«Unsere Gesellschaft braucht vermutlich solche harten, überzogenen Signale»
Für die Skigebiete ist die Schliessung über die Festtage dramatisch. Theo Schnider, Direktor der Biosphäre Entlebuch, geht die Situation des Skigebietes Sörenberg aber auch persönlich nahe. Nun will er die Festtage trotz viel Arbeit nutzen, um sich zu besinnen.
Die Kantone der Zentralschweiz haben entschieden: Über die Festtage ist nichts mit Skifahren. Mittlerweile haben alle Zentralschweizer Kantone beschlossen, die Skigebiete bis Ende Jahr zu schliessen (zentralplus berichtete). Als Letztes folgte am Samstagnachmittag Uri. Und das ausgerechnet in einem Winter, in dem die Schneeverhältnisse schon früh hervorragend sind.
Entsprechend enttäuscht zeigt man sich in Sörenberg, wo man wie fast überall bereit gewesen wäre, die Wintersportlerinnen zu empfangen. «Das trifft uns hart. Finanziell und emotional», schreibt Theo Schnider, Direktor der Biosphäre Entlebuch, in der das vergleichsweise kleine aber feine Skigebiet liegt. Bis am Montag sind die Anlagen aber noch geöffnet.
Festtage sind wirtschaftlich zentral
Gerade Weihnachten und Neujahr bilden eigentlich die wirtschaftliche Grundlage für eine erfolgreiche Saison, so Schnider. Emotional mache ihn die Schliessung der Anlagen deshalb betroffen, «weil wir fantastische Pistenverhältnisse, ein taugliches Schutzkonzept sowie ein top motiviertes Personal haben – und somit ausgezeichnet vorbereitet sind. Das tut weh.»
Für den Bergbahn-Chef dürften die Weihnachtstage folglich nur bedingt erholsam werden. «Im Moment beantworten wir im Entlebuch hauptsächlich Medienanfragen, halten Mitarbeiterkonferenzen ab, planen und leiten Sofortmassnahmen ein.» Zudem würden viele Telefonate geführt sowie den Betroffenen die Situation erklärt, beruhigt und die Angestellten, so gut es geht, aufgebaut.
«Die Entwicklung dieser Pandemie ist einfach zu kritisch und die Zahlen stimmen nicht.»
Theo Schnider, Direktor Biosphäre Entlebuch
Doch wie schlimm ist die Schliessung über die Festtage für das Skigebiet konkret? «Das ist angesichts der grossartigen Pistenverhältnisse dramatisch. Die Leute wollen vor allem Anfang Winter auf die Piste», schildert Schnider die Situation. Und was ist mit den Personen, die Winterferien im Entlebuch gebucht haben? «Das hat sicher noch Zeit, es gibt immer Lösungen», versucht er, so gut es geht, Optimismus zu verbreiten.
Ein Versuch hin zur «Normalität»?
Persönlich will der Chef der Biosphäre so wenig wie möglich hadern und auf keinen Fall die Hände in den Schoss legen. «Lamentieren, protestieren, ausrufen bringt jetzt nichts und verbraucht nur unnötig Energie. Die Entwicklung dieser Pandemie ist einfach zu kritisch und die Zahlen stimmen nicht. Da muss man handeln.» Es sei nun mal wie es ist und man mache das Beste daraus, so Schnider.
Folglich möchte er die Einschränkungen nicht als Schikane sehen, sondern als möglichen Weg aus der Sackgasse. «Es ist ein Versuch, zur ‹Normalität› , was das auch heissen mag, zurückzufinden.» Schnider gibt sich also pragmatisch: «Zugegeben, die Ansteckungsgefahr dürfte ausserhalb des kontrollierten Wintersports und der kontrollierten Gastronomie sogar noch viel grösser sein. Aber unsere Gesellschaft braucht vermutlich solche harten, überzogenen Signale, damit sich Herz und Verstand wieder ausbalancieren.»
«Wir haben nun die Gelegenheit, über die Weihnachtstage vermehrt über die eigentlichen Werte nachzudenken.»
Die anstehenden Festtage will Schnider für sich persönlich nutzen, um sich grundlegende Gedanken zu unserer Welt und unserer Gesellschaft zu machen. «Wir haben nun die Gelegenheit, über die Weihnachtstage vermehrt über die eigentlichen Werte nachzudenken, wo wir stehen, wohin wir wollen und wie wir mit Herausforderungen wie diesem Virus in Zukunft umgehen wollen und können.»
Das bringe unsere Gesellschaft am Schluss viel weiter, als wenn man sich mit Einschränkungen herumquäle und sich mit Rechtfertigungen der Politik beschäftige. «Unsere Gedanken müssen wieder frei werden und sich endlich lösen aus der Gefangenschaft der sich dauernd überschlagenden Massnahmen und negativen Gedanken», lautet Schniders Botschaft für die Festtage.
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Remo Genzoli, 20.12.2020, 08:42 Uhr richtig, ist dem virus wurst…..
was genau aber wollen sie uns mit ihrem kommentar mitteilen?
immerhin hat die seuche herrn schnider zum nachdenken animiert und gebracht, was ich bei vielen in der politik und in der öffentlichkeit agierenden personen vermisse.👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterKasimir Pfyffer, 19.12.2020, 21:25 Uhr Wann geht es in die Stierengrinde, dass Skifahren und Snowboarden im Moment absolut unangebracht ist?
Es gibt in den grossen Spitälern kaum noch Platz und Personal, um neben den viel zu vielen Covid-Patienten zusätzlich die Skiunfälle zu behandeln. Jeder dieser Patienten muss zuerst mal auf Covid getestet werden, wer positiv ist und Komplikationen hat, belegt rasch mal ein IPS-Bett. Wie viel Personal so ein IPS-Bett bindet, steht jeden Tag in der Zeitung. Und sogar für einen «harmlosen» Beinbruch (frei nach Darbellay) braucht es AnästhesistInnen, die ohnehin Mangelware sind.👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runterAlois Iten, 20.12.2020, 08:52 Uhr Nur mal nicht hyperventilieren. Wollen Sie die Leute zuhause einsperren? Am meisten Unfälle passieren immer noch im Haushalt. Und beim Joggen oder Schlitteln können Sie genauso gut verunfallen wie auf der Skipiste. Diese belegen genauso häufig oder wenig einen Platz in der Intensivpflege wie Skifahrer.
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Oliver Heeb, 19.12.2020, 18:47 Uhr Weise Worte.
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Das wird das Virus bestimmt beeindrucken. Wünsche schon mal erfolgreiches Nachdenken!👍0Gefällt mir👏0Applaus🤔0Nachdenklich👎0Daumen runter