Aufbau zu Zuger Festival

«Unser Headliner ist das Waldstock»

Der kleine Onkel passt aufs Gelände auf.

(Bild: wia)

Ein Dorf wird gebaut, um dann in zwei Wochen wieder dem Erdboden gleichgemacht zu werden. Waldstock heisst es, und wir wollen wissen, wie es da zu und her geht. Das Pferd ist auf dem Dach, der Römer fast fertig: Das Festival ist auf gutem Weg.

Die haben aber Glück, denken wir, als wir über den sonnengefluteten Festivalplatz schlendern. Hier entsteht derzeit ein ganzes Dorf. Der Boden ist noch kaum matschig, die Laune der Waldstock-Erbauer umso besser. Eigentlich hat der Wetterbericht ein Gewitter angekündigt. Dieses blieb bisher jedoch aus.

Wir befinden uns am Rande des Steinhauserwaldes, unter uns erstreckt sich das Zuger Flachland und der See. Die Bauten auf dem Waldstock-Gelände wachsen schnell, das ist auch nötig, denn am kommenden Freitag geht’s bereits los mit dem Open Air. Wir lassen uns von Urs Lang herumführen. Der gebürtige Steinhauser war Mitbegründer des Waldstocks und langjähriges OK-Mitglied.

«Es geht nicht darum, viel Profit aus dem Festival zu schlagen und immer grösser zu werden.»

Urs Lang, ehemaliges OK-Mitglied

Nun hilft er nur noch sporadisch mit, und das sei auch okay so, findet er. «Früher verbrachte ich jedes Jahr ganze zwei Wochen hier oben. Danach war man jedes Mal ziemlich auf den Felgen. Ausserdem ist es wichtig, dass neue Generationen die Organisation übernehmen», so Lang. Das Konzept jedoch sei gleich geblieben. «Es geht nicht darum, viel Profit aus dem Festival zu schlagen und immer grösser zu werden. Ebenso gibt es üblicherweise keinen Headliner am Waldstock. Unser Headliner ist das Waldstock selbst», sagt Lang und blickt aufs Gelände, das sich dieses Jahr dem Thema Zeitreise widmet.

Urs Lang ist zwar nicht mehr im OK tätig, doch immer mal wieder als Helfer auf dem Platz.

Urs Lang ist zwar nicht mehr im OK tätig, doch immer mal wieder als Helfer auf dem Platz.

(Bild: wia)

100 Rettungsdecken werden zum Raumschiff

Dort herrscht emsiges Treiben. Balken werden herumgeschleppt, Fassaden montiert, es wird gemalt, gehämmert, geschraubt. Das Bistro wird gerade zum Raumschiff umfunktioniert. Dazu wird das Festzelt mit insgesamt 100 silbernen Rettungsdecken eingekleidet. «Ausserdem bauen wir gerade an einem Cockpit, das mit alten Knöpfen und Motherboards ausgestattet wird», erzählt Jakob Behler. Einzige Sorge: «Es dürfte je nach Wetter ziemlich heiss hier drin werden, wenn alles mit Rettungsdecken überzogen ist.»

Urs Lang führt uns zur Cuba Bar. Diese ist bekannt dafür, für die letzten Partyratten ein sicherer Hafen zu sein. Hier entsteht «La Casona», ein altes Nobelhotel. «Wir lassen es so aussehen, als wenn das Hotel seit Jahrzehnten leergestanden hätte und es sich die Natur bereits zurückgeholt hätte», erklärt Andrea Burger, die seit Jahren im Dekoteam der Cuba Bar mitwirkt. Sie schaut sich um und gesteht: «Im Moment sieht aber alles noch zu neu aus.»

Das dürfte sich bald ändern. Noch fehlen Pflanzen und Einrichtungsgegenstände. Ausserdem soll noch zünftig dekoriert werden. «Andrea hat die Tendenz, alle Zentralschweizer Brockenhäuser abzugrasen auf der Suche nach geeignetem Dekomaterial», sagt Lang und lacht. In der Tat, da liegen bereits einige antike Lampen und am Schlüsselbrett des Hotels hängen gut und gerne zwanzig nostalgische Schlüssel.

Um so viele Schlüssel zusammenzubringen, hat das Deko-Team so einige Zentralschweizer Brockenhäuser abgegrast.

Um so viele Schlüssel zusammenzubringen, hat das Deko-Team so einige Zentralschweizer Brockenhäuser abgegrast.

(Bild: wia)

Was wohl aus der Kuckucksuhr springt?

Gleich am Eingang des Geländes entsteht ein Holzhaus. Eine amerikanische Farm etwa? «Nein, das hier wird eine überdimensionierte Kuckucksuhr, in der es eine Bar gibt», erklärt Linus Wattenhofer, der Bauchef des Werks. Noch fehlen zwar Uhrwerk und Pendel, doch das manngrosse Loch unter dem Giebeldach, aus dem womöglich bald ein Kuckuck springt, ist schon fertig. «Was dort tatsächlich passiert, bleibt noch geheim», sagt Wattenhofer kryptisch.

«Es ist super, mal von Grund auf etwas aufzubauen.»

Linus Wattenhofer, Bauchef der Kuckucksuhr

Während der letzten paar Jahre war es die Pfadi Baar, die an diesem Standort Windmühlen, Kräne und Standseilbahnen aufgebaut hat. «Die Baarer konnten dieses Jahr wegen des Pfadilagers nicht teilnehmen, darum haben wir nun etwas auf die Beine gestellt», erklärt Wattenhofer. «Wir», das seien verschiedene Freunde, die beschlossen hätten, mitzumachen.

Wo sich bald zur vollen Stund' ein Kuckuck oder Ähnliches zeigen wird.

Wo sich bald zur vollen Stund› ein Kuckuck oder Ähnliches zeigen wird.

(Bild: wia)

«Die Leute sind mega begeistert und gespannt, wie alles am Schluss aussehen mag», so Wattenhofer. Bisher hat der Steinhauser nur immer an bestehenden Projekten mitgeholfen. «Es ist super, mal von Grund auf etwas aufzubauen», sagt er. «Ich nehme zwar an, die Baarer wollen ihren Platz nächstes Jahr zurück», so der ehemalige Zimmermann. Eine Lösung werde man mit dem OK jedoch sicherlich finden.

Ein Fest für alle Generationen

Urs Lang führt uns nun quer übers Feld. Wie findet das der Landbesitzer eigentlich, wenn hier jährlich Tausende von Menschen herumstampfen? «Der Grundbesitzer ist mein Onkel. Dieser hat das Land an den Landwirt Köbi Fähndrich verpachtet. Und der findet das gut und schaut normalerweise auch am Waldstock vorbei», so Lang. «Überhaupt steigt der Altersdurchschnitt jedes Jahr an. Das ist super, denn das Waldstock ist zum Fest für alle Generationen geworden.» Und fügt dann hinzu, dass es dadurch auch weniger Probleme gäbe auf dem Gelände.

«Das hier ist quasi eine Zeitreise zurück in die Kindheit.»

Stefanie Huwyler, Bar-Bauchefin

Wir nehmen Kurs auf die Villa Kunterbunt neben dem Bistro. Das gelb-pinke Haus, auf dem ein Pferd steht, fällt auf. «Das hier ist quasi eine Zeitreise zurück in die Kindheit», erklärt Stefanie Huwyler, die Chefin der Bar. Denn im Innern des Gebäudes kann nicht nur getrunken, sondern auch gespielt werden. Bereits jetzt tummeln sich Spielsachen in der Ecke, ein Schaukelpferd hier, bunte Bauklötze da. Die Schaukeln werden noch aufgebaut.

Hölzerne Römer mit dicken Nasen

Hinter dem Gelände, im Backstage-Bereich, entstehen gerade Römer. Aus ganzen Baumstämmen schnitzt der Holzbildhauer Dani Züsli untersetzte Legionäre mit viel zu grossen Nasen. «Die Figuren aus den Asterix-Comics bewachen später den Essensstand, der in Form einer römischen Festung daherkommt.» Ein Wahnsinnsaufwand für drei Tage Festival. «Für eine solche Figur brauche ich zwei Waldstocktage», erklärt Züsli und ergänzt, dass ein Waldstocktag ein wenig länger dauere als ein normaler. Wie gut die Römer das Bistro bewachen werden, ist noch unklar. Erfahrungswerten zufolge dürfte ihr Dienst jedoch zu wünschen übrig lassen. Besonders, wenn bei den Waldstock-Dorfbewohnern genug Zaubertrank im Spiel ist.

«Ööömeee!», würde der Pirat aus dem Asterix-Heft laut rufen, sähe er Dani Züslis Holzkunst. Im Hintergrund steht übrigens Miraculix, nur ist der noch nicht ganz ausgefeilt.

«Ööömeee!», würde der Pirat aus dem Asterix-Heft laut rufen, sähe er Dani Züslis Holzkunst. Im Hintergrund steht übrigens Miraculix, nur ist der noch nicht ganz ausgefeilt.

(Bild: wia)

 

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