Wieso günstigere Bustickets eine Illusion sind

VBL klagen auf verlorenem Posten

Noch fahren sie Bus: Passagiere der VBL. (Bild: PD)

Die VBL spüren die hohen Billettpreise – und die Konkurrenz von Velo und E-Bike. Deshalb will sich die VBL für günstige Tickets einsetzen. Doch die Billettpreise legt der Tarifverbund Passepartout fest – und dort ist der Einfluss der VBL äusserst begrenzt. Und die Preise steigen erneut.

Es war ein durchzogenes Jahr für die Luzerner Verkehrsbetriebe: 2015 stagnierten die Passagierzahlen auf dem Busnetz, in der Innenstadt bei den Trolleybussen gingen sie sogar leicht zurück (zentralplus berichtete).

Eine Erklärung hatten die VBL schnell zur Hand: Die Billettpreise hätten die Schmerzensgrenze erreicht. Mit der Folge, dass die städtischen öV-Benützer immer öfters aufs Velo umsteigen oder zu Fuss gehen. «In einer Zeit, in der die Teuerung null oder sogar negativ ist, akzeptiert der Markt Preiserhöhungen im öffentlichen Verkehr offenbar nicht mehr», sagte René Peter, Leiter VBL-Finanzen. Doch sinkende Billettpreise sind eine Illusion – und die VBL sind ziemlich machtlos.

Billette werden 3 Prozent teurer

Letztmals wurden die Billettpreise Ende 2014 erhöht, und es kommt noch dicker: Ende dieses Jahr folgt die nächste Preiserhöhung. Die Tarifverhandlungen laufen momentan im Tarifverbund Passepartout, dem öV-Zusammenschluss der Kantone Luzern, Ob- und Nidwalden. Die VBL will sich da Gehör verschaffen und auf möglichst tiefe Preise pochen.

Indes: Die VBL sind nur eines von elf Transportunternehmen im Verbund. Und wenn die Billettpreise schweizweit um 3 Prozent steigen, muss der Passepartout-Verbund mitziehen – also werden die Billettpreise auch bei uns «voraussichtlich in diesem Rahmen steigen», bestätigt Christoph Zurflüh, Sprecher Tarifverbund Passepartout.

Zurflüh erklärt es so: «Mit der FABI-Vorlage (Finanzierung und Ausbau der Bahninfrastruktur) sollen die Kunden einen höheren Beitrag an den stetig ausgebauten öV leisten. Deshalb hat der Bundesrat 2015 beschlossen, die Trassenpreise ab 2017 um 100 Millionen Franken pro Jahr zu erhöhen. Das führt schweizweit im öV zu Preiserhöhungen – auch in der Zentralschweiz.»

Interpretation ist sehr anspruchsvoll

Zu den Klagen der VBL will Zurflüh sich nicht äussern – für den Verbund sei der gesamte öV auf dem Verbundsnetz relevant. Die Zahlen dazu wird man Anfang Juni erfahren, ebenso die genauen Preiserhöhungen bei den Billetten für die Zentralschweiz.

Auch zu den möglichen Gründen für die Stagnation bei der VBL sagt Zurflüh nur so viel: «Es ist sehr anspruchsvoll, das zu interpretieren, dazu brauchen wir weitere Datengrundlagen.» Diese erhofft man sich vom neuen Monitoring Gesamtverkehr Luzern, das Ende Sommer vorliegt und tatsächliche Tendenzen zu den Verschiebungen zwischen Velo, öV und Autoverkehr liefern wird.

Solche Doppelgelenkbusse werden bald auch auf der Linie 2 nach Emmenbrücke verkehren.

Solche Doppelgelenkbusse werden bald auch auf der Linie 2 nach Emmenbrücke verkehren.

(Bild: PD)

Der Gestaltungsspielraum der VBL bei der Preisentwicklung ist also sehr gering – und separate Preise für die VBL gibt es ohnehin nicht. Die Preise auf dem Passepartout-Netz werden für die einzelnen Zonen festgelegt, nicht für einzelne Transportunternehmen.

Ein Halbtax-Billett für die Zone 10 beispielsweise kostet aktuell 3 Franken. Und in dieser Zone verkehren neben der VBL auch die SBB, Zentralbahn, PostAuto, Rottal Auto AG oder die Auto AG Rothenburg. Wenn also die Preise um rund 3 Prozent steigen, würde dieses Billett auf den Fahrplanwechsel am 11. Dezember rund 10 Rappen teurer werden – ein Kurzstreckenbillett rund 8 Rappen.

Schub in Luzern Nord

Dass die Akzeptanz von Preiserhöhungen bei den VBL tiefer liegt als etwa bei den S-Bahnen oder Überlandbussen, dürfte auch damit zu tun haben, dass es auf dem städtischen Busnetz in den letzten Jahren kaum Verbesserungen gab.

Kommenden Dezember ist das anders, mit dem Wachstum im Boom-Quartier Luzern Nord rund um den Seetalplatz in Emmen gibt es nicht nur, aber auch auf dem VBL-Netz einige Verbesserungen: «Mit den neuen Preisen profitieren die Fahrgäste ab dem 11. Dezember 2016 von einem grossen Angebotsausbau», so Zurflüh.

Als Beispiele nennt er die neue Linie 5 (Kriens–Emmenbrücke), die Linie 2 (Luzern–Emmenbrücke) mit neuen Doppelgelenktrolleybussen (so wie heute der 1er im Bild oben), den neuen Bushub und neue Busspuren am Bahnhof Emmenbrücke, das neu gestaltete Emmer Busnetz sowie Verbesserungen auf dem Zugnetz.

«Das wird auch der VBL neuen Schub geben, nachdem es auf diesem Netz bei den letzten zwei Fahrplanwechseln kaum Änderungen gab», sagt Zurflüh. Ob das die Akzeptanz der Billettpreise erhöht, wird man sehen.

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