Fällt im Ägerital viel Schnee, ist es geläufige Praxis, dass mit Salz bestreuter Schnee im Ägerisee landet. Dies im Rahmen des Winterdienstes von Ober- und Unterägeri sowie des Kantons Zug. Der Winterdienst kippt den Schnee jedoch nur an den im entsprechenden Merkblatt des Kantons festgehaltenen Stellen Mittenägeri, Morgarten oder Alosen in den See – respektive Bach, der in den See führt.
Die Entsorgung der «Schneemaden» im Ägerisee bereitet einer Zugerin Sorgen. Diese äussert sie in einem Leserbrief in der «Zuger Zeitung». Eine erhöhte Salzkonzentration des Seewassers könne die Wasserqualität beeinträchtigen und das Ökosystem des Sees stören.
Im schlimmsten Fall würden laut der Leserbriefautorin Fische sterben, das Pflanzenwachstum stoppen und der See als Trinkwasserquelle für die Zuger Bevölkerung unbrauchbar werden. zentralplus hat die verantwortlichen Stellen der Gemeinden und des Kantons damit konfrontiert.
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Ist an Land kein Platz, landet Schnee im See
Die Verantwortlichen der beiden Gemeinden und des Kantons bestätigen auf Anfrage, dass der Winterdienst bei grossen Mengen den Schnee in den Ägerisee abführe. Die Entsorgung laufe jedoch nicht willkürlich ab, sondern unterstehe strengen Auflagen, wie Joëlle Guldin, Kommunikationsverantwortliche von Unterägeri, klarstellt. Diese stehen im Merkblatt «Winterdienst und Entsorgung von Schnee» des Kantons Zug.
Ein Blick in das kantonale Merkblatt zeigt, dass Schnee grundsätzlich vor Ort an Land zu lagern ist. «Falls kein geeigneter Platz zur Verfügung steht, kann frisch gefallener (sauberer) Schnee aus Sicht des Gewässerschutzes ausnahmsweise direkt in ein Gewässer mit genügender Wasserführung eingebracht werden», heisst es im Merkblatt weiter.
Sauber oder verschmutzt – wo liegt die Grenze?
Schnee gilt als verschmutzt, wenn er bereits über mehrere Tage am Strassenrand gelegen hat. Um als sauber abgestempelt zu werden, darf Schnee in der Regel nicht älter als einen Tag sein – bei wenig befahrenen Strassen gilt eine Maximalfrist von drei Tagen.
Gemäss Roland Henggeler, Werkhofleiter von Oberägeri, entsorgt Oberägeri den Schnee seines Verantwortungsgebiets innert Tagesfrist. So kommt der Schnee nur marginal mit Streusalz oder Sohle in Berührung. Der Schnee der Kantonsstrasse zwischen Schmittli und Oberägeri müsse innert zwei Tagen in den Ägerisee gekippt werden, weiss Kantonsingenieur Marc Amgwerd.
Diese Folgen hat die Entsorgung für die Wasserqualität
Henggeler sieht auch bei einer grossen Menge an entsorgtem Schnee keine Gefahr für die Wasserqualität des Ägerisees. Laut Erich Duss, Leiter Wasserversorgung der Gemeinde Oberägeri, ist «keine erhöhte Belastung des Seewassers nachweisbar.» Die Entsorgung ist also absolut unproblematisch.
Roland Krummenacher, Leiter des kantonalen Umweltsamts, gibt ebenfalls Entwarnung: «Der mittlere Chloridgehalt im Ägerisee beträgt rund sechs Milligramm pro Liter, was auch für die Trinkwassernutzung aus dem Ägerisee in einem unproblematischen Bereich liegt.» Der Salzgehalt des im Ägerisee deponierten Schnees verdünne sich sehr schnell, so Krummenacher.
Grundsätzlich lande bei der Schneeschmelze das Schmelzwasser auch im See, in den Bächen oder in der Strassenentwässerung und nicht in der Kanalisation, erklärt Henggeler. Deswegen optimiere der Werkdienst die Schneeräumung seit Jahren laufend. Er strebe stets das optimale Verhältnis aus möglichst wenig Salz bei grösstmöglicher Sicherheit für alle Verkehrsteilnehmer an.
ist seit Sommer 2024 als Praktikant für zentralplus tätig. Der gebürtige Luzerner schrieb in seiner Zeit als Geschichtsstudent vorwiegend über Vergangenes in fernen Ländern. Bei zentralplus findet er die zeitliche und geographische Nähe zur Heimat wieder und berichtet am liebsten über lokale Kuriositäten.