In Luzern könnten Felsbrocken auf Wohnhäuser und die SBB-Bahnlinie stürzen. Die Stadt reagiert schnell, in wenigen Tagen beginnen die Bauarbeiten. Und die Anwohner in der Gefahrenzone denken nicht an Wegziehen.
Rund zwei Wochen nach der ersten Info gibt die Stadt Luzern ein Update in Sachen Felssturzgefahr am Gütsch. Dort wurde bei Bauarbeiten am Schlössli Schönegg ein rund 5500 Kubikmeter grosser und 12’000 Tonnen schwerer instabiler Felsen entdeckt, von dem jederzeit Teile abbrechen könnten. Sie würden auf die darunterliegenden Gebäude und die SBB-Linie stürzen (zentralplus berichtete).
Nun informiert die Stadt Luzern an einer Pressekonferenz, dass sich der Felsen am Gütsch seit Beginn der automatisierten Überwachung vor zwei Wochen nicht bewegt habe. Es sei unklar, ob er sich morgen, in einem Jahr oder überhaupt nie mehr bewegen werde. Das Risiko sei aber zu gross, um untätig zu bleiben.
So sieht Zeitplan für Sicherungsmassnahmen am Gütsch aus
Aktuell laufen Projektierungsarbeiten, um den Fels zu sichern. Die Bauarbeiter und Geologen sollten sich bei den Sicherungsmassnahmen am Fels keinem Risiko aussetzen, sagt FDP-Stadtrat Marco Baumann an der Pressekonferenz. Temporär wurden daher Stahlpalisaden angebracht. Sie wären «Wellenbrecher» und könnten Felsbrocken bremsen, die herunterdonnern, sagt Baumann.
Am 30. September beginnen die Bauarbeiten mit Aufräum- und Installationsarbeiten, ab Mitte Oktober die Sicherungsmassnahmen. Läuft es optimal, sind die Hauptarbeiten im Januar 2025 zu Ende. Bis Frühling 2025 plant die Stadt weitere Arbeiten wie die Erweiterung der Steinschlagnetze und die Begrünung des Hangs.
Betroffene wollen trotz Felssturzgefahr in Luzern nicht wegziehen
Ein zweites geologisches Gutachten habe die Gefahr am Gütsch bestätigt, heisst es an der Pressekonferenz weiter. Schon nach dem ersten Gutachten hat die Stadt Sofortmassnahmen getroffen, von denen sieben Wohnungen in vier Häusern an der Gibraltarstrasse direkt betroffen sind.
Die zwölf Bewohner dürfen die bergseitigen Räume nicht mehr nutzen. Und werden im Falle eines Felssturzes durch eine installierte Alarmanlage gewarnt. «Die Anwohnenden sind detailliert informiert, was bei Alarm zu tun ist», so die Stadt.
Beda Müller, Bereichsleiter Siedlungsentwässerung und Naturgefahren der Stadt Luzern, zeigt sich glücklich ob des konstruktiven Austauschs mit den betroffenen Mieterinnen. «Gewisse Mieter müssen mit starken Einschränkungen klarkommen, doch das Umziehen in Ersatzwohnungen war dennoch kein Thema bislang», erzählt Müller. Sie scheinen tapfer durchzuhalten.
Einige Risiken bereits ausgeschlossen
Die Stadt Luzern hat weitere Abklärungen treffen lassen. Unter anderem wurde zusammen mit der EWL geprüft, welche Auswirkungen ein Felssturz auf die Gasleitungen hätte, die zum gefährdeten Gebäude an der Gibraltarstrasse 21 führt. Zu einer riesigen Explosion werde es nicht kommen, beteuert Baumann an der Pressekonferenz. Die Leitungen würden einem Felsschlag standhalten.
Weiter teilt die Stadt mit, dass der Gütschweg gesperrt bleibe, die Gütschbahn aber offen. Und die Bahnlinie? «Werden kritische Bewegungen der Felsmasse gemessen, wird die darunterliegende SBB-Linie automatisch gesperrt», schreibt die Stadt in einer Mitteilung.
Schüler treffen auf Klientinnen der Notschlafstelle
Ebenfalls reagiert hat die Stadt bezüglich der Notschlafstelle. Sie liegt im Gefahrenraum und musste temporär von der Gibraltarstrasse in den Schutzraum Hubelmatt umziehen (zentralplus berichtete). Christian Wandeler, Sicherheitsmanager der Stadt Luzern, erklärt an der Pressekonferenz seine Strategie.
Ein Sicherheitsdienst markiere Präsenz, damit ein Nebeneinander von Klienten der Notschlafstelle und Schülerinnen des Schulhauses Hubelmatt klappe, so Wandeler. Zudem würde vor Ort Sensibilisierungsarbeit geleistet. Denn: Just, wenn die Klientinnen am Morgen die Notschlafstelle verlassen, gehen die Schüler zur Schule.
- Medienkonferenz der Stadt Luzern vom 26. September
- Medienmitteilung der Stadt Luzern vom 13. September
- Medienmitteilung der Stadt Luzern vom 26. September
- zentralplus-Medienarchiv zur Felssturzgefahr in Luzern