Nach einem sommerlichen Vorgeschmack vergangene Woche zeigt sich die Stadt Luzern seit Samstag vornehmend nass. Regenwolken wabern um den Pilatus, und der Wasserstand der Reuss steigt an. Insbesondere zwischen Sonntag- und Montagmorgen prasselte der Regen in grosser Menge nieder.
Die Stadt Luzern musste sich daraufhin am Nadelwehr, das vom Mühleplatz aus in die Reuss sticht, zu schaffen machen. Stand Montag seien bereits sechs Wehrnadeln offen gewesen, so Christian Wandeler, Sicherheitsexperte der Stadt Luzern. Zusätzlich öffne die Stadt jetzt noch drei weitere Wehrnadeln, heisst es weiter. Droht in der Stadt Luzern ein Hochwasser?
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was die Stadt Luzern aus vergangenen Hochwasserfällen gelernt hat
wie ein Klimaexperte die Lage einschätzt
welcher diesjährige Klimawert in Luzern seit 14 Jahren nicht mehr erreicht wurde
Stadt beobachtet Pegelstand laufend
Wandeler gibt Entwarnung: «Wir beobachten den Pegelstand laufend und gehen davon aus, dass die stärksten Regenfälle vorbei sind. Entsprechend rechnen wir aktuell nicht damit, dass eine Hochwassergefahr in der Stadt Luzern besteht.»
Im Fall der Fälle hätte die Stadtverwaltung momentan noch weiteren Spielraum beim Reusswehr. Dieses verfügt über insgesamt 21 Wehrnadeln. Zurzeit liegen lediglich neun der Holznadeln im Trockenen. Zudem habe die Stadt in den vergangenen Jahren die Planung für den Umgang mit Hochwasser stetig angepasst und optimiert.
Verwaltung hat aus Hochwassern der vergangenen 20 Jahre gelernt
Die Möglichkeit, Erfahrungen mit Hochwasser zu sammeln, hatten die zuständigen Stellen der Stadt in jüngster Zeit genug. Im Jahre 2005 beispielsweise lief die Stadtbevölkerung per Holzsteg durch die Altstadt (zentralplus berichtete). Auch vor vier Jahren kam es im Sommer zu ähnlichen Szenen (zentralplus berichtete).
Daraus habe die Stadtverwaltung gelernt, meint der städtische Sicherheitsmanager. Unter anderem habe die Feuerwehr der Stadt Luzern ein zusätzliches Hochwasserschutzsystem angeschafft. Dieses diene dazu, die Reuss auch auf der Rathausseite bändigen zu können. So sei der Schutz der Altstadt bei einem allfälligen Hochwasser besser gewährleistet.
Entspannung in Aussicht
Ein Blick auf die Wetterprognose von Meteo Schweiz bestätigt die Einschätzung Wandelers, dass Luzern wohl nicht unmittelbar mit Hochwasser rechnen muss. Obwohl übers Wochenende sehr viel Wasser fiel. In den kommenden sieben Tagen sind insgesamt lediglich weitere vier Liter pro Quadratmeter prognostiziert.
Zum Vergleich: Zwischen Sonntag- und Montagmorgen fielen in der Stadt Luzern knapp 38 Liter Wasser pro Quadratmeter. Im vergangenen Jahr habe es nur an zwei Tagen mehr Niederschlag innerhalb von 24 Stunden gegeben, so Stephan Bader, Klimaexperte des Bundesamts für Meteorologie und Klimatologie.
Jahresbeginn war so trocken wie seit 14 Jahren nicht mehr
Der Blick auf die vergangenen fünf Jahre zeige, dass es in Luzern zwei- bis dreimal pro Jahr Tage gebe, an denen es so viel regne wie am vergangenen Wochenende. Dafür verantwortlich sei eine Gewitterlage am Sonntag, wie Bader erklärt. Ein Zusammenhang mit der vorangehenden regenarmen Periode bestehe nicht. Vielmehr würden die Regentage den Start der Gewittersaison markieren, die in der Schweiz von Anfang April bis Ende September andauere.
Der Klimaexperte bestätigt jedoch, dass es im Februar bis April dieses Jahres so wenig geregnet habe wie seit 14 Jahren nicht mehr. Dieses Jahr prasselten in den drei Monaten rund 155 Liter Wasser pro Quadratmeter auf die Stadt Luzern. Der langjährige Durchschnittswert liegt bei 233 Litern pro Quadratmeter.
ist seit Sommer 2024 als Praktikant für zentralplus tätig. Der gebürtige Luzerner schrieb in seiner Zeit als Geschichtsstudent vorwiegend über Vergangenes in fernen Ländern. Bei zentralplus findet er die zeitliche und geographische Nähe zur Heimat wieder und berichtet am liebsten über lokale Kuriositäten.
Ein Durchschnitt ist ein Durchschnitt, weil er das Mittel aus einer Reihe von Werten darstellt. Die Reihe umfasst Extreme in beide Richtungen und vielleicht auch mal einen Wert, der zufälligerweise genau dem Durchschnitt entspricht. Durchschnitte sind nicht normativ. Abweichungen davon sind nicht gut oder böse, sondern akzidentielle Phänomene. Um das zu wissen, braucht man wie für so vieles Andere auch keinen „Klimaexperten“. Im Übrigen ist „Klima“ ein Phänomen, das sich aus mindestens dreissig Jahren „Wetter“ zusammensetzt. Also hat ein „Klimaexperte“ zu schweigen, wenn es bloss um 14 Jahre geht. Das ist nämlich nicht einmal ein halbes Klima.
Jean, 09.05.2025, 14:45 Uhr
Es steht im Text nichts über gut oder böse, es stehen nur Fakten da. Der Klimaexperte hat auch nichts aus diesen Fakten abgeleitet sondern einfach erwähnt, dass es seit 14 Jahren nicht mehr so trocken war. Es scheint so dass gewisse Leute nur schon vom Wort "Klima" getriggert werden. Das sich Klima aus dreissig Jahren Wetter zusammensetzt stimmt übrigens nicht. Die dreissig Jahre kommen davon dass eine Referenzperiode gesetzt wird um den Einfluss singulärer Phänomene möglichst zu begrenzen und für statistische Relevanz zu sorgen. Ein Klimaexperte könnte also locker auch ein Ereignis, das statistisch alle 2, 14, 30 oder 150 Jahre auftritt einordnen.