Wo die Probleme in Zuger Naherholungsgebieten s

Illegale Bikerampen, Camping: Was im Zuger Wald so abgeht

Müll beim Abenteuerspielplatz Schattwäldli auf dem Zugerberg. (Bild: zvg)

Müllentsorgung, Wildcamping und illegale Biketrails nahmen in den Zuger Wäldern zuletzt stark zu. Besonders in Dersbach Hünenberg und bei der Reussweid Rotkreuz besteht Handlungsbedarf, aber auch im Gebiet Zuger-, Walchwiler- und Gottschalkenberg. Nun liegen konkrete Lösungsvorschläge vor.

Der Zuger Wald ist bei Naturliebhabern sehr beliebt. Wanderer, Pilzesammlerinnen, Hundebesitzer und Bikerinnen kommen hier auf ihre Kosten. Doch nicht alle Aktivitäten tun Wald und Tieren gut. Illegale Biketrails sorgten in der Vergangenheit für Empörung (zentralplus berichtete). Ebenso Müllberge an Feuerstellen oder mutwillige Zerstörungen im Naturschutzgebiet (zentralplus berichtete).

Illegale Bikerampe in Zug
Illegale Bikerampe. (Bild: zvg)

Die Zuger Regierung will dieses Ärgernis nun angehen. Als Antwort auf ein überwiesenes Postulat vom vergangenen Herbst schlägt sie dem Kantonsrat verschiedene Massnahmen zum Schutz der Wälder vor. So etwa die Verbesserung der Beschilderung und den Ausbau von fachkundigem Personal.

Wald wird immer attraktiver – besonders in der Pandemie

«Das Bedürfnis nach Bewegung und die Natur zu geniessen hat tendenziell zugenommen», beobachtet Martin Ziegler, Leiter des kantonalen Amtes für Wald und Wild. Dafür verantwortlich macht er die Bevölkerungszunahme sowie die Digitalisierung. Karten-Apps und E-Bikes ermöglichen es heute fast allen Menschen, Natur zu entdecken.

Die Corona Pandemie hat diesen Trend verschärft. Die Menschen wurden durch die strengen Regeln kreativ und zogen in die Wälder. Vom Waldweihnachtsfest (zentralplus berichtete) bis Wildcamping – der Erholungsraum Zuger Wald wurde von Leuten besucht, die – so Martin Ziegler – «vorher gar nicht in der Natur waren. Und die nicht wussten, wie man sich in der Natur verhält.»

Illegales Camping und Outdoor Party im Baarer Wald.

Sensibilisierung und Bussgelder

Der Kanton Zug setzte dagegen und führte eine Waldaufsicht ein. Finanziert durch einen Covid-Kredit versuchten die Mitarbeiter, die Erholungswütigen zu sensibilisieren und sensible Gebiete zu schützen. Aufgrund mangelnder Finanzierung musste die Waldaufsicht jedoch schon bald wieder eingestellt werden.

Geplant sei, die Waldaufsicht wiedereinzuführen sowie die Sicherheitsassistenten personell aufzustocken. Die Sicherheitsassistenten sind uniformierte Beamte, welche in Ausnahmefällen Bussen verhängen können. «Für die wenigen, die sich offensichtlich nicht korrekt verhalten, braucht es Sanktionierungsmöglichkeiten», erläutert Martin Ziegler. 100 Franken koste beispielsweise das unerlaubte Betreten eines Naturschutzgebiets.

Das sind die problematischen Gebiete

Der grösste Handlungsbedarf besteht derzeit in den Gebieten Dersbach Hünenberg und Reussweid (Schachen-Binzmühle) bei Rotkreuz. Hier sollen zukünftig Sicherheitsassistentinnen eingesetzt werden, die diese Aufgabe seit 2011 in den zwei Naturschutzgebieten Maschwander Allmend und Choller Zug wahrnehmen.

In den kantonalen Naturschutzgebieten will man die Waldaufsicht verstärken. Diese sollen insbesondere an den Abenden und Wochenenden in Gebieten mit starkem Erholungsdruck aktiv werden. Solche Beispiele sind Zugerberg-Walchwilerberg oder Raten-Gottschalkenberg-St. Jost. Aber auch in ökologisch sensiblen Gebieten wie Gutschwald und Türlistock soll die Waldaufsicht verstärkt tätig werden.

Illegales Camping in und an der Lorze.
Illegales Camping in und an der Lorze. (Bild: zvg)

Waldaufsicht mahnt zu besserer Beschilderung

Zuletzt legte die Waldaufsicht 2020 ein Gutachten vor, welches auf Mängel und Probleme aufmerksam machte. Klarere Beschilderung, bessere Besucherlenkung und Abbau von illegalen Schildern seien die Prioritäten. «Die Regierung reagiert, bevor sich die Konfliktsituation zuspitzt», meint Martin Ziegler jetzt.

Auf die Frage, warum es dazu erst zwei Jahre nach dem Bericht kommt, antwortet er: «Man musste sich mit den verschiedenen Interessengruppen einig werden.» Ausserdem handle es sich keineswegs um einen Notfall, die meisten Besucher würden sich anständig verhalten.

Aufklärung und Sensibilisierung seien jedoch viel wichtiger als Sanktionen. Nur so lernten die Menschen, ihr Verhalten richtig einzuschätzen. Man wolle im Wald keine Überwachung einrichten, betont Ziegler. Doch leicht ist die Abwägung zwischen Naturerlebnis und Waldschutz manchmal nicht. Was für den einen ein wilder Waldspielplatz für Kinder ist, ist dem anderen ein Dorn im Auge. Und für den Wald im Zweifelsfall eine Belastung.

Martin Ziegler empfiehlt eine simple Faustregel: «Grundsätzlich gilt: Der Wald ist so zurücklassen, wie man ihn angetroffen hat. Der Wald bietet auch ohne Infrastrukturen genügend Spielmöglichkeiten».

Verwendete Quellen
  • Postulat betreffend Förderung eines konfliktfreien Miteinanders von Erholungssuchenden und Natur
  • Telefonat mit Martin Ziegler
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