Für Kanton vor 2035 kein Thema

Anschluss Steinhausen-Süd: In Zugs Westen gibt man nicht auf

Thomas Meierhans und drei Mitte-Parteikollegen fordern, dass der Kanton den Halbanschluss Steinhausen-Süd vorantreibt. (Bild: Andreas Busslinger/Die Mitte Steinhausen) (Bild: Andreas Busslinger / Die Mitte Steinhausen)

Für den Zuger Regierungsrat ist der Autobahn-Halbanschluss Steinhausen-Süd vorerst kein Thema. In Cham und Steinhausen hat man dafür kein Verständnis. Die beiden Gemeinden befürchten, ohne den Anschluss im Stau unterzugehen.

«Go West» ist ein bekannter Song der US-Disco-Band Village People. Das Lied besingt die Gründerzeit der USA, in der sich die Kolonialisten Stück für Stück nach Westen ausbreiteten, bis sie schliesslich die Westküste des Kontinents erreichten. «Go West» sagt sich auch die Stadt Zug. Mit der äusseren Lorzenallmend liegt im westlichsten Zipfel der Stadt ein riesiges, unbebautes Gebiet, das in den kommenden Jahren überbaut werden soll.

Bis zu 2500 Menschen sollen hier künftig wohnen, die Stadt rechnet zudem mit bis zu 3500 neuen Arbeitsplätzen für das Gebiet. Im Westen Zugs entsteht ein neues Stadtzentrum (zentralplus berichtete).

Doch wo ein Zentrum ist, da ist auch Verkehr. Das zumindest befürchten die umliegenden Gemeinden Steinhausen und Cham sowie je zwei Politiker aus den beiden Gemeinden. Die Mitte-Kantonsräte Thomas Meierhans und Andreas Hausheer aus Steinhausen sowie Jean Luc Mösch und Manuela Käch aus Cham fordern in einer Motion darum den Bau des Autobahn-Halbanschlusses Steinhausen-Süd.

Die Forderung nach dem Halbanschluss Steinhausen-Süd ist nicht neu

Die Idee des Anschlusses in Steinhausen geistert schon lange im Kanton Zug umher. Eine Auffahrt auf die A14 in Richtung Verzweigung-Blegi und eine Ausfahrt in Fahrtrichtung Zug und Baar sollen die umliegenden Hauptverkehrsachsen entlasten. Der Halbanschluss war in der Planung an zwei Zubringerstrassen gekoppelt, die beide durch Landwirtschaftsland gelegt werden sollen: Die Verlängerung der General-Guisan-Strasse und eine Verbindung von der Nordstrasse quer durchs Gelände, auf dem das Schwingfest stattfand. Eine entsprechende Bemerkung war im Richtplan festgesetzt (zentralplus berichtete).

Am rechten Bildrand: die Autobahn-Brücke über die A14. Hier würde der Halbanschluss entstehen. (Bild: Andreas Busslinger)

Allerdings schwächte der Zuger Kantonsrat diese Bemerkung 2020 ab. Die Zubringerstrassen nach Zug und Baar wurden entfernt, das Projekt wurde zeitlich verschoben. Zuerst sollte die Wirkung des Ausbaus der Chamer- und der Nordstrasse abgewartet werden. Diesen Effekt wird der Kanton 2035 auswerten. Bringt der Ausbau nicht die erhoffte Entlastung für das umliegende Verkehrsnetz, soll der Regierungsrat den Richtplan anpassen und den Halbanschluss darin festsetzen.

«Der Bund genehmigte den Richtplaneintrag im August 2021. Seither haben sich die Verhältnisse nicht geändert.»

Bericht Richtplananpassung Kanton Zug

2022 passt der Regierungsrat den Richtplan erneut an. Die Gemeinde Steinhausen hat daraufhin gefordert, dass der Kanton den Halbanschluss vorantreibt und bereits jetzt und nicht erst nach 2035 im Richtplan festsetzt. Davon sieht der Regierungsrat aber ab.

Neues Stadtzentrum schafft neue Ausgangslage

In der aktuellen Richtplananpassung, die zwischen März und Mai dieses Jahres in der Vernehmlassung war, heisst es: «Der Bund genehmigte den Richtplaneintrag im August 2021. Seither haben sich die Verhältnisse nicht geändert und eine Überprüfung respektive Anpassung des Richtplans ist aus Gründen der Planbeständigkeit nicht angezeigt. Dem Antrag der Gemeinde Steinhausen wird nicht stattgegeben, da die ausführliche Auseinandersetzung mit dem Halbanschluss erst vor Kurzem erfolgt ist.» Wie die Regierung schreibt, liege eine mögliche Realisierung des Halbanschlusses vorerst «in weiter Ferne».

«Man kann nicht so viele zusätzliche Bewohner und Arbeitsplätze haben und meinen, dass das nicht zu mehr Verkehr führt.»

Thomas Meierhans, Mitte-Kantonsrat aus Steinhausen

Mitte-Kantonsrat Thomas Meierhans hat dafür kein Verständnis. Der Präsident der Steinhausener Ortspartei bemängelt, dass die Regierung nicht genügend vorausdenke: «In der äusseren Lorzenallmend wird eine kleine Stadt gebaut. Man kann nicht so viele zusätzliche Bewohner und Arbeitsplätze haben und meinen, dass das nicht zu mehr Verkehr führt.»

Die Angst vor dem Verkehrskollaps

Darum soll der Kanton vorausschauend handeln und die Planung des Halbanschlusses – wie von der Gemeinde Steinhausen vergeblich gefordert – jetzt vorantreiben. Der Bau des Halbanschlusses sei im Richtplan festzusetzen. Dass der Kanton der Forderung der Gemeinde nicht nachgekommen ist, bedauert der Politiker aus Steinhausen.

Meierhans und seine drei Parteikollegen befürchten, dass ihre Gemeinden ohne den Halbanschluss wegen des neuen Stadtzentrums erst recht im Stau versinken. «All diese Leute müssen künftig über die Chamerstrasse und die Kreuzung Alpenblick auf die Autobahn fahren. Oder sie fahren einen unnötigen Bogen über die Steinhauser- und Knonauerstrasse mitten durch die Gemeinde Steinhausen.» Dort würde der Rückstau zu den Stosszeiten schon heute bis zum Kreisel an der Industriestrasse reichen. Mit noch mehr Verkehr drohe sich der Rückstau gar bis hin zur Autobahnbrücke zu verlängern.

Neue Strassen führen zu mehr Autos

Doch in der Raum- und Verkehrsplanung hat sich das Credo «Wer Strassen sät, erntet Verkehr» etabliert. Für einen neuen Autobahnanschluss gilt grundsätzlich dasselbe. Dieser würde die Erreichbarkeit des neuen Stadtteils im Westen Zugs für das Auto massiv erhöhen – mehr Verkehr ist die Konsequenz.

Auch Thomas Meierhans ist sich dieses Zusammenhangs bewusst: «Auch wir wollen nicht unbedingt zusätzliche Strassen bauen.» In diesem Fall handle es sich aber nur um einen Anschluss. «Dieser ermöglicht es, auf dem kürzesten Weg auf die Autobahn zu gelangen und so den Durchgangsverkehr durch die Gemeinden zu verhindern», relativiert der Mitte-Politiker. «Wenn wir diese Autobahn mitten durch die Lorzen-Ebene schon haben, dann sollen wir sie auch so gut wie möglich nutzen.»

«Lieber kommt es ab und zu bei der Verzweigung Blegi zu Stau, als mitten im Dorf in Steinhausen und Cham.»

Thomas Meierhans

Den neuen Anschluss sieht Meierhans alternativlos, um dem drohenden Stauproblem beizukommen. Die äussere Lorzenallmend als autoarme Siedlung und mit einem gut ausgebauten Anschluss ans ÖV-Netz zu gestalten, werde dafür nicht reichen. «Es braucht beides, eine gute ÖV-Anbindung und den Halbanschluss», betont er.

Der Anschluss bleibt auf der politischen Agenda

Letztlich sei es eine Frage des Abwägens. «Lieber kommt es ab und zu bei der Verzweigung Blegi zu Stau, als mitten im Dorf in Steinhausen und Cham», argumentiert Meierhans. Und er erinnert nochmals: «Dieser Anschluss ist schon lange geplant. Im Zusammenhang mit dieser neuen Überbauung müssen wir das jetzt angehen.»

Mit der Motion der vier Mitte-Kantonsräte bleibt der Halbanschluss Steinhausen-Süd ein politisches Thema. Der Anschluss und weitere Verkehrsthemen wie der Zuger Stadttunnel oder der Umfahrungstunnel Unterägeri fliessen auch ins Mobilitätskonzept des Kantons Zug ein. Der Regierungsrat erarbeitet diesen Sommer die letzten Details dieses Konzepts. Es kommt voraussichtlich noch dieses Jahr oder sonst im Frühjahr 2023 zur Diskussion in den Kantonsrat. Dieser entscheidet abschliessend über die Zukunft des neuen Autobahnanschlusses.

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