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Wer letzthin im Parkhaus beim Postplatz in Zug parkiert hat, dem dürfte es aufgefallen sein: Oft herrscht hier Tropenstimmung mit teils 34 Grad. Und das selbst an Tagen, an denen es draussen kühl ist. Zudem wird aktiv heisse Luft in die Garage geblasen. zentralplus hat nachgeforscht, was es damit auf sich hat.
Für viele Zuger ein Segen: Nachdem es während fast zwei Wochen sommerlich heiss war in der Region, sanken die Temperaturen ab Freitagabend dramatisch. Fertig geschwitzt war jedoch nur für Zugerinnen, die ihr Auto vergangenes Wochenende nicht im Parkhaus Postplatz parkiert hatten.
Während in den Strassen kühles, nasses Pulliwetter vorherrschte, lagen die Temperaturen drinnen bei rund 34 Grad. Ausserdem strömte aus dem Lüftungssystem unterhalb der Barriere heisse Luft. Nanu? Wird das Parkhaus selbst im August geheizt?
Die riesige Betonkonstruktion ist ein Vor- wie auch ein Nachteil
Das Parkhaus Postplatz, das im Frühling 2018 eröffnet wurde, wird durch die Betreibergesellschaft Parkplatz Postplatz geführt. Bei dieser sind die Pensionskasse der Stadt Zug mit rund 50 Prozent, die WWZ AG mit 25 Prozent und Private mit weiteren 25 Prozent beteiligt. Martin Kümmerli, der Liegenschaftsverantwortliche der PK der Stadt Zug erklärt auf Anfrage: «Weil das Gebäude ziemlich neu ist, ist es gegen aussen gut isoliert. In dieser riesigen Betonkonstruktion bleibt die Energie über Tage, ja über Wochen gespeichert.» So auch nach der längeren Hitzephase im August.
«Ein Teil der Wärme wird zudem über die Autos in die Tiefgarage gebracht. Jeder Motor allein gibt ziemlich viel Hitze ab», sagt Kümmerli, der hauptberuflich als Architekt tätig ist. So weit, so gut. Damit ist jedoch die Frage nicht geklärt, warum selbst bei kühleren Aussentemperaturen warme Luft ins Parkhaus geleitet wird.
Kalte und heisse Luft gehen Hand in Hand
Dazu sagt Kümmerli: «Bei der vermeintlichen Lüftung oberhalb der Barrieren bei der Garageneinfahrt handelt es sich in Wirklichkeit um die Rückkühler der Klimaanlagen der Büros, die im selben Gebäude liegen, von denen die Pensionskasse der Stadt Zug jedoch keine Eigentümerin ist.»
Und weiter: «Wird an einem Ort Kälte abgegeben, entsteht gleichzeitig Abwärme. Oft wurde diese früher übers Dach abgeleitet. Das wird heute jedoch weniger gemacht, da man möglichst viel Dachfläche begrünen will.» Deshalb wird in diesem Fall die Abwärme übers Parkhaus weggeführt.
Lange verpönt, sei der Einbau von Klimaanlagen bei neuen Bürogebäuden Usus geworden, erklärt Kümmerli – obwohl sie in der Installation und im Gebrauch teuer sind. Ein Nachteil, den viele Unternehmer in Kauf nehmen, denn: «Die Leistung der Mitarbeitenden nimmt markant ab, je wärmer es ist. Wenn im Büro 30 Grad herrschen, beträgt die Einbusse der Leistungsfähigkeit rund 20 Prozent.» Der Architekt weiter: «Da lohnt sich eine Klimaanlage, gerade für grössere Dienstleistungsbetriebe, längstens.»
Anders als bei Bürogebäuden gebe es die Diskussion um Klimaanlagen beim Neubau von Schulhäusern noch kaum. «Vielleicht, weil dort der Schaden nicht zu beziffern ist, der aufgrund der Leistungseinbussen entsteht», mutmasst Kümmerli.
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Selbst Lüften nützt kaum etwas
Zurück zur Abwärme, die in die Tiefgarage geleitet wird. Auf die Frage, warum das trotz kühlerer Tage passiert, sagt Kümmerli: «Neuere Gebäude weisen eine sehr starke Trägheit auf. Wenn die Wärme einmal drin ist, dauert es einige Tage, bis sich die Temperatur wieder absenkt.» Das sei in der Übergangszeit zwar ökologisch, da erst nach einigen kalten Tagen geheizt werden müsse.
Doch auch im Sommer bleibe die Hitze im Gebäude drin, da der ganze Beton aufgewärmt sei. Da nütze selbst ausgiebiges Lüften kaum etwas, so Kümmerli: «Luft ist ein sehr schlechter Wärmetransporter. Ein Kubikmeter Luft wiegt gerade mal 30 Gramm. Damit kann man nur sehr wenig Wärme abführen.»
Die Wärme, die sich in der Tiefgarage sammelt, ist zwar für Autofahrerinnen im Sommer unangenehm, aber auch nicht weiter schlimm. So wird denn auch das Belüftungssystem des Parkhauses nicht allein aufgrund der Wärme eingeschaltet. «Dieses kommt erst zum Zug, wenn ein gewisser CO2-Wert aufgrund von Abgasen überschritten ist. Zu diesem Zweck ist das Parkhaus Postplatz mit Sensoren ausgerüstet.»
Aktiv geheizt wird das Parkhaus übrigens selbst im tiefen Winter nie. «In dieser Zeit sind wir gar froh, wenn etwas warme Abluft ins Untergeschoss geblasen wird», sagt Kümmerli.
- Telefongespräch mit Martin Kümmerli
- Augenschein im Parkhaus Postplatz