Kritik an Luzerner Fahrschulen

«Unabhängige Fahrlehrer locken mit Dumpingpreisen»

Fahrschulen versuchen mit günstigen Preisen mehr Fahrschüler anzulocken. (Symbolbild) (Bild: Emanuel Ammon/AURA )

Der Weg zum Führerschein ist teuer. Eine Stunde kostet in der Regel ab 85 Franken. Ein Vergleich zeigt jedoch: Dieselbe Lektion ist in Luzern auch bereits ab 50 Franken zu haben. Ist mit einem solchen Tiefpreis überhaupt eine hochwertige Ausbildung möglich, oder finanziert sich das Angebot einfach über eine höhere Anzahl Lektionen?

Alleine in der Stadt Luzern gibt es mehrere Dutzend Fahrschulen. Die Qual der Wahl für jene, die den Führerschein machen wollen. Nebst Mund-zu-Mund-Propaganda spielt auch der Preis eine grosse Rolle. Denn: Nicht nur Autofahren ist teuer, sondern auch der Weg zum Führerschein.

Wer die Autoprüfung machen will, muss 2’000 bis 3’000 Franken auf der hohen Kante haben – oder besser noch mehr. Denn während die Kosten für den Ausweis oder die Theorieprüfung fix sind, variieren die Preise pro Fahrlektion. Und weil mancher mehr Fahrstunden braucht, können sich die Kosten für den Erwerb des Führerscheins auch gut mal verdoppeln.

In Luzern kostet eine 50-minütige Fahrstunde durchschnittlich 85 Franken. Die teuereren Fahrschulen kosten bis zu 95 Franken, die günstigste unterrichtet bereits für 50 Franken pro Lektion.

Zehn Fahrstunden mehr als üblich

Namentlich ist es das Schweizerische Verkehrs-Pädagogische Institut (VPI). Nebst der Möglichkeit, beim diplomierten Fahrlehrer für 90 Franken eine Lektion zu buchen, bietet das VPI auch Fahrstunden bei Fahrlehrern in Ausbildung an. Kostenpunkt: 50 Franken pro Lektion. «Wir bieten auszubildenden Fahrlehrern einen Praktikumsplatz an. Diesen stellen wir dann Fahrschüler zur Verfügung», erklärt Yanick Rapelli vom VPI.

Luzerner bezahlen 30 Millionen für Fahrstunden

Insgesamt 9929 praktische Führerprüfungen sind 2013 beim Strassenverkehrsamt durchgeführt worden. Bei durchschnittlich 35 Lektionen und einem Preis von 85 Franken macht dies gesamthaft 29,5 Millionen Franken, die Luzerner Fahrschüler in einem Jahr für Fahrstunden ausgegeben haben. In Anbetracht dessen, dass knapp die Hälfte beim ersten Mal die praktische Prüfung nicht besteht und anschliessend noch ein paar Fahrstunden nehmen muss, dürfte diese Summe noch höher ausfallen.

Wenn man sich für Lektionen bei einem auszubildenden Fahrlehrer entscheide, müsse man jedoch rund zehn Fahrstunden mehr rechnen, als bei einem ausgebildeten Fahrlehrer. «Letztendlich ist es aber abhängig vom Fahrschüler, wie viele Lektionen dieser beansprucht.» Rapelli selbst habe damals dieses Angebot in Anspruch genommen und sei bereits nach 20 Lektionen an die Prüfung geschickt worden. «Es gibt bei uns aber Fahrschüler, die auch mal 300 Lektionen benötigen.»

Administrationsgebühr von 130 Franken

Ebenfalls im unteren Preissegment befindet sich die Fahrschule BIG. Diese ist als Netzwerk in mehreren Städten der Schweiz, so auch in Luzern, vertreten. Auf Anfrage erklärt Anna Ilic: «Unsere Kosten für eine Fahrstunde sind deshalb tiefer, weil für jede Person, die sich anmeldet, eine einmalige Administrationsgebühr von 130 Franken anfällt.» Diese sei dazu da, um die lokalen Fahrlehrer – es sind deren zwei in Luzern – für Umbuchungen und sonstige Umtriebskosten zu entschädigen.

«Die Autoprüfung ist in Luzern – nach Basel – am schwierigsten zu bestehen»

Gaby Schwen, Gaby’s Fahrschule

Keine versteckte Gebühren verrechnet Gaby’s Fahrschule. Gaby Schwen bietet 50-minütige Fahrstunden bereits für 75 Franken an. «Ich möchte aus Prinzip günstig sein. Der Weg zum Führerschein nimmt sonst schon genug hohe Summen in Anspruch.» Durchschnittlich 35 Lektionen unterrichtet sie, bevor Schwen einen Fahrschüler an die Prüfung schickt. «Manche schaffen es schon nach 18 Lektionen, andere erst nach 50. Dies variiert stark – je nach Können des Fahrschülers.» Dabei gebe es auch kantonale Unterschiede: «Meiner Erfahrung nach ist die Autoprüfung in Luzern – nach Basel – am schwierigsten zu bestehen.»

«90 Franken sind vergleichsweise bescheiden»

Eine Preisempfehlung für Fahrstunden gebe es nicht, erklärt Robert Eberhard, Präsident der Fahrschulen Zentralschweiz. Auf die teuren Fahrschulen angesprochen sagt er: «Die verrechnete Fahrstunde von 90 Franken ist, im Vergleich zu Arbeitsstunden anderer Dienstleistungen die Kunden verrechnet werden, bescheiden.» Denn eine Fahrschule als KMU sei an Vorschriften wie Ausbildung oder eine jährliche obligatorische Weiterbildung gebunden. «Auch das Bezahlen von Sozialleistungen, Werbung und das Sicherstellen des Betriebs der eigenen Fahrzeuge ist nicht ausser Acht zu lassen.»

Schliesslich würden Fahrstunden-Preise unter 85 Franken für Familienväter mit Kindern nicht einem realen Lohn entsprechen. «Unabhängige Fahrlehrer nutzen oft die Situation, um mit Dumpingpreisen zu Fahrschülern zu kommen», kritisiert Eberhard. Es gäbe auch Fahrschulen, die für eine Lektion über 100 Franken verlangen. «Diese sind jedoch eher in den grösseren Städten angesiedelt.»

3300 Franken für Fahrstunden

Es sind auf den ersten Blick kleine Preisunterschiede, die aber in der Summe die Differenz machen. Denn bei durchschnittlich 35 Fahrstunden pro Schüler summieren sich die Kosten der Fahrstunden auf 3’325 Franken beim teuersten, beziehungsweise auf 2’625 Franken beim günstigeren Fahrlehrer. Noch günstiger lernt man beim Schweizerischen Verkehrs-Pädagogischen Institut (VPI). Eine Lektion bei einem Fahrlehrer in Ausbildung kostet gerade mal 50 Franken, was sich auf 1500 Franken summiert.

Wie viel Geld der Weg zum Führerschein letztendlich verschlingt, sei laut Robert Eberhard stark Abhängig vom eigenen Können. «Autofahren ist eine psychomotorische Leistung, die bei den jungen Fahrschülern unterschiedlich gegeben ist. Der Lernerfolg variiert also stark.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Madonna
    Madonna, 13.09.2022, 17:13 Uhr

    Tzzz🤑🤑🤑.. da flieg ich lieber Privatjet, kommt billiger

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