In Luzern und Zug wird's akzeptiert

Unangenehm, aber besser als Fernunterricht: Das halten die Lehrpersonen von der Maskenpflicht

Für Lehrpersonen sind Masken zwar unangenehm, Fernunterricht wollen sie aber vermeiden. (Bild: Unsplash)

Die Maskenpflicht birgt für die Lehrpersonen in Luzern und Zug viele Unannehmlichkeiten. Trotzdem begrüssen die meisten von ihnen die Schutzmassnahme. Fälle von Maskenverweigerungen sind laut Lehrerverbänden keine bekannt.

Seit Ende Oktober muss in den Schulen der Kantone Luzern und Zug Maske getragen werden. Unter bestimmten Umständen sind Lehrpersonen und SchülerInnen von der Maskenpflicht befreit. An den gemeindlichen Schulen im Kanton Zug etwa darf auf Masken verzichtet werden, sofern im Schulzimmer der Mindestabstand von 1.5m eingehalten werden kann. 

Für die Lehrpersonen bedeutet diese Schutzmassnahme zusätzliche Strapazen in einer ohnehin schon aussergewöhnlichen und beschwerlichen Situation. Maskenverweigerungen und damit verbundene Konsequenzen habe es in der Lehrerschaft bis jetzt aber laut zuständigen Lehrerinnen- und Lehrerverbände weder in Luzern noch in Zug gegeben.

In Jubelstürme ausgebrochen sind die Lehrpersonen der beiden Kantone angesichts der Einführung der Maskenpflicht aber nicht, wie die Verbände bestätigen. Bedenken und kritische Stimmen scheinen sich aber in erster Linie auf Aspekte der Umsetzung der Maskenpflicht im Unterricht und auf mögliche Auswirkungen auf die Qualität desselben, nicht aber auf die Massnahmen an sich zu erstrecken.

Maskentragen ist «belastend und anstrengend»

Laut Alex Messerli vom LLV sei die Skepsis gegenüber dem Maskentragen unter den Lehrpersonen vor allem am Anfang sehr gross gewesen. «Die Kommunikation ist für den Lehrerberuf zentral. Da ist eine Maske schon ein Hindernis.», meint er.

Auch Markus Elsener vom VLM bestätigt, dass das Maskentragen für viele KollegInnen durchaus mit Schwierigkeiten verbunden sei.  Als Vertreter der Luzerner Mittelschullehrpersonen beschäftigt ihn die Thematik schon seit längerem – wie auch in Zug ist die Maskenpflicht an den Luzerner Kantonsschulen bereits im Sommer in Kraft getreten. Für viele Lehrkräfte sei das Maskentragen «unangenehm, belastend und anstrengend». Einige Lehrpersonen würden zudem unter Hautausschlägen, Atemnot oder anderen Beeinträchtigungen leiden, so der Präsident des VLM.

Fernunterricht soll verhindert werden

Wenn die Moral, im Unterricht Maske zu tragen, bei den meisten Lehrpersonen trotz Unannehmlichkeiten nicht bröckelt, dürfte das auch daran liegen, dass sie die Rückkehr zum Fernunterricht nach den Erfahrungen im Lockdown möglichst verhindern wollen. «Die meisten Lehrpersonen lehnen den Fernunterricht ab, weil er wenig lerneffizient ist.», begründet Markus Elsener vom VLM die Haltung der Lehrerinnen- und Lehrerverbände der Schweiz.

Auch wenn das Maskentragen für viele Lehrkräfte aber so etwas wie das geringere zweier notwendiger Übel ist, bedeutet das nicht, dass sie die Maskenpflicht deswegen auch als unnütz oder sinnbefreit erachten. Dies bestätigen auch die beiden Vertreter der Schulen im Kanton Luzern. Alex Messerli vom LLV habe zahlreiche Nachrichten von Lehrpersonen erhalten, die froh seien über die zusätzliche Schutzmassnahme. Für ihn selbst sei die Maskenpflicht «keine grosse Sache, aber sehr wichtig». Ähnlich sieht das Markus Elsener. Er ist sich sicher, dass die Maskenpflicht bei den Lehrpersonen weitgehend akzeptiert sei. Ihm sei niemand bekannt, der die Maske nur trage, weil er oder sie müsse, sie aber eigentlich als sinnlos empfinde.

Massnahmen-Kritik ist erlaubt

Dass Lehrpersonen die Kritik der verordneten Massnahmen in gewissem Rahmen durchaus erlaubt wäre, bestätigt Simon Saxer, der Präsident des Lehrerinnen- und Lehrerverein Kanton Zug (LVZ). «Es ist einfach die Frage, wie man mit seiner kritischen Meinung umgeht. Als Lehrperson ist man auch Vorbild und als solches an einer Schule angestellt. Diese hat als Arbeitgeber das Recht für Ihre Institution Regeln zu erlassen, an die sich SchülerInnen und Lehrkräfte zu halten haben.», konkretisiert er.

Er selbst erachte die Evidenzlage zum Nutzen von Hygienemasken in Bezug auf die Übertragung von Coronaviren an Schulen als etwas dünn und wünsche sich manchmal mehr Information seitens des Kantons Zug. Alles in allem habe er aber das Gefühl, die meisten Lehrer und Lehrerinnen seien sehr angepasst. Wie verbreitet kritische Haltungen gegenüber dem Maskentragen unter den Lehrpersonen seien, könne er aber nicht genau sagen.

Kaum Luzerner und Zuger «Lehrpersonen im Widerstand»

Nebst den Rückmeldungen der Lehrerinnen- und Lehrerverbände lässt auch die Nachfrage bei einer der Wortführerinnen der Massnahmen kritischen Schweizer Lehrpersonen darauf schliessen, dass die Maskengegner und -VerweigerInnen unter den Lehrpersonen in den Kantonen Luzern und Zug eine Minderheit ausmachen.

Die Primarlehrerin Prisca Würgler wurde anfangs November in Emmetten (NW) freigestellt, nachdem sie sich an Veranstaltungen und an ihrer Schule gegen das Maskentragen gewehrt hatte. Zusammen mit anderen Lehrpersonen hat sie daraufhin die Interessengemeinschaft «Lehrpersonen im Widerstand» ins Leben gerufen. Die Medien berichteten über den Fall.

Als Mitinitiantin ist sich Prisca Würgler sicher, dass sich unter den gut 60 MitgliederInnen auch Luzerner und Zuger Lehrkräfte befinden würden. Sie seien entweder freigestellt oder entlassen worden und würden sich über Telegramm vor allem über rechtliche Schritte austauschen. Um wie viele Luzerner und Zuger es sich aber genau handle, könne sie nicht mehr feststellen. Mit Zentralplus in Kontakt treten, wollte keiner der vermeintlich sanktionierten Luzerner und Zuger Lehrkräfte.

Ein ähnliches Bild vermittelt der Blick in die öffentliche Telegramm-Gruppe «Wir – Lehrpersonen für Aufklärung – Schweiz». Die Gruppe vereint nicht mehr als 440 MitgliederInnen, wobei einige Kommentare erahnen lassen, dass sich unter ihnen auch Personen aus Luzern und Zug befinden.

Natürlich kann nicht davon ausgegangen werden, dass die sozialen Medien die tatsächlichen Zahlenverhältnisse adäquat wiederspiegeln. Nicht jede kritische Lehrperson dürfte Interesse daran haben, sich in der virtuellen Öffentlichkeit auszutauschen oder seine/ihre Beiträge unter kritischen Posts zum 5G-Mobilfunknetz oder zur «offiziellen Version» der Terroranschläge von 9/11 zu platzieren.

Nichtsdestotrotz fällt es bei ca. 70'000 unterrichtenden Lehrpersonen allein in der Deutschschweiz (Bundesamt für Statistik; Stand März 2020) schwer, nicht anzunehmen, dass es sich bei denjenigen Lehrpersonen, die dem Maskentragen und weiteren Schutzmassnahmen kritisch begegnen, um mehr als nur eine Randerscheinung handelt – in Luzern und Zug ebenso wie in der gesamten Schweiz.

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2 Kommentare
  • Profilfoto von richard scholl
    richard scholl, 13.12.2020, 17:55 Uhr

    Lehrer, nicht Lehrpersonninn*nnen. Lasst uns doch von den uns haushochüberlegenen kommunistischen Chinesen lernen. Die Chinesen sind fleissig, schnell, billig und jammern nicht.

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  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 09.12.2020, 09:46 Uhr

    > «Er selbst erachte die Evidenzlage zum Nutzen von Hygienemasken in Bezug auf die Übertragung von Coronaviren an Schulen als etwas dünn und wünsche sich manchmal mehr Information (…). Alles in allem habe er aber das Gefühl, die meisten Lehrer und Lehrerinnen seien sehr angepasst. »

    Herr Saxer hat komplett recht.
    «Die Evidenzlage ist dünn», heisst auf Deutsch, der Nutzen der «Masken für alle» kann trotz intensiver Bemühungen – auch seitens der WHO – nicht nachgewiesen werden.
    Oder ganz einfach gesagt: «Die nützen nichts».
    Das ist so ein bisschen wie mit der Homöopathie. Viele glauben daran, aber niemand kann eine Wirkung nachweisen. Bei der Homöopathie kann man aber wenigstens den Placebo Effekt als positive Wirkung geltend machen, während die Maske viele negative Effekte hat und Angst bzw. Misstrauen gegenüber anderen Menschen schürt, was der Gesundheit und dem gesellschaftlichen Klima eher nicht zuträglich ist.
    Auch recht hat Herr Saxer mit der Aussage, dass viele «sehr angepasst» seien. Das kann man gut oder schlecht finden. Ich finde es nicht so gut, weil so wichtige Fragen nicht gestellt werden.
    Manchmal habe ich den Eindruck, logisches, faktenbasiertes Denken und Reden sei heute schon politisch verdächtig und irgendwie «Pfui».
    Das kann doch nicht sein?

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