Die Luzerner Feuerwehr ist gefordert

Gewittersaison: Der nächste Grosseinsatz kommt bestimmt

Die Luzerner Feuerwehr steht bei einem heftigen Gewitter häufig im Dauereinsatz. (Bild: Luzerner Feuerwehr)

Die ersten warmen Tage des Jahres brachten in Luzern sogleich die ersten Sommergewitter. Dabei erwischte es die Region bereits im vergangenen Jahr besonders heftig. Das stellt die Feuerwehr vor grosse Herausforderungen.

Es war ein Rekordgewitter, das die Stadt Luzern am 22. Juni 2022 heimsuchte. Innert kürzester Zeit fiel ein gigantischer Schwall Wasser vom Himmel und überflutete die Strassen in der Stadt. Ein Anruf bei der Einsatzleitzentrale der Luzerner Polizei, welche «unzählige Meldungen» erhielt und darum «total im Stress» war, unterstrich das Ausmass des Gewitters (zentralplus berichtete).

Die Bilanz am Folgetag: Allein bei der Stadtluzerner Feuerwehr gingen 22 Schadensmeldungen wegen überfluteter Keller und Strassen ein. An 13 Orten musste die Feuerwehr eingreifen, Keller auspumpen und Schächte freiräumen.

Am 22. Juni 2022 stand die Luzerner Feuerwehr im Dauereinsatz.

Wenn es in Zukunft regnet, dann häufiger intensiv

Solche Grosseinsätze der Feuerwehr werden sich in Zukunft wohl häufen. Stephan Bader von Meteo Schweiz erklärt auf Anfrage: «In Zukunft wird die Intensität der Extremereignisse viel stärker ansteigen als durchschnittliche Niederschläge. Mit anderen Worten: Wenn es in Zukunft im Sommer regnet, dann häufiger intensiv.»

«Die Gewittersaison legt auf der Alpennordseite im April los.»

Stephan Bader, Klimatologe Meteo Schweiz

Die vergangenen Tage boten in Luzern einen ersten Vorgeschmack, was diesen Sommer wieder zu erwarten ist. Kaum erreichte das Thermometer die 25-Grad-Marke, folgten am Abend heftige Niederschläge und Gewitter. Das sei nichts Aussergewöhnliches, sagt Bader. «Die Gewittersaison legt auf der Alpennordseite im April los.» Trotzdem: Luzern sei kein spezielles «Gewitterloch», wo sich die Wolken besonders oft entleerten.

Doch ein Blick auf die Regenstatistik von Meteo Schweiz im vergangenen Jahr zeigt, dass Luzern so oft von heftigen Gewittern und Niederschlägen heimgesucht wurde wie kaum eine andere Stadt in der Schweiz. 19 Tage gab es in Luzern, an denen mehr als 20 Millimeter Regen an einem Tag fielen. Nur in Bellinzona gab es mit 21 Tagen noch mehr Extremereignisse. Andere Deutschschweizer Städte wie Basel, Bern oder Zürich blieben vergleichsweise verschont. In der vergangenen Woche ereigneten sich in Luzern die letzten beiden extremen Niederschläge in dieser Statistik.

Ressourcen sind begrenzt

Solche Gewitter brächten die Feuerwehr an den Anschlag, sagt Feuerwehrkommandant Theo Honermann auf Anfrage. Das sei auch nicht mit der Bewältigung eines Brandereignisses zu vergleichen: «Wir sind gut auf Starkniederschläge vorbereitet. Aber unsere materiellen und personellen Ressourcen sind begrenzt.» Bei einem heftigen Gewitter würde die Feuerwehr innert kürzester Zeit Dutzende Meldungen erreichen. «Wir können nicht alle Meldungen sofort abarbeiten. Darum werden die Einsätze aufgrund der Rückmeldungen von Feuerwehroffizieren vor Ort priorisiert.»

Falls ein Menschenleben bedroht ist, habe das die höchste Priorität. Kritische Infrastruktur wie Telefon- oder Internetleitungen versucht die Feuerwehr ebenfalls möglichst rasch zu schützen. Ein überfluteter Keller müsse da hinten anstehen – das Wasser sei ohnehin schon da.

Das nächste Gewitter kommt bestimmt

Die Feuerwehr rechnet aufgrund der Klimamodelle mit einer Zunahme von Einsätzen wegen Unwettern. Dafür würden aber keine neuen spezifischen Massnahmen getroffen. Denn die grosse Umstellung im Zusammenhang mit Wetterextremereignissen ist bereits vor Jahren erfolgt. «Das Hochwasser 2005 ist für unsere Notfallplanung die grosse Referenz», sagt Honermann. «Damals haben wir viel gelernt, wie wir uns auf Hochwasser vorbereiten müssen. Und das Hochwasser 2021 hat gezeigt, dass wir die richtigen Lehren daraus gezogen haben.»

«Es ist nicht die Frage, ob ein weiterer Grosseinsatz kommt, sondern wann.»

Theo Honermann, Kommandant Luzerner Feuerwehr

Weiter überprüft die Feuerwehr bei anhaltenden Regenfällen regelmässig kritische Stellen in der Stadt Luzern – zum Beispiel den Würzenbach. So soll verhindert werden, dass dieser über die Ufer tritt und unter Umständen das halbe Quartier überflutet, wie zum Beispiel im Juli 2020, als der Brüel-Kreisel komplett unter Wasser stand (zentralplus berichtete).

Honermann weist auf einen weiteren Aspekt hin: die Prävention. So weise die Gebäudeversicherung Eigentümer auf Massnahmen hin, um den Schaden bei Starkregen zu begrenzen. Tiefgaragen sollten rechtzeitig geschlossen oder Schächte erhöht werden, damit das Wasser nicht so leicht in die tieferen Stockwerke fliessen könne. «Solche präventiven Massnahmen verhindern mit relativ wenig Aufwand grosse Schäden und helfen uns enorm.»

Doch auch er weiss: «Es ist nicht die Frage, ob ein weiterer Grosseinsatz kommt, sondern wann.»

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Theo Honermann
  • Schriftlicher Austausch mit Stephan Bader
  • Einsatzbericht der Luzerner Feuerwehr
  • Wetterdaten von Meteo Schweiz
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2 Kommentare
  • Profilfoto von Hegard
    Hegard, 10.05.2023, 10:53 Uhr

    Das Wetter kann die Versicherung nicht beeinflussen,aber Vorsorgliche Massnahmen um Überflutungen und grosse Schäden zu vermeiden.

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  • Profilfoto von Marie-Françoise Arouet
    Marie-Françoise Arouet, 10.05.2023, 08:03 Uhr

    „Stephan Bader von Meteo Schweiz erklärt auf Anfrage: «In Zukunft wird die Intensität der Extremereignisse viel stärker ansteigen als durchschnittliche Niederschläge. Mit anderen Worten: Wenn es in Zukunft im Sommer regnet, dann häufiger intensiv.»“ Der erste Satz ist zwar grammatisch etwas über die Ufer gelaufen, aber es ist schön, dass Herr Bader wettermässig in die Zukunft zu schauen vermag. Von Leutschenbach und anderswoher würde man Prophezeihungen zwar wesentlich lieber mit Bezug auf die nächsten paar Tage bekommen als auf halbe Jahrhunderte hinaus. Irgend jemand muss aber weiterhin das völlig unrealistische und nur zum Austesten des Modellierungsprogramms eingeführte Szenarium 8.5 unter die Leute bringen.

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