Mehr Geld aus Bern

Busperron vor dem Globus in Luzern? Der Bund findet das gut

Vor der Hauptpost wird zwar kein weiteres Busperron entstehen, wenige Meter weiter in der Pilatusstrasse hingegen schon. (Bild: Emanuel Ammon/AURA) (Bild: Emanuel Ammon/AURA)

Freude beim Kanton Luzern: Bern beteiligt sich stärker an der Finanzierung der Projekte des Agglomerationsprogramms Luzern. Allerdings kommen nicht alle Projekte gleich gut an.

Seit dem Jahr 2008 beteiligt sich der Bund im Rahmen des Programms Agglomerationsverkehr an den Kosten der Verkehrsinfrastrukturen von Agglomerationen. Jetzt hat der Bundesrat beschlossen, welche Infrastrukturprojekte der Bund unterstützen will. Konkret geht es um Bauprojekte in den Agglomerationen, die in den Jahren 2024 bis 2028 in Angriff genommen werden sollen.

Insgesamt spricht der Bund für Projekte des Agglomerationsprogramms Luzern rund 47 Millionen Franken. Damit übernimmt der Bund rund 40 Prozent der gesamten Investitionskosten der unterstützten Projekten, die insgesamt rund 118 Millionen Franken betragen.

Bund erhöht Finanzierungsanteil an den Kanton Luzern

So beteiligt sich der Bund mit einem höheren Anteil als bisher an den gesamten Investitionskosten. Bei vergangenen Agglomerationsprogrammen hat der Bund lediglich 35 Prozent der Kosten übernommen.

Dass der Bund den Beitrag um fünf Prozentpunkte anhebt, weist darauf hin, dass er die erwartete Wirkung der Projekte höher einschätzt. Entsprechend gross ist die Freude beim Kanton: «Das kommt einer besonderen Würdigung unseres Programms gleich. Mit dem höheren Beitrag attestiert der Bund dem Agglomerationsprogramm Luzern ein gutes Kosten-Nutzen-Verhältnis», hält Mike Siegrist fest, Kantonsplaner und Projektleiter Agglomerationsprogramm.

Bund unterstützt weiteres Busperron an der Pilatusstrasse

Doch nicht alle Massnahmen des Agglomerationsprogramms kommen beim Bund gleich gut an. Etwas überraschend unterstützt der Bund ein sogenanntes Durchmesserperron in der Region des Bahnhofs – dies obschon der Kanton ein entsprechendes Projekt im vergangenen Mai abgelehnt hat (zentralplus berichtete). Konkret hatte der Kanton geprüft, ob vor der Hauptpost ein zweites Busperron erstellt werden kann (zentralplus berichtete). Doch der Standort entpuppte für eine zweites Busperron aus Sicherheitsgründen als ungeeignet.

Mike Siegrist sagt, dass der Kanton das damalige Projekt zwar annulliert hatte, er es aber gleich neu projektierte. «Jetzt ist man an einer einfacheren Lösung mit Haltekanten am Anfang der Pilatusstrasse Richtung Westen. Diese sind nicht nebeneinander, sondern nacheinander. Diese neu projektieren Haltekanten haben wir mit dem Bund besprochen.» Konkret soll das weitere Busperron etwa auf der Höhe des Globus entstehen. Von den budgetierten Kosten in der Höhe von 3 Millionen Franken übernimmt der Bund rund 1,2 Millionen Franken.

Warum benötigt der Kanton Luzern ein weiteres Perron? Bei dem vom Bund unterstützten Busperron handelt es sich um ein sogenanntes Durchmesserperron. Dies ist ein Perron, bei dem die Busse nach dem Halt direkt in derselben Fahrtrichtung weiter fahren können. Momentan fahren nur wenige Busse nach dem Halt am Bahnhof Luzern direkt weiter. Für die meisten Linien ist der Bahnhof Start- und Zielpunkt der Reise. Ein Wendemanöver ist darum zwingend notwendig.

Velowege im Renggloch? Für den Bund zu teuer

Andere Projekte kommen beim Bund aber nicht so gut weg. So hat der Kanton Luzern darauf gehofft, dass der Bund sich künftig finanziell am Radweg auf der zu sanierenden Strasse zwischen Hohrüti und Under Rängg beteiligen wird. Es handelt sich dabei um die Strasse direkt unterhalb der Rengglochstrasse.

Im Gegensatz zum Veloweg auf der Rengglochstrasse – deren Sanierung inklusive Erstellung eines Veloweges noch dieses Jahr beginnt – möchte der Bund derzeit einen Radweg zwischen Hohrüti und Under Rängg nicht finanziell unterstützen. Die Gesamtkosten seien gemessen am Nutzen der Radverkehrsanlage zu hoch, so das Fazit.

Die Rengglochstrasse Richtung Littau. (Bild: zvg)

Wie geht es weiter? «Seitens Kanton wird das Projekt nun vertieft, optimiert und im Rahmen des nächsten Agglomerationsprogramms neu eingegeben und dannzumal hoffentlich besser beurteilt werden», sagt Kantonsplaner Siegrist.

Knoten in Buchrain wird auf die lange Bank geschoben

Ebenfalls vom Bund nicht priorisiert wird der Knoten K65 in Buchrain. Der Knoten ist seit Langem aufgrund der Verkehrsüberlastung bekannt (zentralplus berichtete). Diese Problematik anerkennt der Bund zwar, jedoch seien der Planungsstand ungenügend sowie die Bau- und Finanzreife unzureichend, weswegen der Bund dem Projekt die niedrigste Dringlichkeit einräumt. Konkret heisst das: Der Bund wird sich Stand heute am entsprechenden Projekt bis im Jahr 2031 nicht beteiligen.

Kantonsplaner Mike Siegrist sagt dazu: «Die Lösung, die wir im Juni 2021 eingereicht haben, hat den Bund zu wenig überzeugt. Wir werden das Projekt nun mit dem Astra abstimmen. Der Kanton Luzern will das Projekt im Jahr 2025 neu eingeben. Wir hoffen, dass wir dann eine wesentlich bessere Beurteilung bekommen.»

Was ist ein Agglomerationsprogramm?

In einem Agglomerationsprogramm stimmen mehrere Gemeinden und Städte ihre Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander ab. Da den Agglomerationen für die häufig kostspieligen Strassenprojekte oder Velospuren das Geld fehlt, beteiligt sich der Bund seit 2008 im Rahmen des Programms Agglomerationsverkehr an den Kosten dieser Verkehrsinfrastrukturen.

Die vom Bund unterstützten Massnahmen sollen die Stadt und die umliegenden Gebiete vom Verkehr entlasten, das Umsteigen auf den öffentlichen Verkehr und den Fuss- und Veloverkehr fördern.

Das Agglomerationsprogramm Luzern der vierten Generation wurde vom Kanton Luzern unter Co-Federführung des Regionalen Entwicklungsträgers LuzernPlus und des Verkehrsverbundes Luzern (VVL) erarbeitet. Es enthält Massnahmen mit Baubeginn zwischen 2024 und 2028.

Hinweis: Auf Basis von Informationen des Kantons Luzern hat zentralplus in einer früheren Version des Artikels geschrieben, dass sich der Bund nicht finanziell am Radweg auf der zu sanierenden Rengglochstrasse beteiligen will. Später teilte der Kanton Luzern mit, dass er bei der Kommunikation zwei Projekte verwechselt hat. Richtig ist: Der Bund möchte sich nicht finanziell am Radweg der zu sanierenden Strasse zwischen Hohrüti und Under Rängg beteiligen. Hingegen hat der Bund das Projekt der Sanierung der Rengglochstrasse mit einer neuen Radverkehrsanlage bereits im Jahr 2015 mit 1,7 Millionen Franken unterstützt. Der Artikel wurde entsprechend angepasst. 

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Mike Siegrist, Kantonsplaner und Projektleiter Agglomerationsprogramm
  • Agglomerationsprogramm Luzern, 4. Generation, Prüfbericht des Bundes
  • Medienmitteilung des Bundes
  • Medienmitteilung des Kantons Luzern
  • Agglomerationsprogramm, Informationen und Zahlen des Bundes zu bewilligten Projekten
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