Treiben Quaggamuscheln in Zug die Energiepreise in die Höhe?
Die Quaggamuschel heftet sich auf jede Oberfläche und wird auch in Kraftwerken zum Problem. (Bild: J. N. Stuart / Flickr)
Die Ausbreitung der Quaggamuschel im Zugersee birgt viele unvorhergesehene Konsequenzen. Das Tier könnte sich sogar bei Zuger Stromrechnungen bemerkbar machen.
Es ist eine Aussage in einem politischen Papier, der aufhorchen lässt: Wer im Kanton Zug lebt, sieht sich womöglich bald mit höheren Energiepreisen konfrontiert. Der Grund: die Quaggamuschel. Die invasive Art macht sich seit mehreren Monaten im Zugersee ein Zuhause (zentralplus berichtete).
Die brisante Aussage stammt aus der Antwort des Zuger Stadtrats auf eine Interpellation der SP. Die Partei forderte verschiedene Auskünfte in Bezug auf die Quaggamuschel und zu den Konsequenzen ihrer Ausbreitung. Eine Konsequenz könnten nun eben höhere Energiepreise sein.
Weiterlesen, sonst verpasst du:
wie die Quaggamuschel den Energieunternehmen Probleme bereitet
was die WWZ gegen einen Befall der invasiven Art tut
weshalb die Kosten dafür auf die Verbraucher umgewälzt werden könnten
Wie der Stadtrat schreibt, sind auch Kraftwerke von der invasiven Muschelart betroffen. Die Muschel setzt sich auf fast allen Oberflächen im See fest – und kann auch in Rohre von Seewasserwerken zur Energiegewinnung eindringen.
Das könne je nach Ausmass des Befalls bei den Betreibern dieser Anlagen zu hohen Kosten führen, welche irgendwie gedeckt werden müssten. Heisst: Wenn die Muschel bei den Energieversorgern zu massiv steigenden Kosten führt, könnte das auch der Verbraucher zu spüren bekommen.
Preise könnten je nach Region unterschiedlich steigen
Dass die Preise aufgrund der Muschel steigen, ist gemäss Stadtrat allerdings noch nicht definitiv. Es sei schwierig vorherzusehen, wie sich der Schalenträger in nächster Zeit ausbreiten werde. Gemäss der städtischen Exekutive steht es noch in den Sternen, ob und wie stark die Stromrechnungen wegen der Quaggamuschel steigen könnten.
Die Auswirkungen auf die Energiepreise könnten je nach Region zudem unterschiedlich sein, heisst es weiter.
WWZ: «Auswirkungen auf Energiepreise hypothetisch»
Die Zuger Energie- und Wasserversorgerin WWZ bleibt auf Anfrage zurückhalten mit einer Prognose. Das Unternehmen betont, dass die Auswirkungen des Einfalls des Schalenträgers noch nicht abgeschätzt werden können. «Das ist voraussichtlich erst in drei bis fünf Jahren möglich», schreibt die WWZ. Mögliche Auswirkungen auf die Energiepreise seien hypothetisch.
Die Firma führt aus, dass sie momentan vor allem vorsorgt und ihre Anlagen bestmöglich vor einem Befall durch die Muscheln schützen möchte. In der Interpellation der SP an die Adresse des Stadtrats finden sich mehrere Fragen, die die WWZ direkt betreffen. Der Rat hat in den Antworten zu diesen Fragen die WWZ gleich selbst zu Wort kommen lassen.
Reinigungen und Kontrollen steigern Betriebskosten
Aus diesen geht hervor, dass das Unternehmen erste Massnahmen ergriffen hat, um seine Anlagen vor der gebietsfremden Art zu schützen. So hat es beispielsweise entsprechende Filter und eine hydraulische Trennung bei der Seewasserzentrale Circulago eingeplant und verbaut. Circolago ist ein Grossprojekt der WWZ zur Nutzung von Seeenergie (zentralplus berichtete).
Zudem hat die WWZ nach eigener Aussage vor, bei allen ihren Fluss- und Seewasseranlagen feinere Filter einzubauen, damit das Tier wie auch vor allem dessen Larven nicht in deren Inneres gelangen können. Künftig würden die Anlagen überdies intensiver gereinigt und es fänden mehr Kontrollen statt, schreibt die WWZ.
Die Zuger Firma befindet sich im Austausch mit anderen Energieversorgern aus anderen Ländern, in welchen die Quaggamuschel schon länger präsent ist. Die WWZ wolle im Umgang mit der Muschel von der Erfahrung dieser Unternehmen profitieren, schreibt das Unternehmen.
Versicherungen könnten höhere Prämien fordern
Aufgrund der Muschel muss die WWZ voraussichtlich mehr und intensivere Reinigungsarbeiten durchführen und auch die Anlagen selbst mit baulichen Eingriffen auf den geforderten Stand bringen. Es sind aber nicht nur diese Budgetpunkte, aufgrund welcher das Unternehmen in Hinsicht auf den Schalenträger mit allfälligen höheren Betriebskosten rechnet.
Wenn die Anlagen mehr gereinigt und kontrolliert werden müssen, gibt es mehr Zeiten, in welchen die Anlagen nicht laufen. So kann die Muschel indirekt eine verringerte Produktionsmöglichkeit verursachen. Und wenn die Muscheln zu grösseren Schäden führen, könnten Versicherungen gegebenenfalls höhere Prämien verlangen, schreibt das Zuger Unternehmen für Strom, Telekommunikation und Trinkwasserversorgung.
Die Muschel war schon an der Lorze
Eine erste Anlage der WWZ hat die Quaggamuschel bereits heimgesucht. Während eines Kontrollgangs im letzten Juli fand das Unternehmen bei einer Anlage des Wärmeverbunds Cham an der Lorze einige Muscheln im Inneren. Die Anlage ist sofort gereinigt worden. «Die Quaggamuschel wird zu einem massiven Problem werden», sagte damals Marcel Fähndrich, Leiter Energie der WWZ (zentralplus berichtete).
Die Firma gibt sich bei Schätzungen von quaggamuschelbedingten Kosten für Zuger Seewasserwerke zurückhaltend. Sie rechne damit, dass die Bekämpfung und Kontrolle des invasiven Weichtiers im ganzen Kanton über die Lebenszeit der Seewasseranlagen einen zwei- bis dreistelligen Millionenbetrag kosten werde. So schreibt es die WWZ in den Antworten auf den SP-Vorstoss. Nicht alle Anlagen gehören dabei der WWZ.
Wie der Zuger Stromproduzent rechnet auch Energie Wasser Luzern (EWL) über kurz oder lang damit, dass die Quaggamuschel ihre Anlagen im Vierwaldstättersee heimsucht. Der Luzerner Energieversorger prognostiziert ebenfalls, dass steigende Kosten möglicherweise auf die Preise umgewälzt werden könnten. (zentralplus berichtete).
Nathan Affentranger ist seit März 2024 Praktikant bei zentralplus. Er hat einen Entlebucher Dialekt, eine Antipathie für Beamtensprache und ein Masterdiplom in Philosophie. Am liebsten schreibt er über die kleinen Absurditäten des Alltags.
Ich hoffe, das spricht sich nicht zu sehr rum. Die SVP schnürrt schon eine Kampagne herum, wie Immigration nicht nur Stau sondern auch Strompreise in die Höhe treibt.
Der Denker, 14.01.2025, 13:02 Uhr
Die Einschleppung durch Wasserfahrzeuge war schon lange bekannt und hätte schon viel früher verhindert werden sollen. Bezahlen müssen es jetzt die Kunden.