Der Regen vom Dienstag- und Mittwochabend kam zu spät: Die hohen Temperaturen der vergangenen Woche machen dem Gütschweiher in Luzern zu schaffen. Und auch der Fauna im Gewässer. Viele Fische sind der Hitze bereits zum Opfer gefallen.
Idyllisch mitten im Luzerner Gütschwald gelegen, ist der Gütschweiher eine kleine Oase für Spaziergänger, Joggerinnen und Lebensraum für allerhand Tiere. Nebst Schnecken, Krebsen und anderem Getier leben im Weiher auch Fische und Schildkröten.
Die letzten beiden Tierarten sind jedoch nicht auf natürliche Weise in den Weiher gekommen, sondern wurden hier ausgesetzt. Besonders die Schildkröten, die zu einer invasiven Art gehören, waren von Beginn an nicht gerne gesehen, letztlich hat die Stadt die Tiere aber gewähren lassen (zentralplus berichtete).
Spaziergängern bietet sich im Gütschwald derzeit aber ein trauriges Bild: Der Gütschweiher ist zu einem Tümpel zusammengeschrumpft. Auf der Wasseroberfläche treiben zahlreiche tote Fische. Schuld daran ist die Hitze der vergangenen Tage. Nicht nur hat die lang anhaltende Trockenheit die Wassermenge stark vermindert, sie hat das bestehende Wasser auch erwärmt. Der Regen vom Dienstag- und Mittwochabend kam für viele Tiere zu spät.
Kaum Wasser, tote Fische
Die kritische Grenze liegt für viele Süsswasserfische bei 25 Grad. Wenn die Wassertemperatur diese Schwelle erreicht, kann es zu einem Fischsterben kommen. Das erklärte Philipp Amrein, Fachbereichsleiter Jagd und Fischerei beim Kanton Luzern, im vergangenen Jahr gegenüber zentralplus. Warmes Wasser enthält weniger Sauerstoff als kühles. Für Fischarten, die auf sauerstoffreiches Wasser angewiesen sind, kann zu warmes Wasser deswegen tödlich sein. So geschehen im Gütschweiher.
Erste Notabfischungen wurden bereits durchgeführt
In Luzern beschränkt sich das Problem nicht nur auf kleinere Gewässer wie den Gütschweiher. Die Hitzeperiode im vergangenen Sommer zwang beispielsweise den Kanton Luzern dazu, im Seetal eine Notabfischung durchzuführen (zentralplus berichtete). Bei einer Notabfischung werden gefährdete Tiere mit Netzen eingesammelt und an anderer Stelle wieder ausgesetzt. Heuer wurden im Kanton Luzern mit Luthern und Marbach bereits an zwei Stellen abgefischt, wie Sebastian Kaufmann, Fachbereichsleiter Fischerei beim Kanton Luzern, gegenüber der «Luzerner Zeitung» erklärte.
Beim Gütschweiher plant die Stadt jedoch nicht einzugreifen. Weder mit einer Notfallbewässerung noch mit einer Abfischung. «Eine Abfischung ist von unserer Seite nicht geplant und wäre aus technischen Gründen auch sehr schwierig zu bewerkstelligen», schreibt Stefan Herfort, Bereichsleiter Natur- und Landschaftsschutz, auf Anfrage. Eine allfällige Austrocknung gehöre zu den spezifischen Lebensraumbedingungen dieses Gewässers. Ein Gewässer, das im Übrigen nicht natürlich gewachsen ist. «Der Gütschweiher ist durch den Einstau einer vernässten Geländemulde über einen geschütteten Erddamm entstanden», erklärt Stefan Herfort.
Es besteht Hoffnung für den Gütschweiher
«Aus unserer Sicht ist das aktuelle Fischsterben sehr bedauerlich», schreibt Herfort. Er gibt jedoch zu bedenken, dass es sich bei den Schildkröten und Fischen um ausgesetzte Tiere handle. Das Sterben der Fische sei «letztlich die Folge eines falschen Naturverständnisses derjenigen Personen, welche die Fische in den Weiher eingebracht respektive dort ohne Zustimmung von Grundeigentümerin und Behörden ausgesetzt haben».
Herfort hofft, dass die betreffenden Personen in Zukunft auf solche «Naturbereicherungen», die letztendlich zum Nachteil der Natur sind, verzichten werden. Unerwünscht sind die Schildkröten beispielsweise, weil sie die Nester von heimischen Wasservögeln plündern. Da die Buchstaben-Schmuckschildkröte vielerorts als Problem angesehen wird, steht sie auf der Liste der unerwünschten Spezies der EU.
So trist wie sich die Lage vor Ort präsentiert, endgültig ist sie nicht. Stefan Herfort ist zuversichtlich, dass sich der Gütschweiher als Lebensraum und Ökosystem wieder erholen wird. Er geht auch davon aus, dass die ausgesetzten Schildkröten, die sich bei einem Augenschein von zentralplus nicht gezeigt haben, die momentane Lage überleben werden. Ob das auch für die Fischpopulation gilt, bleibt hingegen abzuwarten. «Dies hängt massgeblich vom Witterungsverlauf der nächsten Wochen ab.» Und dieser zeigt für die kommenden Tage viel Regen. Für die illegalen Pfützenbewohner besteht also noch Hoffnung.
- Augenschein vor Ort
- Schriftlicher Austausch mit Stefan Herfort, Bereichsleiter Natur- und Landschaftsschutz
- Artikel der «Luzerner Zeitung»
- Information über Abfischung im Kanton Luzern
- Wettervoraussage von «SRF Meteo»