Hagendorn: Garage Zimmermann versteigert

«Und 4,52 Millionen Franken – zum Dritten!»

Die ehemalige Garage Zimmermann ist heute eine Tankstelle mit Shop.

(Bild: mbe.)

Vor zwei Jahren ist die Garage Zimmermann an der Sinserstrasse in Hagendorn pleite gegangen. Die Liegenschaft samt Grundstück kam am Donnerstag in Zug unter den Hammer. Den Zuschlag erhielt eine Immobilienfirma aus Rotkreuz.

Der kleine Raum im Erdgeschoss des Verwaltungsgebäudes an der Aabachstrasse platzte am Donnerstag um 14 Uhr aus allen Nähten. 50 Personen sassen schon dicht Schulter an Schulter. Noch mehr drängten in den Raum, sodass eilig mehr Stühle herbeigeschafft werden mussten.

Der Grund für den Andrang: Das Konkursamt Zug versteigerte eine Liegenschaft im Kanton Zug samt Grundstück von 5’126 Quadratmetern zu einem für hiesige Verhältnisse offenbar relativ günstigen Preis.

Die konkursamtliche Schätzung für die Liegenschaft betrug 2,85 Millionen Franken, mit der Last eines im Grundbuch eingetragenen Wohnrechts des Garagisten und seiner Ehefrau auf Lebenszeit. Auf 3,23 Millionen wurde der Wert ohne das Wohnrecht geschätzt. «Viele hofften wohl auf ein Schnäppchen», sagte ein Teilnehmer nach der Versteigerung zu zentralplus.

«Viele hofften wohl auf ein Schnäppchen.»
Ein Teilnehmer der Versteigerung

Unter den Hammer kam aus der Konkursmasse die Liegenschaft der Garage Zimmermann in Liquidation. Die einst erfolgreiche Garage ist heute nur noch eine Tankstelle mit Shop und Autowaschanlage. Im hinteren Teil des Gebäudes wohnen der ehemalige Garagist Walter Zimmermann und seine Frau Margrit.

90’000 Franken sofort auf den Tisch legen

Das «reale Monopoly» beginnt mit Erklärungen der Konkursbeamten, die vorne an einem blütenweissen Tisch sitzen. Es seien keine schriftlichen Angebote eingegangen, erklären sie. Wer den Betrag von mindestens 3’644’097.15 Franken im ersten Anlauf bietet, erhält die Liegenschaft mit den Lasten im Grundbuch zugeschlagen. Wer beim dritten Aufruf den Zuschlag erhält, muss sofort 90’000 Franken in bar oder per Check bezahlen. Jeder Bieter muss seinen Namen nennen und ob er allenfalls jemand anderen vertritt.

Es beginnt: Der erste Anbieter, André Furrer aus Cham, überbietet den Mindestpreis mit 3,65 Millionen Franken sofort. Dann steigen zwei weitere Chamer ins Rennen ein: Thomas Baumgartner und sein Bekannter Peter Rast treten als Bieter gemeinsam auf: «3,7 Millionen!»

Während Furrer immer in 10’000er-Schritten bietet, ist die andere Partei forscher und schlägt mal 20’000 Franken, mal mehr drauf. Mit ruhiger Stimme und emotionslos schaukeln die Bieter den Betrag hoch. Das Publikum ist still. Nur einmal lacht der Saal kurz auf, als einer den Ausdruck «Schweizer Franken» stark betont. André Furrer steigt schliesslich bei 4,03 Millionen Franken aus.

Der dritte Interessent steigt erst spät ein

Nach rund 20 Angeboten steigt dafür bei 4,22 Millionen plötzlich ein jüngerer Mann ein. Mit blauem Pulli, Dächlikappe und einem roten Klarsichtmäppli in der Hand wirkt er sehr unauffällig. Tarnung? Er heisse Marco Stöckli und bietet für die Firma Revista AG, sagt er.

Ein diskreter Blick ins Handy zeigt: Stöckli ist Verwaltungsrat der Immobilienfirma aus Rotkreuz, zeichnungsberechtigt und aus Unterägeri. Die gleiche Funktion hat er in der Winkelried-Garage AG inne, die an derselben Adresse Holzhäusernstrasse 32 domiziliert ist. Die Garage ist auf Mercedes-Fahrzeuge spezialisiert.

Bei den anderen bietenden Herren handelt es sich übrigens um den Besitzer und Geschäftsführer der Firma Furrer Solartechnik aus Cham. Thomas Baumgartner ist der pensionierte Seniorchef der Fensterfabrik Baumgartner, der andere sein Kollege.

In diesem Teil der Liegenschaft wohnt der Garagenbesitzer mit seiner Frau.

In diesem Teil der Liegenschaft wohnt der frühere Garagenbesitzer mit seiner Frau. Er darf nun bis zum Lebensende bleiben.

(Bild: mbe.)

Liegenschaft geht an Immobilienfirma Revista

Christoph Schwerzmann, Abteilungsleiter Konkurs beim Handelsregister- und Konkursamt, nennt jedes Angebot, wartet effektvoll, zeigt mit dem Kugelschreiber ins Publikum. «Höre ich noch ein höheres Angebot?» Tatsächlich beginnt Marco Stöckli nun mitzubieten. Nur er und das Duo aus Cham sind noch im Rennen.

Der Preis steigt immer weiter hinauf, nach rund 30 Schritten geht die Liegenschaft nach dem bekannten Satz «Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten …» an – Marco Stöckli. Für den Preis von 4,52 Millionen Franken.

Die Gläubiger der konkursiten Garage können sich also freuen. Wegen Überschuldung hatte der Konkursrichter Ende Januar 2015 das Konkursverfahren eröffnet. Schulden von rund 10 Millionen Franken hatten sich angehäuft. Von der Pleite waren auch 23 Mitarbeiter betroffen. Möglicherweise sassen einige von ihnen im Raum, als ihr ehemaliger Arbeitsplatz versteigert wurde.

Pläne noch nicht bekannt

Was hat der neue Besitzer Marco Stöckli mit der Liegenschaft vor? Er sagte zentralplus, die Strategie des heutigen Betriebs werde vorderhand weitergeführt. «Es ist noch zu früh, um zu sagen, was wir längerfristig planen.» Sicher ist: Anderweitig überbauen kann man das Grundstück nicht, denn es liegt in der Landwirtschaftszone.

Und Zimmermanns können weiter in ihrem Betrieb wohnen bleiben. Der ausgestiegene Bieter Thomas Baumgartner erklärte gegenüber zentralplus, er habe den Zimmermanns helfen wollen. «Ich bin ihr Nachbar», sagt er. Er wollte die Liegenschaft privat kaufen. «Solche Sachen mache ich manchmal. Ich habe auch eine Schule in Armenien gegründet», sagt Baumgartner.

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