Protest gegen «neuartiges Ernährungskonzept»

Uni Luzern: FDP-Politikerin wehrt sich gegen Vegan-Diktat

Rosy Schmid von der FDP Luzern kritisiert das neue Ernährungskonzept der Uni Luzern.

Die Universität Luzern verzichtet in ihrer Mensa ab nächster Woche auf Fleisch- und Fischgerichte. FDP-Kantonsrätin Rosy Schmid fordert deshalb von der Luzerner Regierung mittels Postulat, dass sie die Einschränkung der Konsumfreiheit durch «staatliche Bevormundung» verhindert.

Vegetarisch oder vegan – etwas Anderes kommt in der Mensa der Universität Luzern nicht mehr auf den Teller. Dieser Entscheid fiel im Zusammenhang mit der Vergabe des Mensabetriebes an den Zürcher Frauenverein ZFV.

Die Vergabe beinhaltete eine Vereinbarung zur Umsetzung eines neuen, vegan-vegetarischen Gastrokonzepts mit Fokus auf Nachhaltigkeit, Regionalität und Saisonalität. Diese Umstellung sorgte über die Kantonsgrenzen hinaus für Aufmerksamkeit. So berichtete jüngst auch der «Tagesanzeiger» darüber.

Gegen das Menü-Diktat an der Uni Luzern regt sich nun Widerstand. Die FDP-Kantonsrätin Rosy Schmid aus Hildisrieden hinterfragt den Entscheid der Univsersität: «Wenn private Institutionen oder Restaurants auf ein vegetarisches Ernährungskonzept setzen, ist das völlig in Ordnung. Aber eine öffentliche Institution wie die Uni muss keine neuartigen Ernährungskonzepte ausprobieren, wenn sie etwas testen will. Das kann sie innerhalb des bestehenden Angebots tun», sagt sie gegenüber zentralplus.

Aufgrund der Privatisierung von Mensas an Luzerner Kantonsschulen sinken nun die Löhne der Mitarbeitenden. (Bild: aka)

Sie fordert die Luzerner Regierung deshalb mittels Postulat auf, dass der Kanton die Einschränkung der Konsumfreiheit in Institutionen mit kantonaler Beteiligung verhindert.

«Es wäre auch nicht gut, wenn vegane oder vegetarische Gerichte aus dem Menüplan gestrichen werden. Wichtig ist eine Ausgewogenheit zwischen allen Ernährungsformen», erklärt Schmid die Hintergründe ihrer Kritik am neuen Menüplan der Universität.

Fleisch sei für einen Grossteil der Bevölkerung ein wichtiger Bestandteil einer ausgewogenen Ernährung. Im Postulat spricht Schmid deshalb gar von der «Ausschliessung» und «Diskriminierung» bestimmter Personen wegen ihrer Essgewohnheiten.

Klimasünde Fleisch

Aus klimapolitischer Sicht ist eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte vom Kanton legitimiert. So sieht die Klimastrategie des Luzerner Regierungsrats eine ausgewogene Ernährung für die Bevölkerung vor, die weniger Treibhausgase ausstösst.

Im Strategie-Papier steht: «Eine Reduktion des Konsums tierischer Produkte ist erforderlich, damit die Emissionen nicht einfach in andere Regionen verlagert werden. Im Rahmen der kantonalen Kompetenzen sind die Anstrengungen für eine ausgewogenere Ernährung zu verstärken.»

Ausgerechnet FDP-Regierungsrat Fabian Peter ist als Direktor des Umweltdepartements der Kopf der kantonalen Klimastrategie. Für Kantonsrätin Rosy Schmid steht ihr Postulat jedoch nicht im Konflikt mit der kantonalen Klimastrategie: «Eine Reduktion des Fleischangebots ist das Eine, eine Streichung jedoch etwas Anderes».

Und ergänzt, dass eine fleischlose Ernährung nicht zwingend klimaverträglicher sei: «Eine vegane Ernährung ist nicht immer saisonal oder regional, wie das die Universität proklamiert. All die Avocados, Kichererbsen und Sojaprodukte kommen nicht aus der Schweiz.»

«Das Postulat betrifft nicht nur die Uni Luzern, sondern alle Organisationen und Institutionen, an denen der Kanton beteiligt ist. Darum ist die Diskussion politisch sehr relevant.»

Rosy Schmid, Luzerner FDP-Kantonsrätin

Gerade hinsichtlich der Regionalität der Produkte sei eine auf Fleisch basierende Ernährung naheliegend, weil sich Graswirtschaft in weiten Teilen der Innerschweiz am besten eignet. Darum stelle sich weniger die Frage, wie viel Fleisch man isst, sondern welche Teile des Tiers und welche nicht. Auch das habe einen Einfluss auf die Ausgewogenheit des Speisezettels, so Schmid.

Fragliche Relevanz

Zuletzt stellt sich die grundsätzliche Frage nach der politischen Relevanz der Diskussion rund um den Menüplan der Universität. Mittels Postulat gegen diese Entscheidung vorzugehen ist ein aufwendiger politischer Prozess. Gerade bei der FDP, die sich seit Jahren für weniger Bürokratie in der Verwaltung einsetzt, ist ein solches Vorgehen in dieser Diskussion erstaunlich.

Doch Schmid erwidert: «Das Postulat betrifft nicht nur die Uni Luzern, sondern alle Organisationen und Institutionen, an denen der Kanton beteiligt ist. Darum ist die Diskussion politisch sehr relevant.» Zudem betont die Kantonsrätin, dass das Thema Ernährung die Bevölkerung sehr bewege und eine ausgewogene Ernährung daher wichtig sei.

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8 Kommentare
  • Profilfoto von Michel von der Schwand
    Michel von der Schwand, 30.08.2021, 08:36 Uhr

    Einmal mehr betreiben diejenigen unnötigen Aktivismus, welche gar nicht zur Zielgruppe gehören. Die Leitung der Universität hat den Studenten das Bedürfnis abgeklärt und festgestellt, dass sich tatsächlich eine Mehrheit nachhaltig und bewusst ernähren will. Die Aufschreienden haben sich aus den Ernährungsgewohnheiten der Studierenden rauszuhalten. Auch hier wird einmal mehr durch bürgerliche Politiker, insbesondere der FDP, auf die Bremse getreten. Wann endlich werden diese ewigen Bremser abgewählt?

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    • Profilfoto von mvonrotz
      mvonrotz, 30.08.2021, 09:58 Uhr

      Eine Universität ist nicht nur für die Mehrheit irgendwelcher Entscheide da, sondern für alle welche die Voraussetzungen erfüllen. Vegetarisch oder Vegan zu sein ist keine Voraussetzung!

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      • Profilfoto von Michel von der Schwand
        Michel von der Schwand, 30.08.2021, 13:28 Uhr

        Was verstehen Sie an meinem Votum nicht? Textverständnis könnte da allenfalls helfen. Es geht um den unnötigen Aktivismus einer FDP-Politikerin. Derjenigen FDP, welche immer für den Liberalismus steht und sich dafür einsetzt, dass die Wirtschaft weniger reguliert wird. Einfach die Universität machen lassen. Die Zukunft resp. die Studierenden werden durch ihr Konsumverhalten zeigen, ob es ein richtiger oder falscher Entscheid war. Der Fünf-Minuten-Empörungs-Fetischismus irgendwelcher Politiker bremst die Entwicklung und Selbstregulierung. Der Markt wird dieses Problem lösen. So oder so.

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    Lenggenhager Patrick, 28.08.2021, 19:38 Uhr

    Gewählte Politiker sollten nicht die Menüpläne von Mensen mikromangen. Dass ausgerechnet eine FDPlerin die Uni bevormunden will und mit der rauen Postulatsbürokratiekäule auf die universitäre Freiheit eindrischt, ist einfach nur bigott und grotesk. Für mich ist diese antiliberale Partei nicht mehr wählbar.

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    Karl-Heinz Rubin, 28.08.2021, 15:08 Uhr

    Eine super Idee.
    Alle die ein Fleisch/Fischgericht wünschen, werden zu den verschiedenen Fast food Ketten pilgern und ihren Abfall natürlich ordnungsgemäß entsorgen.

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    Rudolf 1, 28.08.2021, 05:51 Uhr

    «FDP-Politikerin wehrt sich gegen Vegan-Diktat» – Die Menus sind nicht vegan, sondern vegetarisch.

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    Kurt baumann, 27.08.2021, 16:35 Uhr

    Bin mit rosy. Angebot für alle. Nicht nur für die „weltverbesserer“ (welche meist keine sind). Regional, saisonal und aus luzern bitte wenn möglich. Das wäre schon super. Überteuerte vegane produkte mit weiten reiseweg und erstellt auf abgeholztem regenwaldfeldern nützt niemandem.

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    Hegard, 27.08.2021, 15:25 Uhr

    Wieder mal typisch. Wie stolz reden wir Schweizer von direkter Demokratie. Aber leider haben wir immer mehr Lobbyisten, die radikal andere bevormunden wollen. Veganer haben mir zu viele Widersprüche. Vor allem gehen Sie den falschen Weg, mit vielen Kohlenhydraten das Fleisch zu ersetzen, viele Produkte mit Abgas verbunden, sie holen aus dem Ausland nicht nur die Ersatz-Chemie.
    Die Fleisch-Industrie könnte man sicher verbessern. Jeder kann doch selbst bestimmen, was er essen möchte.
    Jedenfalls so treiben sie die Studenten nur zur nächsten Imbissbude. Ob das gesünder ist? Es wäre besser eine demokratische Umfrage zu starten und mit Kompromissen gesunde Menüs zu kochen. Dass Sie auch lernen mit oder ohne Fleisch sich gesund zu ernähren und Übergewicht in Schach zu halten.

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