Josef Ribary sagt, warum er zurücktritt

Unterägeri muss nun in einem Jahr zweimal wählen

Prägte Unterägeri fast 30 Jahre lang: Gemeindepräsident und Bauvorsteher Josef Ribary (FDP). (Bild: Andreas Busslinger / zvg)

Nur neun Monate vor den nächsten Gesamterneuerungswahlen tritt der umtriebige Präsident von Unterägeri, der über ein Vierteljahrhundert die Gemeinde prägte, zurück. Josef Ribary erklärt, warum er Ende Jahr für den richtigen Zeitpunkt hält, um einen Schlussstrich zu ziehen.

Manche Medienmitteilungen werfen fast so viele neuen Fragen auf, wie sie Antworten liefern. So etwa jene kurzfristige Ankündigung, welche am Donnerstag um 16.30 Uhr aus Unterägeri über den Ticker lief. Nach 27 Jahren im Gemeinderat und 23 Jahren als Gemeindepräsident trete Josef Ribary (FDP) per Ende Jahr zurück. «Der Zeitpunkt seines Rücktritts ist für die Gemeinde kein Nachteil», hiess es da kryptisch.

Nun ist es keine Überraschung, dass Josef Ribary keine weitere Amtsperiode als Gemeindepräsident absolviert. Er ist bereits 70 Jahre alt. Schon vor den letzten Wahlen, als Ribary eine eigene Firma gegründet hatte, hatte es Spekulationen gegeben, dass er, der populäre und leutselige Politiker, sich zurückziehen werde.

Er macht viele Jobs

Die seltsame Kommunikation scheint der Tatsache geschuldet, dass Ribary seine Gemeinderatskollegen eben erst am Mittwoch orientiert hat und damit Hektik auslöste. Ribary ist nämlich nicht nur Gemeindepräsident, der sich um die Repräsentation kümmert und die Kultur, sondern auch Bauvorsteher. Er ist zudem Präsident der Strassenkommission, Präsident der Baukommission, Präsident der Delegierten beim Abfallbewirtschaftungsverband Zeba, Verwaltungsrat bei den Zugerland Verkehrsbetrieben und Verwaltungsrat beim Ägeribad. Kurz: Er ist die prägende Figur in Unterägeri und dies schon seit langer Zeit.

Doch warum macht er die Legislatur nicht zu Ende, sondern tritt ein gutes halbes Jahr früher zurück? Und provoziert damit zusätzliche Wahlen? «Es geht mir gut, ich bin gesund und voller Energie», sagt er. «Ich könnte natürlich noch weitermachen, aber ich glaube, dass dies der richtige Zeitpunkt ist, um abzutreten.»

Ein Umbruch droht

Es werde kommenden Herbst zu mehreren Veränderungen im Gemeinderat kommen, sagt Ribary. Es sei zu erwarten, dass mehrere Gemeinderäte nicht nochmals antreten würden – auch, wenn noch nicht alle Kollegen ihre Absichten kundgetan hätten. «Ich möchte, dass mein Nachfolger als Gemeindepräsident genügend Zeit hat, um sich auf diese Veränderungen vorzubereiten.»

«Es gibt keinen besseren Zeitpunkt zurückzutreten als per Ende Jahr.»

Josef Ribary

Unterägeri ist eine Hochburg des Freisinns – die FDP ist die einzige Partei mit zwei Sitzen. Daneben sind SP, Mitte und SVP vertreten. Ribarys Stellvetreter ist der Sozialdemokrat und Bildungsvorsteher Beat Iten. Er ist zwar links, erhält dennoch breite Anerkennung für seine Arbeit. Allerdings ist auch Iten bereits 63 Jahre alt.

Ribary macht als Bauherr weiter

Die Ortsparteien müssen sich nun also zusammenraufen, um Kandidaten zu finden. Ein halbes Jahr mit einer provisorischen Lösung bis zu den nächsten Gesamterneuerungswahlen am 2. Oktober 2022 ist keine Option. «Ab Januar fehlt ein Gemeinderat, daher muss es zuvor zwingend eine Ersatzwahl geben», sagt Ribary.

Ribary selbst freut sich auf mehr Zeit mit der Familie. Ausserdem verwirklicht er gerade ein Bauprojekt in der Schützenmatt. Die Häuser seien bald fertig, bald könne man den Wohnraum vermieten. Dem Familienunternehmen gehöre ausserdem noch Land, es werde daher weitere Arbeit als Bauherr auf ihn zukommen. «Langweilig wird es mir gewiss nicht», sagt der Noch-Gemeindepräsident.

Finanzen sind im Lot

Auch als Gemeindepräsident und Bauvorsteher hatte Ribary mit vielen Grossprojekten zu tun: Mit Schulbauten, der Ägerihalle, dem neuen Werkhof und Feuerwehrstützpunkt, dem Bau des Ägeribads etwa. «Ich habe viel Schönes, aber auch Trauriges erlebt», sagt Ribary. Neben der Umsetzung von Grossprojekten hätten ihn aber immer wieder die kleinen Sachen erfreut – und der Kontakt zu den Menschen.

Jetzt sei vieles erreicht, anderes – wie die Ortsplanungsrevision und verschiedene Sanierungsprojekte – auf bestem Weg. «Die Finanzen von Unterägeri sind im Lot», sagt Josef Ribary. «Es gibt keinen besseren Zeitpunkt zurückzutreten als per Ende Jahr.»

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