Neuste Daten: So stark hat sich Schnee im Winter verändert
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Derzeit liegt eine Schneedecke auf der Stadt Luzern. Doch die Wochen davor schneite es gefühlt so wenig wie lange nicht. zentralplus hat Schneedaten der vergangenen 35 Jahre ausgewertet – sie zeichnen ein überraschendes Bild.
Der Klimawandel sorgt für höhere Temperaturen, die Gletscher schmelzen, und die Meeresspiegel steigen. Doch die besorgniserregende Entwicklung kann sich auch in anderen Formen zeigen – beispielsweise in Klimaextremen. Neben Hitzewellen mit nach oben ausschlagenden Thermometern gibt es auch extreme Niederschläge in kurzer Zeit.
Beispielsweise die Rekordschneefälle in der Stadt Luzern im vergangenen November. Seit Messbeginn 1883 fiel nie so viel Schnee in 24 Stunden (zentralplus berichtete). Solche Extremereignisse machen es für Laien besonders schwer, Veränderungen im Klima in einen grösseren Kontext einzuordnen. Denn: Diese bleiben im Gedächtnis, und der Volksmund spricht von einem «richtigen Winter, wie schon seit Jahren nicht mehr».
Doch was ist an dieser Aussage dran, und wie viel schneit es in der Zentralschweiz wirklich? zentralplus hat die Zentralschweizer Schneedaten des Bundesamtes für Meteorologie «MeteoSchweiz» der vergangenen 35 Jahre eingesehen und einige spannende Erkenntnisse gewonnen.
In der Stadt Luzern gibts immer weniger Neuschnee
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die gesamte Neuschneemenge, die pro Jahr in der Stadt Luzern fällt, seit 1980 sinkt. In den vergangenen zehn Jahren fielen in Luzern im Durchschnitt rund 35 Zentimeter Neuschnee pro Jahr, also etwa die Länge eines Lineals. Zwischen 1981 und 1990 lag dieser Wert noch bei fast 88 Zentimetern – somit zweieinhalbmal so hoch.
Zudem warten Stadtluzerner seit 2010 auf ein Jahr, in dem mehr als ein Meter Neuschnee fällt. In früheren Jahren war das regelmässiger der Fall. Auch bemerkenswert ist, dass im Jahr 2024 der Schnee maximal sechs Tage liegen blieb. Zum Vergleich: Im Jahr 1985 lag der Schnee bis zu einem Monat am Stück.
Auffällig sind klare Ausreisser wie das Jahr 1989. Damals schneite es keinen einzigen Tag, und es fiel dementsprechend kein Zentimeter Neuschnee. Solche statistischen Anomalitäten finden sich immer mal wieder. 1997 fielen drei Zentimeter, 2002 bloss zwei Zentimeter Neuschnee. Während den 1096 Tagen der Jahre 2014 bis 2016 fiel lediglich an acht Tagen Schnee in der Stadt Luzern.
Auch das vergangene Jahr hätte sich ohne den Rekordschneefall im November in die Reihe der Ausreisser eingereiht. Am Rekordtag fanden Stadtluzernerinnen 42 Zentimeter Neuschnee vor ihren Haustüren – über zwei Drittel des gesamten jährlichen Schneefalls.
Nicht nur Luzerner sehen weniger gezuckerte Dächer
Die Luzerner Daten decken sich mit den Beobachtungen von «MeteoSchweiz» für die gesamte Schweiz. Der Wetterdienst des Bundes hält fest, dass die Niederschlagsmenge von Jahr zu Jahr erheblich schwanken kann. Generell seien Schneefälle heute jedoch seltener, und der Schnee bleibe vielerorts weniger lange liegen als früher, fasst das Bundesamt zusammen.
Diesen Schneerückgang beobachtet «MeteoSchweiz» bereits seit den 1960er-Jahren. Besonders betroffen von dieser Entwicklung seien Wintersportgebiete in mittleren Höhenlagen – etwa in den Voralpen. Was das bedeuten kann, zeigte jüngst das Skigebiet Sörenberg. Dieses hat vergangenes Jahr beschlossen, mehrere Skilifte zu schliessen. Weil der Schnee ausblieb, konnten Skifans an diesen keinen einzigen Tag fahren (zentralplus berichtete).
Rund einen Meter weniger Schnee in höheren Lagen
Ein weiteres typisches Beispiel für diese Entwicklung ist Engelberg. In der Gemeinde zu Fusse des Skigebiets Engelberg-Titlis fielen in den vergangenen 15 Jahren durchschnittlich etwas über drei Meter Neuschnee pro Jahr. Im Zeitraum zwischen 1981 und 1995 lag der Durchschnitt bei etwa vier Metern. Das entspricht jährlich in etwa zwei randvollen, aufeinandergestapelten Badewannen mehr.
Auch bei der jährlichen Anzahl Tage mit messbarem Neuschnee zeigt sich in Engelberg ein klar rückläufiger Trend seit 1981.
Es lässt sich also generell sagen, dass der Schnee die Zentralschweiz schleichend verlässt. Auch wenn der Schein durch Extremschneefälle trügen kann. Bis Mitte des 21. Jahrhunderts sei mit zunehmend schneeärmeren Wintern zu rechnen, so die Einschätzung von «MeteoSchweiz».
Hinweis: «MeteoSchweiz» erfasste in den Jahren 1998, 2007 und 2008 in der Stadt Luzern sowie in den Jahren zwischen 1996 und 2009 in Engelberg keine Schneedaten. Deswegen sind die Verlaufslinien der Diagramme an den entsprechenden Stellen unterbrochen.
- Schneedatensatz von «MeteoSchweiz» zur Stadt Luzern
- Schneedatensatz von «MeteoSchweiz» zu Engelberg
- Telefonat mit Ludwig Zgraggen, Meteorologe bei «MeteoSchweiz»
- Informationen zu Klimaextremen vom National Centre for Climate Services
- Klima-Monitor des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie «MeteoSchweiz»
- Informationen zu Hitze, Trockenheit, Kälte und Schnee des Bundesamtes für Meteorologie und Klimatologie «MeteoSchweiz»
- Medienarchiv zentralplus