Luzern gibt bei Velo-Abstellplätzen am Bahnhof Gas

Velogedränge am Bahnhof: Was macht hier der doppelstöckige Ständer?

Parkplatz mit Aussicht: Velo auf dem neuen Testständer an der Zentralstrasse.

(Bild: jwy)

An der Luzerner Zentralstrasse werden momentan die Velounterstände saniert – und plötzlich steht da ein doppelstöckiger Ständer. Damit möchte die Stadt zusätzliche Kapazität schaffen. Und auch im Tunnel soll es trotz negativem Parlamentsentscheid bald neue Veloparkplätze geben.

Es tut sich was an der Zentralstrasse: Die alten überdachten Velounterstände entlang der Bahngleise werden etappenweise abgebaut und saniert. Diese sind besonders bei Pendlern beliebt, wurden dementsprechend rege genutzt, waren aber längst keine Augenweide mehr (zentralplus berichtete).

Im obersten Bereich der Strasse, beim Kino Capitol, sind die Häuschen bereits entfernt und werden aufgefrischt. Eine Tafel weist Velofahrer darauf hin, dass sie ihre Zweiräder am Mittwoch, 18. Oktober, hier nicht abstellen dürfen, weil an diesem Tag die frisch geputzten Häuschen mit neuen Ständern wieder montiert werden. So, dass die Velos in Zukunft wieder aufgeräumter stehen.

Aber noch etwas anderes fällt ins Auge: Ein einzelner zweistöckiger Veloständer steht seit neuestem da – und wird, wenn auch noch zögerlich, versuchsweise genutzt. Eine Tafel lädt Veloparkierer dazu ein, die Anlage zu testen. Stehen entlang der Zentralstrasse bald lauter zweistöckige Veloparkplätze?

Vorerst ein Versuch

Jein, der doppelstöckige Parker steht vorerst nur zu Versuchszwecken da. «Wir haben die Sanierung als Anlass genommen, um zu testen, wie er aussieht und sich in den engen Platzverhältnissen bewährt», sagt Martin Urwyler, Veloverantwortlicher der Stadt Luzern. Denn um die Velos auf den oberen Stock zu hieven, braucht es mehr Platz als bei normalen Parkplätzen – und zudem etwas Übung (siehe Video). Das birgt Konfliktpotential auf dem schmalen Trottoir, denn zu Stosszeiten ist das Menschenaufkommen rege.

Falls sich das Testobjekt bewährt, werden an der Zentralstrasse stellenweise tatsächlich solche Doppelstock-Parker montiert. «Sie brauchen zwar mehr Platz, aber die Kapazität ist grösser», so Urwyler. Jedoch kommt er nicht als Ersatz der bewährten Häuschen, diese werden ab 18. Oktober so oder so wieder hingestellt.

Nach Startschwierigkeiten hatten wir den neuen Veloständer im Griff:

Und wieso greift man nicht auf einfache Metall-Bügel zurück, wie man sie jüngst flächendeckend in der Neustadt montiert hat? Erstens müsse man entlang der Gleise enger parkieren können, weil der Platz so knapp sei, so Urwyler. Zudem wählte man in der Neustadt die Bügel, weil sie für Fussgänger durchlässiger sind. Die Veloparkplätze entlang der Zentralstrasse bilden hingegen eine Art «Barriere», welche die Strasse vom Trottoir trennt.

Momentan sind die Doppelstöcker im Luzerner Strassenbild noch nicht präsent, sie kommen bisher nur in der Velostation zum Einsatz. In anderen Städten wie Winterthur, Zürich, Sursee oder Zug sind die Zweistöcker bereits verbreitet und haben sich bewährt. Dass sich Luzern mit den Doppelstöckern noch kaum auskennt, merkt man: Das Testobjekt werde noch kaum genutzt, gibt Urwyler zu – immerhin stand bei einem Augenschein ein einzelnes Velo in luftiger Höhe.

Noch nicht viele stellen ihr Velo auf die zweite Etage: Veloparking-Versuch an der Zentralstrasse.

Noch nicht viele stellen ihr Velo auf die zweite Etage: Veloparking-Versuch an der Zentralstrasse.

(Bild: jwy)

Baustelle Velotunnel

Rund um den Bahnhof besteht dringender Handlungsbedarf in Sachen Veloparkplätzen, das Angebot hinkt der Nachfrage hinterher. Und die Situation verschärft sich, weil die angekündigten 1’000 neuen Veloparkplätze im künftigen Velotunnel unter den Gleisen hindurch verzögert werden.

Eine Mehrheit des Parlaments hat die Minimalvariante des Stadtrates für das Projekt kürzlich zur Überarbeitung zurückgewiesen. Die abgespeckte Version eines Velotunnels war der links-grünen Mehrheit zu wenig velofreundlich – sie wollen eine durchgehend befahrbare Unterführung (zentralplus berichtete).

Bald schon zusätzliche Veloparkplätze

Bei der Stadt will man nicht auf das überarbeitete Projekt warten, das frühestens ab 2020 umgesetzt wird. Man sei mit der SBB im Gespräch, um bald schon ein Provisorium für neue Veloparkplätze im ehemaligen Posttunnel zu schaffen. Bereits im Konzept des Stadtrates war von 450 Veloparkplätzen ab 2018 die Rede und einer provisorischen Schieberille, um die Zweiräder die Wendeltreppe hinunterschieben zu können. «Wir wollen die Veloparkplätze möglichst schnell realisieren», bestätigt Urwyler. «Wenn alles gut geht, geschieht dies im Verlauf des nächsten Jahres.»

Die Stadtregierung hatte für das Bauprojekt eines Velotunnels mit Rampe ursprünglich 2,2 Millionen Franken Baukosten vorgesehen – es dürften jetzt jedoch mehr werden mit den Zusatzwünschen aus dem Parlament.

Für die weiteren Etappen der Sanierungsarbeiten an der Zentralstrasse rechnet die Stadt mit mehreren Monaten. Die Massnahmen sind Teil des Veloparkierungskonzepts für die Innenstadt, für das der Grosse Stadtrat letztes Jahr insgesamt 1,63 Millionen Franken bewilligt hat.

Solche Veloständer werden unter den frisch renovierten Unterständen montiert.

Solche Veloständer werden unter den frisch renovierten Unterständen montiert.

(Bild: jwy)

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