Papieri-Areal in Cham

Verein Papierisch will im Langhaus Freiräume schaffen

Thomas Huber vom Verein «Papierisch» skizziert seine Vision eines belebten Langhauses auf dem Papieri-Areal. (Bild: zvg)

Wie sieht die Zukunft des Chamer Papieri-Areals aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich derzeit die Gemeinde. Die städtebauliche Entwicklung des ehemaligen Fabrikareals soll zu einem neuen Quartier führen. Der Verein «Papierisch» hat eigene Ideen: Er will das Langhaus am Arealeingang für Freiräume nutzen. Doch werden Gemeinde und Besitzerin das zulassen?

Zurzeit arbeitet die Gemeinde Cham an der städtebaulichen Entwicklung des Papieri-Areals. Im Januar legte sie den sogenannten Masterplan vor (zentral+ berichtete). Zur Entwicklung des Areals hat auch der Chamer Verein «Papierisch» Ideen beigesteuert, die dort umgesetzt werden könnten. Mit einem Projekt auf dem Parkplatz P3 durfte sich Papierisch schon einmal auf dem Areal austoben.

Im Fokus des Vereins befindet sich jedoch vor allem das Langhaus, das leerstehende Lagerhaus am Eingang des Areals der ehemaligen Papierfabrik. Das Langhaus reizt die Papierisch-Mitglieder schon lange. Deshalb tauchte die Frage auf, was sich aus dem Gebäude machen liesse. «Es könnte ein kultureller Freiraum entstehen, der auch der Gemeinde in Sachen Kultur etwas bringen würde», erklärt Xaver Inglin, Vorstandsmitglied des Vereins Papierisch. Er erinnert daran, dass es in Cham nach wie vor keine Kulturkommission gibt, die sich solchen Fragen annimmt.

Verbindung zwischen neuem Quartier und altem Dorfkern

Wenn man die Pläne der Gemeinde zur Arealentwicklung anschaue, sehe es danach aus, dass sich beim Langhaus nicht so schnell etwas ändern werde, so Inglin. «Für die Gemeinde könnte es interessant sein, das Langhaus auf längere Sicht zu erhalten.» Denn auf dem Papieri-Areal soll schliesslich ein neues Quartier entstehen. Die Nutzung des Langhauses würde einen wichtigen Beitrag leisten zu einem lebendigen Quartier, findet Inglin. Er denkt an einen Begegnungsort, der das neue Quartier mit dem alten Dorfkern verbindet.

Laut Rolf Ineichen, Gemeinderat und Vorsteher Planung und Hochbau, macht sich die Gemeinde Gedanken über eine Übernahme des Gebäudes. Diese Option sei auch ein Punkt im städtebaulichen Rahmenvertrag mit der Cham Paper Group, der Arealbesitzerin. Bei einer allfälligen Übernahme des Langhauses stehe eine längerfristige kulturelle Nutzung im Vordergrund, so Ineichen.

«Wer mitmacht, kann den Ort auch mitgestalten.»

Xaver Inglin, Vorstandsmitglied des Vereins Papierisch

Bis zu einem Ja des Souveräns und der damit verbundenen Genehmigung des Bebauungsplanes und der Zonenplanänderung für das Papieri-Areal werde die Gemeinde das Gebäude jedoch nicht übernehmen. Die Volksabstimmung wird voraussichtlich Mitte 2016 stattfinden (siehe Box).

Verein organisiert Workshops

Ein fertiges Konzept für die Nutzung des Langhauses hat der Verein Papierisch gemäss Inglin zurzeit noch nicht. Es habe bisher ein erster Workshop mit interessierten Personen gegeben, um Nutzungsideen für das Langhaus zu sammeln, sagt er. Auch die Chamer Jugendarbeit habe sich daran beteiligt. Nun wird ein zweiter Workshop vorbereitet, der Ende März oder Anfang April stattfindet. Ziel sei, über Gestaltungsmöglichkeiten und die Infrastruktur zu diskutieren, so Inglin. Denn das Langhaus bestehe vor allem aus Lagerräumen, die für andere Nutzungen zuerst umgestaltet werden müssten.

Im Sommer soll dann ein letzter Workshop durchgeführt werden, in dem über einen möglichen Betrieb im Langhaus gesprochen werden soll. Inglin betont, dass es ihm nicht nur um Kultur geht, sondern vielmehr um Freiräume. «Wer mitmacht, kann den Ort auch mitgestalten.»

Die Papierisch-Leute haben deshalb auch den Verein Kulturcheckin mit ins Boot geholt. Dort gebe es Personen, die sich einen Ort für stille Kultur wünschten, sagt er. Für Inglin ist klar: «Wenn wir etwas aus dem Langhaus machen wollen, steht und fällt es mit dem Engagement der interessierten Personen.»

Langhaus könnte sich mit dem Areal entwickeln

Das Langhaus soll nach den Vorstellungen des Vereins Papierisch kein Ort für kostspielige Veranstaltungen werden. Die Nutzung soll bezahlbar bleiben. «Um es so umzusetzen, braucht es aber viel Freiwilligenarbeit und lokales Sponsoring.» Wenn sich möglichst viele Leute und lokales Gewerbe beteiligen, würde das die Verbundenheit mit dem Projekt stärken, ist Inglin überzeugt.

Wichtig ist aus seiner Sicht auch, Vertrauen zur Gemeinde und der Areal-Besitzerin zu schaffen. «Vielleicht könnte sich das Langhaus so mit dem Areal entwickeln», sagt er. Denn für eine Nutzung bräuchte es eine längerfristige Aufbauarbeit. Bisher bezeichnet Inglin das Verhältnis zur Besitzerin und zur Gemeinde als sehr gut.

Gemeinde arbeitet an Masterplan

Die Gemeinde Cham arbeitet aktuell an der Fertigstellung des Masterplans zum Papieri-Areal. Ziel des vorgestellten Masterplans ist es, in einem konkreten Konzept darzustellen, wie sich das etwa elf Hektar grosse, historische Papieri-Areal entwickeln soll.
Während des Entwicklungsprozesses haben drei öffentliche Workshops stattgefunden, der letzte Ende Januar. Die Auswertung des dritten Workshops wird gemäss Gemeinderat im März vorliegen und in den verschiedenen Gremien besprochen. Danach erfolge die Erarbeitung der verbindlichen Planungsmittel, die voraussichtlich im Juni 2016 dem Volk zur Abstimmung vorgelegt werden.
Bis zur Abstimmung bleiben die Grundstücke und Immobilien im Eigentum der Cham Paper Group.

Laut Inglin hat bereits eine Besichtigung des Langhauses mit Claude Ebnöther stattgefunden. Ebnöther vertritt die Interessen der Cham Paper Group. Er sagt nach dem gemeinsamen Rundgang durchs Langhaus mit Vertretern des Vereins, noch liege ihm kein konkretes Projekt vor, mit dem er bei der Besitzerin vorstellig werden könnte. Ein solches müsste zudem auch mit der Gemeinde koordiniert werden, die derzeit am Masterplan zur Entwicklung des Papieri-Areals arbeitet. Er warte jetzt ab, was Papierisch mit dem Langhaus vorhabe, dann werde man weiterschauen, so Ebnöther.

Gemeinderat will bis nach der Abstimmung warten

Inglin ist sich bewusst, dass eine baldige Nutzung des Langhauses – noch während der Prozess des Masterplans läuft – auch eine politische Dimension hat. Die Frage ist, ob die Gemeinde vor der Volksabstimmung über die Zukunft des Papieri-Areals überhaupt ein Interesse an einer Zwischennutzung hat.

Gemeinderat Ineichen schliesst eine solche bis zur Abstimmung zwar nicht aus. Diese müsste aber zwischen der Eigentümerin und den möglichen Nutzern vereinbart werden. Gemäss Ineichen ist der Gemeinderat der Meinung, es mache für alle Beteiligten Sinn, die nächsten Schritte und den Ausgang der Abstimmung 2016 abzuwarten, bevor weitere aufwendige Abklärungen und Investitionen getätigt würden.

Inglin dagegen fände es gut, wenn die Eigentümerin bezüglich Zwischennutzungen transparenter wäre. Denn einerseits gibt es auf dem Papieri-Areal bereits diverse Zwischennutzungen (zentral+ berichtete), andererseits gibt es laut Inglin auch andere Ideen. «Wir bemühen uns jedenfalls, unsere Interessen für das Langhaus gegenüber der Gemeinde und der Besitzerin zum Ausdruck zu bringen.»

Wichtig sei derzeit, dass der Verein ein möglichst grosses Engagement generieren könne. «Es fehlen noch Personen, die sich für ein Kulturprojekt im Langhaus einsetzen wollen.» Doch Inglin und seine Mitstreiter arbeiten daran, möglichst viele Interessierte für eine Zwischennutzung zu gewinnen.

Was denken Sie über die Entwicklung des Chamer Papieri-Areals? Nutzen Sie die Kommentar-Funktion und schreiben Sie jetzt Ihre Meinung!

Deine Ideefür das Community-Voting

Die Redaktion sichtet die Ideen regelmässig und erstellt daraus monatliche Votings. Mehr zu unseren Regeln, wenn du dich an unseren Redaktionstisch setzt.

Deine Meinung ist gefragt
Deine E-Mailadresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Bitte beachte unsere Netiquette.
Zeichenanzahl: 0 / 1500.


0 Kommentare
    Apple Store IconGoogle Play Store Icon