Über 20 Eigentümer betroffen

Bösch-Areal: Hünenberg droht Zoff um Parkplätze

Gemeinderat Hubert Schuler muss über 20 Grundstückbesitzer auf dem Bösch-Areal darüber aufklären, dass ihre Parkplätze verschoben werden. (Bild: Andreas Busslinger)

Hünenberg hegt grosse Visionen für das Bösch-Areal im Süden der Gemeinde. Den Plänen fallen allerdings rund hundert private Parkplätze zum Opfer. Langwierige Diskussionen kann sich die Gemeinde nicht leisten – sie steht unter Zeitdruck.

Das Bösch-Areal im Süden Hünenbergs ist bereits heute der wichtigste Wirtschaftsstandort der Gemeinde. Rund 3’300 Personen arbeiten hier in den insgesamt 600 Firmen, die im Bösch ihren Sitz haben.

Gleichzeitig sieht der Gemeinderat von Hünenberg dessen Bedeutung durch andere Industriestandorte im Kanton Zug bedroht. Damit die Suurstoffi in Rotkreuz und das Papieri-Areal in Cham dem Bösch nicht den Rang ablaufen, will die Gemeinde das Gebiet in den kommenden Jahren massiv aufwerten (zentralplus berichtete).

Die kühne Vision der Gemeinde sieht ein Industriegebiet mit künftig 5’000 Arbeitsplätzen, selbstfahrenden Bussen, viel Grün und drei Hochhäusern vor. Doch wo fängt man bei all den Ideen und Plänen überhaupt an? Beim Strassenraum.

Knapp eine Million kostet die neue Strassengestaltung

Im vergangenen Dezember hat die Gemeindeversammlung einem Kredit von 900’000 Franken zugestimmt. Mit dem Geld soll aus dem heute grauen, von Asphalt und den 1’800 oberirdischen Parkplätzen geprägten Areal ein lebendiger, öffentlicher Aussenraum werden.

Für die mittlere Strassenachse sieht die Vision eine Boulevardfläche vor. Hier soll man sich in Zukunft gerne aufhalten. Essensstände, Sitzbänke und Bäume tragen dazu bei. Damit die Aufenthaltsqualität auf dem Boulevard hoch ist, soll ein Grossteil der Autos über eine Ringstrasse rund um den Kern der Siedlung umgeleitet werden. Zu diesem Zweck muss die Gemeinde die vorhandene Strasseninfrastruktur ausbauen.

Das sind die Pläne für den Aussenraum auf dem Bösch-Areal. Die Ringstrasse (blau) wird ausgebaut. Im Zentrum (1), entsteht ein neuer Boulevard, abgerundet von zwei Plätzen (3 und 4). Die aufgehobenen Pakplätze kommen künftig im Parkhaus (2) unter. (Bild: Verein Zukunft Bösch)

Und hier wird es für Hünenberg knifflig. Denn der Ausbau der Strasse geht auf Kosten von rund 100 privaten, oberirdischen Parkplätzen.

Gemeinde hat zwei Ersatzlösungen parat

«Insgesamt sind 25 verschiedene Grundstückeigentümer von der Aufhebung der Parkplätze betroffen», sagt der zuständige Gemeinderat Hubert Schuler (SP). «Diese werden wir im Frühling über die Pläne informieren.» Klar ist bereits jetzt: Einige Grundeigentümer wehren sich gegen die Pläne. Wer gibt schon gerne einen privaten Parkplatz direkt vor der Firmentür ab?

Deshalb liegt es nun am Gemeinderat, den Eigentümern gute Alternativen vorzuschlagen, damit diese einlenken. Die Gemeinde verfolgt zwei Ideen: «Entweder wir bauen temporäre, öffentliche Parkplätze auf einem anderen Grundstück», so Schuler. Oder die zweite, wohl nachhaltigere Variante: «Wir bauen eines der beiden Parkhäuser, die für das neue Bösch-Areal sowieso vorgesehen sind, zuerst. Dann verlegen wir die wegfallenden Parkplätze an der Ringstrasse ins Parkhaus.»

Rund 350’000 Franken lässt sich die Gemeinde die Ersatzlösung für die wegfallenden Parkplätze kosten. Zirka zwei Drittel davon sind für die temporären Parkplätze auf einem anderen Grundstück vorgesehen. Ein Drittel des Geldes soll in die weitere Projektierung des Parkhauses fliessen.

Wo und wie das Parkhaus realisiert wird, ist noch unklar. Eine Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass der Betrieb eines neuen Parkhauses rentabel sei. Wie Schuler bestätigt, sei die Gemeinde derzeit mit mehreren Eigentümern bezüglich eines möglichen Standorts im Gespräch.

Wieso die Zeit drängt

Unklar ist also sowohl die Frage nach Ersatzlösungen für die Parkplätze als auch, ob die betroffenen Eigentümerinnen einlenken werden. Viel Zeit kann sich der Hünenberger Gemeinderat für die Klärung dieser Fragen nicht lassen, denn die Zeit drängt. Will die Gemeinde Gelder aus dem Agglomerationsprogramm des Bundes für die Aufwertung des Bösch-Areals erhalten, muss sie bis 2025 mit den Bauarbeiten beginnen. Eile lohnt sich also, denn die Gemeinde darf damit rechnen, dass sich der Bund mit bis zu 40 Prozent an den Kosten für das Strassenraum-Projekt beteiligt.

«Die Eigentümer verlieren zwar einige Parkplätze. Dafür erhalten sie eine neue Strasse und eine bessere Erschliessung.»

Hubert Schuler, Gemeinderat Hünenberg

Doch Gemeinderat Hubert Schuler beruhigt und erklärt, dass der Baustart nicht von der Parkplatzlösung abhängig ist. «Sollte sich die Parkplatzfrage hinziehen, können wir auch auf einem anderen Abschnitt mit den Bauarbeiten beginnen.» Die Planung und Umsetzung erfolge etappenweise und lasse sich entsprechend flexibel gestalten.

Schuler zeigt sich zudem optimistisch, dass die betroffenen Grundeigentümer zugänglich sind für die Ideen der Gemeinde. «Sie verlieren zwar einige Parkplätze. Dafür erhalten sie eine neue Strasse und eine bessere Erschliessung, beispielsweise auch für Lastwagen.» Aus seiner Sicht überwiegen darum die Vorteile. Ob das die Grundstückbesitzerinnen auch so sehen, wird sich in den kommenden Wochen zeigen.

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