Gleisarbeiten in Luzern

Gesperrter Bahnhof: So sieht es auf der Baustelle aus

Baustelle mit Aussicht. Yass Röhricht ist die Gesamtprojektleiterin. (Bild: cbu)

Bis Montag in der Früh wird beim Bahnhof Luzern gebaut – und darum ist er für den Zugbetrieb grösstenteils gesperrt. zentralplus hat sich umgesehen.

Mittlerweile dürften es auch die Letzten mitbekommen haben. Der Bahnverkehr am Bahnhof Luzern ist über das Wochenende vom 18. bis 20. März komplett lahmgelegt. Ausnahmen bilden einzig die Strecken der Zentralbahn. Wer also von Luzern aus beispielsweise nach Zürich oder Bern reisen (oder auf diesem Wege nach Luzern kommen) möchte, muss auf Bahnersatzbusse umsteigen (zentralplus berichtete).

Grund für die Totalsperrung sind umfangreiche Bauarbeiten bei den Gleisanlagen. zentralplus hat sich die Baustelle am Samstagvormittag im Rahmen eines Medienrundgangs angesehen.

Leere Gleise und trotzdem Betrieb

Obwohl fast keine Züge fahren und die Gleise grösstenteils leer sind, herrscht im Bahnhof reger Betrieb. Die Läden sind normal geöffnet, Passanten kaufen fleissig ein. Auf den abgesperrten Perrons herrscht ebenfalls emsiges Treiben. Die SBB nutzen die Sperrung der Gleisanlage, um Reinigungs- und Reparaturarbeiten durchzuführen. Auf den Gleisen werden mit übergrossen «Staubsaugern» Zigarettenstummel aus dem Schotter gesaugt, über Hebebühnen spritzen Arbeiter mit Wasserschläuchen die Glasscheiben des Dachs sauber.

«Das ist nur möglich, weil wir den Strom abgestellt haben», führt Gesamtprojektleiterin Yass Röhricht aus. Oberbauleiter Hans Gassmann und SBB-Sprecher Reto Schärli führen von der Bahnhofshalle zur Langensandbrücke, von wo man einen guten Überblick auf den Hauptteil der Bauarbeiten hat.

Tonnenweise Schotter

Das «Nadelöhr» der Gleisanlage ist auf zwei Gleisspuren mit Waggons und Baugeräten blockiert. Hans Gassmann erklärt das Vorgehen. Vier Weichen werden über die kommenden zwei Tage ersetzt und der Unterbau wird erneuert. Am Samstagvormittag wird dafür tonnenweise Schotter abgetragen und auf Lastenzüge verfrachtet. Danach wird erst ein Vlies in die entstandene Mulde gelegt und mit Blähtonkugeln – wie sie auch für Pflanzentöpfe verwendet werden – aufgefüllt.

Zuletzt kommt noch eine Schicht Asphalt drauf, bevor die neuen Weichen samt Schotter darüber verlegt werden. Der richtige Unterbau sei enorm wichtig, führt Gassmann aus. Denn wegen der Seenähe habe man einen relativ hohen Grundwasserspiegel, was den Untergrund weich werden lässt. «Bauen auf Joghurt» nennt es der Fachmann.

Zuletzt wurden Arbeiten in diesem Umfang vor rund dreissig Jahren durchgeführt, schätzt der Oberbauleiter. 200 Personen arbeiten in insgesamt sieben Schichten über das Wochenende. «Die Logistik ist eine riesengrosse Herausforderung», erklärt Hans Gassmann.

1,5 Millionen Franken für ein Wochenende

Die aktuellen Arbeiten sind nur ein Teil eines grossen Bauprojekts, das sich insgesamt über eine Zeitdauer von rund eineinhalb Jahre zieht. Geht alles nach Plan, sollte das Projekt Ende April 2024 abgeschlossen sein. Gemäss SBB-Sprecher Reto Schärli liegt man derzeit gut im Zeitplan. Ziele der Umsetzung sind unter anderem ein pünktlicherer Fahrplan, flexiblere Parallelfahrten – also zeitgleiche Ein- und Ausfahrten der Züge in den Bahnhof – und Erhaltungsmassnahmen der Bausubstanz.

Gesamthaft kostet das Projekt 46 Millionen Franken. «Die Baukosten für dieses Wochenende belaufen sich auf etwa 1,5 Millionen Franken», sagt Yass Röhricht.

Nächste Sperrung steht bevor

Ein kurzer Augenschein beim Inseliquai, wo die Ersatzbusse fahren, zeigt ein gesittetes Bild. Trotz frühlingshaftem Wetter sind am Samstagmorgen relativ wenige Leute unterwegs. Auf die Totalsperrung angesprochen, sagt ein wartender Buspassagier: «Man hat es ja gewusst.» Schulterzuckend fügt er hinzu: «Ist auch nicht das erste Mal. Und wird wohl nicht das letzte Mal sein.»

Stimmt. Denn bereits am Wochenende vom 1. bis 3. April kommt es zur nächsten Sperrung, damit drei weitere Weichenanlagen erneuert werden können. Allerdings wird nicht wieder der ganze Bahnhof dichtgemacht, sondern es kommt zu einer Teilsperrung. Wie Hans Gassmann erklärt, bleibt ein Teil der Strecke von und nach Luzern befahrbar, weil die Bauarbeiten an anderer Stelle auf der Anlage durchgeführt werden. Was das konkret für die Fahrgäste der Bahn bedeutet, wird noch kommuniziert.

Willst du dieses Wochenende umherreisen? zentralplus sagt dir, wie du an an dein Ziel kommst.

  • Richtung Sursee: Mit dem Ersatzbus ab dem Inseliquai bis Bahnhof Emmenbrücke. Dort auf den Zug in Richtung Sursee umsteigen.
  • Richtung Zug: Hier steigst du am Inseliquai in den Ersatzbus bis Bahnhof Ebikon. Dort auf den Zug in Richtung Zug umsteigen.
  • Richtung Wolhusen: Mit dem Ersatzbus ab Inseliquai bis zum Bahnhof Littau. Dort auf die Züge der BLS umsteigen.
  • Richtung Meggen: Mit den VBL-Linien 6, 8 oder 24 bis zum Verkehrshaus. Dort auf den Zug in Richtung Meggen umsteigen.
  • Richtung Tessin: Die Nord-Süd-Verbindungen zwischen Basel und dem Tessin fallen wegen Bauarbeiten am Basler Bahnhof aus. Hier empfehlen die SBB, mit dem VBL-Bus 6, 8 oder 24 bis Verkehrshaus zu fahren und dort auf den Voralpenexpress oder die S-Bahn bis Arth-Goldau umzusteigen. Dort auf die Tessin-Züge umsteigen.
Verwendete Quellen
  • Medienrundgang Baustellenbegehung
  • Gespräche mit Yass Röhricht und Hans Gassmann

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