Auch nach Corona: Bei den VBL ist keine Erholung erkennbar
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Anders als andere Anbieter haben sich die Verkehrsbetriebe Luzern 2021 kaum von Corona erholt. Mit Sparmassnahmen will das Unternehmen zurück in die Spur finden. Ob das reicht, ist fraglich.
5,6 Millionen Franken Verlust. 12 Millionen weniger Fahrgäste und 10 Millionen weniger Billetteinnahmen als noch 2019. So präsentiert sich die düstere Bilanz der Verkehrsbetriebe Luzern (VBL) zum Abschluss des Geschäftsjahres 2021 (zentralplus berichtete).
Dementsprechend bezeichnet VBL-CEO Laurent Roux das Geschäftsjahr 2021 als «Herausforderung». Er führt aus: «Auch das Jahr 2021 war stark von der Corona-Pandemie geprägt, was die VBL AG unter anderem auch finanziell gespürt hat.»
Dass die Bilanz negativ ausfällt, ist wenig überraschend. Schliesslich stand praktisch das ganze Jahr 2021 voll im Zeichen von Corona. Homeoffice-Empfehlungen und Maskenpflicht trugen dazu bei, dass die Passagiere auch im zweiten Pandemiejahr dem ÖV fernblieben.
VBL sind eine Ausnahme
Überraschend ist das negative Ergebnis der VBL aber insofern, als es sich im Vergleich zum Horrorjahr 2020 kaum verbessert hat. Denn damit stellt das Verkehrsunternehmen eine Ausnahme dar. In der Reise- und Transportbranche waren 2021 grundsätzlich erste Tendenzen zur Erholung von Corona erkennbar.
Die Schifffahrtsgesellschaft auf dem Vierwaldstättersee beispielsweise verzeichnete einen deutlich kleineren Verlust als noch 2020 (zentralplus berichtete). Der Luzerner Tourismus erholt sich ebenfalls langsam von der Corona-Pandemie. Und die SBB konnte den Verlust im Geschäftsergebnis 2021 im Vergleich zum Vorjahr halbieren.
Bei den VBL hingegen wuchs der Jahresverlust im Vergleich zum ersten Coronajahr sogar um rund 100'000 Franken. Warum sind beim Luzerner Verkehrsunternehmen also keine Zeichen der Erholung erkennbar?
VBL schnallen den Gürtel enger
Sichere Antworten scheint man in Luzern auf diese Frage nicht zu haben. Dementsprechend erfolgt die Antwort in Hypothesen: «Vermehrtes Arbeiten im Homeoffice, aber auch ein verändertes Mobilitätsverhalten könnten die Gründe dafür sein», mutmasst Laurent Roux. «Die Kundinnen und Kunden suchen sich andere Wege, zum Beispiel mit dem Auto, per Bahn oder mit dem Fahrrad.»
«Das Halten einer Liegenschaft in Stans ohne zugehörigen Fahrauftrag passt nicht zu unserem Kerngeschäft und Fokus.»
Laurent Roux, Chef VBL
Für die VBL ist derweil klar: Will sie wieder schwarze Zahlen schreiben, muss sie den Gürtel enger schnallen. Die ersten Sparmassnahmen hat das Unternehmen bereits in den letzten Monaten in die Wege geleitet. Unter anderem wird das Programm «VBL Reisen» per Ende Jahr eingestellt (zentralplus berichtete). Und auch das VBL-Hotel in Stans hat keine Zukunft mehr. Die entsprechende Liegenschaft hat das Unternehmen vor wenigen Monaten verkauft (zentralplus berichtete). Über den Verkaufspreis wurde zwischen den Vertragspartnern Stillschweigen vereinbart.
Zum Verkauf der Liegenschaft mitsamt Hotel in Stans sagt Laurent Roux: «Ende 2020 verloren wir den Fahrauftrag in Nidwalden an Postauto. Das Halten einer Liegenschaft in Stans ohne zugehörigen Fahrauftrag passt nicht zu unserem Kerngeschäft und Fokus.» Darum habe man die Liegenschaft letztlich verkauft.
Ist Busfahren noch attraktiv?
Doch auch wenn die VBL ihre Geschäftstätigkeit eingrenzen und den Sparhebel ansetzen – reicht das, um auf die Erfolgsspuren zurückzukehren? Denn, wie das Unternehmen in der Medienmitteilung zum Geschäftsbericht selbst einräumt, es ist insbesondere die Nachfrage in der Agglomeration seit der Corona-Pandemie stark eingebrochen. Die Gründe dafür seien nicht eindeutig, heisst es weiter. Ist es schlicht zu unattraktiv, in der Agglo mit dem Bus zu fahren?
«Nach wie vor sind wir jedoch überzeugt, dass die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen Grund für die starke Abnahme war.»
Laurent Roux
Zumindest in der Agglomeration selbst bestätigt sich diese Annahme. Verschiedene Politiker aus Kriens, Horw und Emmen haben sich gegenüber zentralplus unlängst darüber beschwert, dass der öffentliche Verkehr in der Agglomeration in den vergangenen Jahren zu wenig gefördert worden ist. Ohne entsprechende Massnahmen vonseiten des Kantons und des Luzerner Verkehrsverbunds werde das Ziel, den Personenverkehr vom Auto auf Bus und Bahn zu verlagern, nie erreicht.
Auch in dieser Fragen bleiben dem VBL-CEO nicht mehr als Mutmassungen. Ob das Luzerner Busnetz genügend attraktiv ist, werde die Zukunft zeigen. «Nach wie vor sind wir jedoch überzeugt, dass die Corona-Pandemie und deren Auswirkungen Grund für die starke Abnahme war.» Roux zeigt sich aber zuversichtlich: «Zusammen mit dem Verkehrsverbund und dem Passepartout ist es unser Ziel, unsere Fahrgäste so rasch als möglich wieder zurückzugewinnen.»
Klingt ein wenig nach dem Prinzip Hoffnung. Und diese stirbt bekanntlich zuletzt.
- Schriftlicher Austausch mit Laurent Roux
- Geschäftsbericht der VBL
- Geschäftsbericht der SBB
- Medienmitteilung der VBL
- Geschäftsbericht der SGV