriftlicher Austausch mit Peter Kiser, Dienststellenleiter beim Strassenverkehrsamt Luzern
  • Website der Vereinigung der Strassenverkehrsämter zu den neuen Regeln ab 2021
  • Website von Fahrlehrer.ch
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Rene Gruber
    Rene Gruber, 28.02.2023, 10:44 Uhr

    So erstaunlich ist ja wohl nicht, dass während Corona die Prozentzahl bestandener Prüfungen höher war. In jener Zeit hatte es auch deutlich weniger Verkehr auf der Strasse und es war somit auch einfacher zu fahren.

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  • Profilfoto von Pia
    Pia, 28.02.2023, 07:00 Uhr

    Das hat doch mit Coronana nichts am Hut so ein Schmarren hergezogener. Zahlen kann man es fast nicht mehr. In Neubauten kriegt man wenn überhaut nur noch ein Parkplatz 140 Fr im Monat. Dazu die Prüfung da gibt es äussert Sonderbare Wesen, Ein Auto im Gesamten ist sehr Teuer Geworden, Versicherung, Unterhalt ,Benzin, Der ÖV ist auch nicht Billiger ..

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