War Emmer DNA-Test doch kein Flop?

Vergewaltigung: Polizei nimmt drei Personen fest

Die Ermittlungen der Luzerner Behörden laufen noch immer. (Bild: SRF)

Während die Luzerner Staatsanwaltschaft erstmals über Details der Ermittlungen zum Emmer Vergewaltigungsfall informiert, wenden sich auch die Angehörigen des Opfers mit einem emotionalen Brief an die Öffentlichkeit. Es bleiben viele offene Fragen.

Im Juli 2015 wurde in Emmen eine Frau vergewaltigt und schwer verletzt (zentral+ berichtete). Obwohl die Luzerner Polizei die DNA des Täters sicherstellen konnte, ist dieser weiterhin auf freiem Fuss. Die Staatsanwaltschaft Luzern hat deshalb Männer, welche einen Bezug zum Tatort haben, Signalementsmerkmale aufweisen oder sonst verdächtig sind, zu einem DNA-Test aufgeboten oder überprüft (zentral+ berichtete). Es handelt sich dabei um den grössten Massen-DNA-Test der Schweiz.

Was bisher nicht bekannt war, ist, dass es neben dem Massen-DNA-Test im Rahmen der polizeilichen Ermittlungen bereits zur vorübergehenden Festnahme von drei verdächtigen Personen kam, wie die Luzerner Staatsanwaltschaft an diesem Montagvormittag informierte. Deren DNA wurde zusammen mit derjenigen von 27 weiteren Personen überprüft.

Zudem: Die Strafuntersuchungsbehörden haben über 200 Personen polizeilich überprüft. Da bei diesen Personen bereits DNA-Material vorlag, mussten keine zusätzlichen Tests durchgeführt werden, heisst es weiter.

Massen-DNA-Test – letzte Ergebnisse ausstehend

Die Sachbearbeiter der Luzerner Polizei haben zudem eine Liste mit den Namen von 372 Männern ausgearbeitet, welche unter anderem einen Tatortbezug (zum Beispiel Wohnsitz im engeren Umkreis zum Tatort) und Ähnlichkeiten zum Täter-Signalement aufweisen. Eine Person war zweimal auf dieser Liste, weil sie mit unterschiedlichen Personalien verzeichnet war. Daher wurden insgesamt 371 Betroffene zum DNA-Test aufgeboten.

Inzwischen wurden die Proben von 355 Personen ausgewertet. Die letzten Ergebnisse sind Ende letzte Woche eingetroffen. Das Resultat von zwei Proben steht noch aus. 14 Proben wurden bisher noch nicht erhoben, weil sich die Personen im Ausland oder in den Ferien befinden. Entsprechende Ermittlungen laufen.

Insgesamt wurden somit bisher rund 600 Personen überprüft, heisst es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft. Trotzdem konnte der Täter bisher nicht gefasst werden. Mit der Medienmitteilung informiert die Luzerner Staatsanwaltschaft erstmals über den aktuellen Stand der Ermittlungen, nachdem in einem «Rundschau»-Bericht happige Vorwürfe gegen die Luzerner Behörden erhoben wurden (zentral+ berichtete). In der SRF-Sendung wird auch behauptet, der DNA-Test sei erfolglos verlaufen. Ob das zutrifft, ist bislang noch immer offen.

Profiler im Einsatz

Neben den üblichen Ermittlungsmassnahmen haben die Sachbearbeiter der Luzerner Polizei die bisherigen Informationen zum Vergewaltigungsfall auch mit einem Fallanalytiker (Profiler) besprochen. Die Inputs des Experten wurden in die laufenden Ermittlungen integriert. «Aus taktischen Gründen können die Behörden zu den diversen laufenden Ermittlungen keine Detailangaben machen», heisst es. Damit wolle man verhindern, dass der Täter vorinformiert ist.

Des Weiteren haben sich am Montag auch die Angehörigen des Opfers – erstmals seit der Solidaritätskundgebung im August (zentral+ berichtete) – mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt (siehe Kasten).

HINWEIS: Hier finden Sie ein neues Interview mit Simon Kopp, Sprecher der Luzerner Strafuntersuchungsbehörden.

Liebe Leserinnen und Leser,

Vor einigen Monaten wurden wir von diesem fürchterlichen Gewaltverbrechen in Emmen schwer getroffen. Wir, das heisst unsere ganze Familie. Wir als Familie kämpfen jeden neuen Tag um ein Stück Normalität. Es ist ein langer Weg und sehr schwer zu tragen.

Die überwältigende landesweite Anteilnahme der Bevölkerung berührt uns sehr. Darum ist es uns ein besonderes Anliegen, vor Weihnachten vielen Menschen Danke zu sagen. Allen Ersthelfern, die ihr Menschenmöglichstes getan haben, um Leben zu retten. Dem Luzerner Kantonsspital LUKS, allen Ärzten, Chirurgen, Mitarbeitern des Intensivpflegedienstes im Schweizer Paraplegiker-Zentrum Nottwil und der Stiftung für Schwerbehinderte in Luzern.

Aber auch der Polizei, der Staatsanwaltschaft, der Initiantin des Spendenkontos, den Spenderinnen und Spendern und unseren Arbeitgebern, die uns in dieser schwierigen Zeit unterstützt haben. Auch denjenigen Medien, die pietät- und respektvoll mit diesem Fall umgegangen sind, möchten wir danken.
Es sind viele Menschen, die versuchen, mit uns zusammen ein Stück dieses nicht immer einfachen Weges zu gehen. Besonders gerührt hat uns ebenfalls der Solidaritätsmarsch am 22. August, den eine anonyme Organisatorin ins Leben rief und der von Firmen wie dem Näh- und Hobbyzentrum Vonarburg, der Bäckerei Bachmann, der Papeterie Waldis und der Gärtnerei Heini unterstützt wurde.

Diese Hilfe aus der Bevölkerung ist sehr emotional für uns. Die vielen Briefe, Kinderzeichnungen, lieben Worte und Wünsche helfen, unseren Schmerz ein wenig zu lindern.

Der Täter ist nach Monaten noch immer auf freiem Fuss. Wir hoffen, dass er evtl. auch mit sachdienlichen Hinweisen aus der Bevölkerung schnellstmöglich gefasst wird.

Wir werden an Weihnachten auf schwere Monate zurückblicken und trotzdem mit geeinten Kräften hoffnungsvoll in die Zukunft schauen.

Danke für Ihre liebe Unterstützung. 

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