Warum man sich ebenso zuhause einschliessen könnte

«Und wie wahnsinnstoll feiert ihr Silvester?»

Ins Neujahr muss gefeiert werden, als ob es kein Morgen gäbe, klar?

(Bild: Montage jav)

Jedes Jahr dasselbe: Vollgestopft von den Feiertagen muss sie nun steigen, die beste Party des Jahres! Muss sie das wirklich? Und warum eigentlich? Es gibt gute Gründe, warum man sich an Silvester genauso gut zuhause einschliessen kann.

An Silvester muss sie steigen – die beste Party des Jahres. Denn so, wie man das neue Jahr begeht, so wird es auch die kommenden zwölf Monate bleiben.

Diese Vorstellung, befeuert durch Hollywood, Werbefilmchen und Lifestyle-Heftli hat sich in unseren Köpfen eingebrannt.

Der perfekte Silvester, der sieht dann ungefähr so aus:

Mit allen allerbesten Freunden, allesamt im stylischen Glitzerfummel, stösst man vor Mitternacht auf der Luzerner Seebrücke mit süffigem Getränk an. Vor einem leuchtet der Eiffelturm und das Matterhorn glänzt im Licht der Höhenfeuer, über den Köpfen das Feuerwerk und um einen herum blinken die Lichter des Times Square, das Wetter ist bombastisch, das Essen war toll, alle haben heisse rote Unterwäsche an (und deshalb Glück im kommenden Jahr), sehen super aus und sind gut drauf.

Die Nacht ist eine einzige rauschende Party, gefolgt von einem leidenschaftlichen Kuss um Mitternacht auf der Gütsch-Terrasse und einer wilden Nacht mit dem Liebsten oder je nach Beziehungsstatus mit einem geheimnisvollen Unbekannten, der sich im darauffolgenden Jahr als grosse Liebe entpuppt.

Die Realität sieht jedoch eher so aus:

Nach hundertausenden Diskussionen und Millionen Mal «Und was macht ihr dieses Jahr an Silvester?» landet man zum Abendessen doch wieder zuhause – mit Essiggurken und gefrorenen Dumplings – denn mit dem Einkaufen wurde es dann plötzlich doch ziemlich knapp und am Bahnhofs-Coop standen die Leute Schlange bis zur Salattheke.

Nach dem kreativen Abendmahl geht’s dann an die superhipp angepriesene und deshalb völlig überfüllte Party, an welcher die Stimmung bis Mitternacht vor sich hindümpelt. Das Silvester-Outfit sitzt nicht, zwickt und der DJ spielt Narcotic von Liquido. Bei den Gesprächsthemen zeigen sich die müden Gesichter mässig kreativ: «Hoi, lange nicht gesehen», «Gehts gut?», Küsschen, «Läufts?», Küsschen, «Ha, du auch da!?», Umarmung, «Na, alles fit?«, Küsschen, «Ciao, du auch hier?» …

Luzerner Kater-Tipps

Im vergangenen Jahr haben uns Kater-erfahrene Experten aus dem Luzerner Gastro- und Kulturbereich ihre Ratschläge preisgegeben: Tipps gegen den Brummschädel am Neujahrsmorgen.

Um Mitternacht die Erlösung vom Smalltalk: Endlich darf angezählt werden. Doch dann der Schreck – die ganze Meute scheint sich wie abgesprochen in Kussgrüppchen zusammengerottet zu haben. Unangenehm. Also Rückzug aufs Klo oder einmal tief ins Glas versinken. Nach einigen mittelmotivierten Flirtversuchen, einem überteuerten Prosecco und weiterem Smalltalk macht man sich auf den Heimweg durch die graue Neustadt, wo man bestimmt drei mal in Kotze tritt, wegen eines verirrten Böllers einen halben Herzinfarkt erleidet und schliesslich in kompletter Montur ins Bett fällt.

Erwartungen – sie sind der Teufel.

Gute Vorsätze und obligatorische Küsse

Und natürlich dürfen die guten Vorsätze fürs neue Jahr auf keinen Fall fehlen. Da hält sich die Kreativität jedoch seit Jahren in Grenzen: Rauchfrei werden, Abnehmen, eine Reise tun, mal wieder die Grossmutter besuchen. Auch Sparen ist hoch im Kurs.

Also anstatt Vorsätze besser Wünsche äussern, wenns denn überhaupt sein muss.

Unser Tipp: Erwartungen runterschrauben. Den Abend behandeln wie jeden anderen freien Abend. Machen, worauf man Bock hat, das Angebot in Luzern ist gross. Ein paar Bier in der Stammkneipe oder ein gemütlicher Filmabend. Früh ins Bett und morgens fit und aktiv auf die (Schnee-)Piste, ein gemütlicher Spaziergang oder zum Wellness. Oder auch einfach ausschlafen. Macht man sowieso viel zu selten.

Verabredet euch mit euren Liebsten ein paar Tage, Wochen später zum Feiern. Fragt sie doch einfach sonst mal wieder, was sie sich für die Zukunft wünschen, oder was sie gerne ändern würden. Einfach so. Küsst euch, oder umarmt euch, im Alltag. Einfach so. Weil ihr euch mögt.

(Aber bitte in gegenseitigem Einvernehmen.)

 Love, Peace and out.

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