Staatsanwaltschaft ermittelt auch im Ausland

Vergewaltigung in Emmen: «Die Kosten sind zweitrangig»

Hier am Dammweg in Emmenbrücke riss der Täter das Opfer vom Velo und vergewaltigte es. (Bild: zentralplus)

Vor einem Jahr wurde in Emmen eine Frau vergewaltigt und schwer verletzt. Trotz Massen-DNA-Test und über 1800 ausgewerteten Handy-Daten konnte der Täter bisher nicht gefasst werden.

Ein Jahr nach der schweren Vergewaltigung einer damals 26-jährigen Frau in Emmen konnte der Täter noch immer nicht gefasst werden. Die Luzerner Staatsanwaltschaft hat am Donnerstagmorgen eine Bilanz gezogen. Und die zeigt: Zusammengekommen ist ein immenser Berg an Akten. Doch der entscheidende Hinweis fehlt.

«Dieser Fall hat für uns kein Verfallsdatum.»

Simon Kopp, Sprecher Luzerner Staatsanwaltschaft

Trotzdem gibt sich die Staatsanwaltschaft ein Jahr nach der Tat zuversichtlich. «Dieser Fall hat für uns kein Verfallsdatum. Das Schlimmste wäre, die Hoffnung aufzugeben», sagt Simon Kopp, Mediensprecher der Luzerner Staatsanwaltschaft. 

Noch steht die Überprüfung von sechs Männern aus, die zum DNA-Massen-Test aufgeboten wurden, sich aber im Ausland aufhalten. Aktuell sind entsprechende internationale Rechtshilfeersuchen hängig. In welchen Ländern, das kommentiert die Staatsanwaltschaft aus taktischen Gründen nicht.

Ebenfalls noch nicht überprüft werden konnten drei von insgesamt 32 Verdächtigen, die über ihr Handy zur Tatzeit im Umfeld vom Tatort registriert wurden. «Im Moment fehlt uns also die DNA von neun Personen», sagt Kopp.

Opfer gelähmt

Aufgrund des Gesundheitszustandes konnte das Opfer laut der Staatsanwaltschaft über eine längere Zeit nicht zum Vorfall befragt werden. Die junge Frau wurde am 21. Juli 2015 auf dem Dammweg in Emmen von einem Mann vom Velo gerissen und vergewaltigt. Dabei erlitt sie eine Querschnittlähmung.

«Erst letzte Woche haben wir wieder einen Hinweis erhalten.»

Simon Kopp, Sprecher Luzerner Staatsanwaltschaft

Während mehreren Wochen seien im Umfeld vom Tatort Personenkontrollen durchgeführt worden. Drei Personen wurden vorübergehend festgenommen.

Darüber hinaus haben die Untersuchungsbehörden auch die Bevölkerung um Hilfe gebeten und eine Belohnung von 10’000 Franken ausgesetzt für Hinweise, die zum Täter führen. Sämtliche Hinweise würden fortlaufend überprüft und abgeklärt. Auch jetzt gehen laut Simon Kopp noch immer Hinweise ein. «Gerade letzte Woche haben wir eine Meldung erhalten.» Die Abklärungen hätten aber keine neuen Erkenntnisse gebracht.

371 DNA-Tests, 1863 Handydaten

Knapp 10’000 Personendaten sind im Zusammenhang mit der Tat überprüft worden. An den Kleidern des Opfers konnten die Ermittler die mutmassliche DNA des Täters sichern. Insgesamt 371 Männer wurden deshalb zu einem Massen-DNA-Test aufgeboten. Für Kopp ist klar: Obwohl die Tests nicht zum Täter geführt haben, war die Massnahme sinnvoll. «Sie haben uns gezeigt, dass wir die Personen, bei denen der Test negativ ausfiel, nicht weiterverfolgen müssen.» Insofern habe sich der Aufwand gelohnt.

Die Luzerner Polizei hat zudem tausende Handynummern erhoben, die zur Tatzeit im Gebiet des Tatortes aktiv waren. Davon wurden 1863 Handydaten detailliert ausgewertet. Für 32 Personen, die über ihr Handy zur Tatzeit im Umfeld vom Tatort registriert wurden, hat die Staatsanwaltschaft DNA-Tests beantragt. 29 DNA-Proben wurden bereits erhoben und ausgewertet.

«Die Kosten sind zweitrangig.»

Simon Kopp, Sprecher Luzerner Staatsanwaltschaft

Was die Ermittlungen betrifft, gilt der Vergewaltigungsfall Emmen als einer der aufwändigsten im Kanton Luzern. Die Kosten beziffert die Staatsanwaltschaft jedoch nicht. «Die Kosten sind für uns zweitrangig. Wir wollen den Täter», sagt Kopp.

Ermittlungen dauern an

In die Ermittlungen wurden auch externe Fachleute einbezogen. Das sind gemäss Kopp insbesondere Kriminal- und Polizeipsychologen, die halfen, «blinde Flecken» zu verhindern. Konkret: Die Luzerner Ermittler haben ihnen den Fall geschildert und sie um Ratschläge zu weiteren, möglichen Ansatzpunkten gebeten.

Die Ermittlungen der Luzerner Polizei werden aufrechterhalten und weitergeführt. Der Fall habe immer noch höchste Priorität, sagt Simon Kopp. Die Polizei prüfe laufend neue Ermittlungsansätze. Weitere Details dazu gibt Kopp nicht bekannt, «um den Täter nicht vorzuwarnen».

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