Mahnwache in Zug gegen Gewalt an Frauen

«Und wenn ich alleine da stehe – es ist mir egal: Ich setze ein Zeichen!»

Um das Schweigen hörbar zu machen, wurde Trommel-Musik abgespielt. (Bild: ida)

An diesem Donnerstag fand auf dem Zuger Bundesplatz eine Mahnwache statt. Es war ein Protest im Stillen, ein Zeichen gegen häusliche Gewalt. Auch wenn die Autorin und diejenige, die für die Organisatorin einsprang, nur zu zweit ums Feuer stehen: Regula Grünenfelder will ein Zeichen setzen.

Rhythmische Trommelmusik, ein loderndes Feuer in einer Feuerschale, darin ein Stück Holz von einem Ort, an dem regelmässig häusliche Gewalt stattfand. Regula Grünenfelder stochert in der Feuerschale umher, um sicherzugehen, dass auch das letzte Stück Holz zerbrennt. Sie ist ganz in Schwarz gekleidet. Nur ihr blauer Haarreifen setzt einen Farbkontrast.

Grünenfelder steht an diesem Donnerstagabend mit der Autorin auf dem Zuger Bundesplatz, verharrte für eine Stunde bei 2 Grad Celsius. Es ist eine Mahnwache – in Stille.

Die Mahnwache ist Teil der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Sie findet dieses Jahr zum zweiten Mal unter dem Slogan «Frauen sind unschlagbar» statt. Als Start der Kampagne wurden an der Seepromenade in Zug, aber auch am Luzerner Seebecken eine meterlange Lichterkette aus 1'000 Windlichter aufgestellt (zentralplus berichtete).

Ein Zeichen gegen häusliche Gewalt

«Bei der Mahnwache gedenken wir der Frauen, die wegen häuslicher Gewalt gestorben sind, umgebracht wurden – oder aufgestanden sind, um sich gegen Gewalt zu wehren», sagt Regula Grünenfelder. Sie ist Leiterin der Fachstelle Feministische Theologie des Vereins Frauenkirche Zentralschweiz.

Jede zweite Woche stirbt gemäss Statistik eine Frau in der Schweiz wegen häuslicher Gewalt. Die Dunkelziffer ist immer noch hoch. Doch sie nimmt ab, auch wegen solcher Präventionsaktionen, die das Thema aus dem Tabu-Bereich in die Öffentlichkeit bringen, ist Grünenfelder überzeugt.

Grünenfelder war vor drei Jahren noch Kampagnenleiterin einer grösseren Arbeitsgruppe in der Zentralschweiz. Damals waren sie mit einem Dance-Mobil unterwegs, erreichten sogar Orte wie das Entlebuch und Engelberg. Zu «One Billion Rising» – zu Deutsch: «Eine Milliarde erhebt sich» – gab's Tanz-Flashmobs.

Doch die Arbeitsgruppe hatte sich aufgelöst und einem Pilotprojekt in Zug Platz gemacht. Maria Oppermann organisiert jeweils die Mahnwachen am Zuger Bundesplatz. Auch sie ist im Vorstand der Frauenkirche Zentralschweiz. Weil sie am Donnerstagabend selbst nicht vor Ort sein konnte, sprang Grünenfelder ein.

Hier finden Zugerinnen Hilfe

Wenn du von häuslicher Gewalt bedroht oder betroffen bist, von zuhause weg willst, findest du für dich und deine Kinder eine Unterkunft in der Herberge für Frauen Zug. Sie sind auch rund um die Uhr für dich da, über die Helpline 041 727 76 86.

Unterstützung gibt dir auch die Opferberatung von eff-zett das Fachzentrum. Sie beraten dich auch telefonisch über 041 725 26 50.

Donnerstags wird Schwarz getragen

«Donnerstags in Schwarz» oder «Thursdays in Black» findet weltweit statt. In der Westschweiz ist diese Bewegung mehr verbreitet, in der Deutschschweiz war die Zuger Mahnwache zu «Donnerstags in Schwarz» die einzige.

Menschen kleiden sich an dem Tag in Schwarz, um ein Zeichen zu setzen. So auch Maria Oppermann. Sie tut es sogar jeden Donnerstag. «Damit zeige ich, dass ich Teil der weltweiten Bewegung bin, die sich auflehnt gegen Ausübung, Duldung und Verharmlosung von Gewalt», wird sie in «p.s.», dem Bulletin der Frauenkirche Zentralschweiz zitiert. «Ich will den Frauen Respekt erweisen, die von Ungerechtigkeit und Gewalt betroffen sind und die Widerstand leisten.»

Wie es auch Oppermann egal gewesen sei, wenn sie an der Mahnwache in Zug alleine vor dem Feuer gestanden sei, so ist es nun auch Grünenfelder egal. «Maria sagte letztes Jahr: ‹Und wenn ich alleine da stehe – es ist mir egal; ich setze ein Zeichen!› Und auch ich werde für alle Frauen, die aufgestanden sind, eine Stunde ums Feuer stehen – auch alleine.»

Raum einnehmen

Die Mahnwache fand in Stille am Bundesplatz statt. Frau lief nicht durch die Strassen. Nicht, weil frau etwa nicht Gefahr laufen wollte, eine Busse zu kassieren – wie das beim diesjährigen Frauenstreik der Fall war (zentralplus berichtete).

«Es ist bewusst nur ein Stehen», sagt Grünenfelder. «Wir halten für einen Moment inne und setzen ein Zeichen.» Bei einem Demonstrations-Zug würden die Menschen denken, dass sowieso bald alles an ihnen vorbei gerauscht sei. Doch am Zuger Bundesplatz, inmitten der «Konsum- Karawane», ziehen Passantinnen und Passanten vorbei, mit schweren Einkaufstüten an den Händen. Sie alle schauen neugierig zum Feuer, lesen die Plakate auf den Boden. «Wir nehmen den Raum ein», so Grünenfelder. Und das sagt sie mit einer ruhigen, aber bestimmten Stimme.

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