Verkehr & Mobilität
Porschefahrende Satanisten am Werk?

70’600 Franken für eine Zuger Autonummer

Spezielle Nummernschilder bescheren dem Kanton Zug regelmässig hohe Zusatzeinnahmen (Bild: zvg)

Was treibt jemanden um, denselben Betrag für eine Autonummer hinzublättern wie für ein Auto der Premiumklasse? So genau wird man dies wohl nie erfahren. Aber auch am Mittwochabend war die Nummer ZG 82 einer im Kanton Zug wohnhaften Person 70'600 Franken wert. Fast ebenso spannend ist das Rätsel um den neuen Inhaber der Nummer ZG 911992.

Was ist «zugerischer» als die Kirschtorte, fragte ein Autor von zentralplus vor zwei Jahren? Und seine Antwort lautete damals: Auktionen für Zuger Autonummern. Als waschechter Zuger möchte man dem entgegen: Stimmt nicht. Doch wenn man sieht, wie zu Auktionsende noch zahlreiche Gebote abgegeben werden, überdenkt man sein vorschnelles Urteil. Und wenn man sich dann noch in Erinnerung ruft, wie zwei findige Gesellen auf der Zuger Oberstufe die Auktionsplattform «ricardo» ins Leben riefen, muss an dieser These wohl doch etwas dran sein.

Einnahmen von 187'000 Franken

Jedenfalls werden seit 2018 durch den Kanton Zug jährlich mehrmals Nummernschilder versteigert. Eine solche fand diesen Mittwoch Abend ihr Ende. Insgesamt 55 Auto- und Motorradnummernschildern kamen unter den Auktionshammer. Nun ist es zwar nicht so, dass Zug die Einnahmen dringend nötig hätte; wer eben noch 296 Millionen Franken Überschuss vermeldete, kann auch ein paar Blechschilder verteilen. Dies, zumal die Nummern in wirtschaftlich schlechteren Jahren noch unter der Bevölkerung verlost wurden. Glücklich, wer damals zum Handkuss kam, die Gratis-Nummern lassen sich heute mit sattem Gewinn verscherbeln.

Die Versteigerung der 55 Nummernschilder – hier kurz vor Auktionsende am Mittwoch – bringt dem Kanton Zug einen ordentlichen Batzen ein.

Die Nummernschilder jedoch, die der Kanton Zug aktuell noch zu vergeben hat, brachten bei der Versteigerung auch diesmal munter sprudelnde Einnahmen. Rund 187'000 Franken war es den Teilnehmern wert, zukünftig mit ein paar Nullen am Auto oder Töff durch die Stadt zu kurven.

Besonders spendabel zeigte sich der Nutzer «alic» – die Auktionsteilnehmer müssen sich zwar registrieren, bleiben ansonsten aber gegen aussen anonym. Und die Mitarbeiter des Strassenverkehrsamtes geben sich staatsmännisch bedeckt, was die Identität der glücklichen Gewinner betrifft. Alic jedenfalls wird mit dem Autokennzeichen ZG 82 eine Rechnung über 70'600 Franken erhalten. Plus ein paar Franken Bearbeitungsgebühr, versteht sich.

ZG 82, das teuerste Angebot des Abends.

Porschefahrende Satanisten am Werk

Betrachtet man die einzelnen Ziffern, scheint die neun einen besonderen Stellenwert zu geniessen. ZG 89999 brachte diesmal exakt 10'000 Franken, und ZG 911992 ging gar für 10'980 Franken weg. Wikipedia schreibt dazu wenig erhellend: «Die Neun ist die natürliche Zahl zwischen Acht und Zehn». Und auch dass ein Sudoku normalerweise aus neun mal neun Kästchen besteht, kann die Begeisterung für diese Schilder nur unzureichend erklären. Zumindest beim zukünftiger Halter von ZG 911992 mit dem bezeichnenden Pseudonym «ZugNr» dürfte es sich entweder um einen Satanisten oder einen Porschefahrer handeln. Oder vielleicht gar um einen porschefahrenden Satanisten. Vielleicht meldet er sich ja bei unserer Redaktion und klärt uns auf.

Kurios auch, dass sich zwei Nutzer bis zu später Stunde einen Zweikampf um das Kontrollschild ZG 69420 lieferten. Da hatten wohl zwei bald 53-Jährige blöderweise am selben Tag Geburtstag. Um 22:03 Uhr lag der bezahlte Preis bei 4'240 Franken. Man gönnt sich ja sonst nichts. Aber natürlich ist das immer noch nichts gegen die Nummer ZG 10. Diese brachte vor vier Jahren satte 233’000 Franken (zentralplus berichtete).

Motorradfahrer treten sparsam auf

Deutlich bescheidener treten die Zuger Töfffahrer auf. Das Kontrollschild ZG 24 brachte grade mal 7'550 Franken ein, verschiedene dreistellige Motorrad-Nummern gingen gar unter 1'000 Franken weg.

Zweistellige Töffnummern gibt es schon für 7'550 Franken.

Versteigert werden im Kanton Zug alle Nummern unter 10’000, Schnapszahlen und Spezialitäten. Sie sollen dem Kanton jedes Jahr 400’000 Franken Einnahmen bescheren. Einen weiteren Obolus will man sich mit dem Angebot verdienen, eine gewünschte Nummernkombination zu verkaufen. Ist die nachgefragte Nummer frei, wird das Schild extra angefertigt. Der Preis für diese Dienstleistung, die seit Anfang 2018 angeboten wird, liegt bei 500 Franken.

Und wer nun denkt, dass sein Wagen auch mal wieder ein neues Stück Blech vertragen könnte: Die nächste Auktion von Zuger Kontrollschildern beginnt am 2. Juni 2022.

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