Bahntunnel: «Befahrbare Rampe wäre attraktiver»

Velo-Lobbyisten unzufrieden mit Luzerner Stadtrat

Der Bahnhofplatz gilt als grösster Unfallschwerpunkt im Kanton Luzern, dank dem Velotunnel könnte man ihn umfahren.

 

(Bild: giw)

Zwar gibt es nun konkrete Pläne für den Velotunnel, doch bei Pro Velo ist man nur bedingt zufrieden mit dem «Velotunnel light». Die Stadtregierung plane zu konservativ. Ausserdem verfehle die Stadtregierung ihre Ziele beim Veloverkehr. Die Stadt jedoch beurteilt andere Varianten nicht als verhältnismässig.

Der Luzerner Stadtrat machte am Donnerstag seine Pläne für den neuen Velotunnel unter dem Bahnhof bekannt (zentralplus berichtete). Damit schafft er 1000 zusätzliche unterirdische Parkplätze und eine Direktverbindung zwischen der Zentralstrasse und der Universität respektive der Velostation. Aber er entscheidet sich für einen Zugang zum Bahnhof ohne befahrbare Rampe an der Zentralstrasse. Damit spart er rund drei Millionen Franken. Der vorliegende Antrag würde die Stadt damit insgesamt rund 2,6 Millionen Franken kosten.

Weitere drei Millionen für befahrbare Rampe?

«Die Pläne des Stadtrates sind eine deutliche Verbesserung gegenüber dem Status quo», erklärt Nico van der Heiden, Co-Präsident von Pro Velo Luzern. Der derzeitige Zugang mit Lift respektive Wendeltreppe an der Zentralstrasse sei nicht tragbar: «Der Lift ist grausig, es riecht meist nach Urin. Und der Zugang über die Treppe ist nur schwer nutzbar als Velofahrer.»

«Es wäre aus unserer Sicht die attraktivste Variante, wenn man direkt in den Tunnel fahren könnte.»

Nico van der Heiden, Co-Präsident Pro Velo Luzern

Ausserdem begrüsst van der Heiden den Entscheid des Stadtrates, die Anzahl der Parkplätze am Bahnhof deutlich auszubauen: «Der Stadtrat sieht bei der Parkplatzsituation offensichtlich einen Schwerpunkt», erklärt der SP-Fraktionschef im Grossstadtrat.

«Es wäre aus unserer Sicht die attraktivste Variante, wenn man direkt in den Tunnel fahren könnte», erklärt Pro-Velo-Co-Präsident van der Heiden. Nun müsse das Parlament prüfen, ob der Stadtrat die richtige Variante gewählt hat. Grosse Hoffnung, dass am Ende mehr als die doppelte Summe für eine befahrbare Zugangsrampe plus eine durchgehend separate Fahrbahn resultiert, hat er jedoch nicht: «Ich bin skeptisch, ob der Grossstadtrat weitere drei Millionen zu sprechen bereit ist. Persönlich fände ich es aber absolut richtig.»

Plant Stadtrat zu konservativ?

Weil der Tiefbahnhof dem Velotunnel ein Ende setzen würde, möchte der Stadtrat nur die Minimalvariante umsetzen. Verschiedene assozierte Projekte im Rahmen der Machbarkeitsstudie wurden ebenfalls nicht berücksichtigt. Für van der Heiden ist die Begründung des Stadtrates, eine Art «Velotunnel light» zu realisieren, nicht schlüssig: «Leider ist das Projekt Tiefbahnhof sehr unsicher. Der Baustart steht derzeit in den Sternen geschrieben.»

Dementsprechend sieht er keinen Grund, dem Parlament eine konservative Variante für den Tunnel vorzulegen. Er zieht dabei einen Vergleich zum motorisierten Verkehr: «Es gibt viele teure Strassenbauprojekte, die ebenfalls nicht mehr als 15 oder 20 Jahre halten.» Dort würden die Projekt durchgewinkt, doch bei den Velofahrern zeige man sich nun zurückhaltend: «Fünf Millionen sind nicht besonders viel, immerhin würde der Tunnel mit ziemlicher Sicherheit beinahe für eine Generation halten, selbst wenn der Tiefbahnhof dereinst umgesetzt werden sollte.»

«Nicht verhältnismässig»

Doch Stadtrat Adrian Borgula sagt, die drei Millionen Franken seien nur eine Schätzung: «Es könnten auch fünf oder gar sieben Millionen sein, die ein befahrbarer Zugang an der Zentralstrasse kosten würde.» Deshalb habe man sich für die vorliegende Variante entschieden: «Alles andere wäre nicht verhältnismässig.»

Adrian Borgula nimmt Stellung zum geplanten Velotunnel am Bahnhof Luzern.

Adrian Borgula nimmt Stellung zum geplanten Velotunnel am Bahnhof Luzern.

(Bild: giw)

Der Fokus des Velotunnels liegt auf dem einfachen Zugang zu den neuen Parkplätzen und einer Möglichkeit, den Bahnhofplatz zu umfahren. Borgula gibt zu: «Diese Variante ist zugegebenermassen nicht besonders schnell oder super attraktiv. Doch ist sie zumindest eine Alternative für weniger geübte Velofahrer.»

Platz sehr gering

Die Sicherheitssituation bleibt am Bahnhofplatz angespannt: «Unsere Mitglieder berichten uns immer wieder, dass sie sich unsicher fühlen mit dem Velo», erklärt Nico van der Heiden. Die Signalisation über die Seebrücke sei gut, doch dann fehlen rund 50 Meter Velospur. Die geplante umfassende Umgestaltung der Busperrons auf dem Bahnhofplatz biete auch für die Velofahrer grosse Chancen: «Der Umbau ist eine Riesenchance für den Veloverkehr.»

«Derzeit sieht es so aus, als würde der Stadtrat seine Ziele verfehlen.»

Nico van der Heiden, Co-Präsident Pro Velo Luzern

Borgula bestätigt, dass im Rahmen der Erneuerung des Bahnhofplatzes nach einer besseren Lösung für die Fahrradfahrer gesucht wird: «Leider ist der verfügbare Platz sehr gering für den Veloverkehr auf dem Bahnhofplatz.»

SP und Grüne haben grosse Pläne

Bei Pro Velo anerkennt man den Effort des Stadtrats. In der Gesamtplanung formuliert die Stadt Luzern das Ziel, den Anteil des Veloverkehrs am Gesamtverkehr bis 2020 von zwei auf vier Prozent zu verdoppeln. Van der Heiden geht zwar davon aus, dass der Velotunnel hier einen Beitrag leistet, damit sich dieser Anteil wie vorgesehen erhöht. Das reiche aber nicht: «Derzeit sieht es so aus, als würde der Stadtrat seine Ziele verfehlen.»

Deshalb möchte man nun weitere Projekte forcieren. «SP und Grüne werden gemeinsam bald eine Reihe von Vorstössen einreichen, um den Veloverkehr weiter zu stärken in der Stadt.» Und die Velo-Lobbyisten denken bereits an die Zukunft: «Pro Velo Luzern hat eine Vision für den Veloverkehr erstellt in der Stadt Luzern.» Die Pläne würden bald der Öffentlichkeit bekannt gemacht. Einige handfeste Ideen wie etwa eine Velobrücke hat zentralplus neben den Plänen für den Velotunnel bereits zusammengetragen.

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