Hagel und Feuer

Der Zuger Krisensommer 2021 geht einfach nicht vorbei

Wie Einschusslöcher: Die Hagelkörner haben im Sommer 2021 auch in Baar enorme Schäden hinterlassen. (Bild: convoltas AG)

Die Gebäudeversicherung Zug präsentiert ihren Geschäftsbericht vom vergangenen Jahr. Auffällig: Das Jahr 2021 gibt immer noch zu tun. Denn damals krachte es Tausende Male im Kanton.

Nach einem Rekordjahr der Katastrophen segelte die Gebäudeversicherung Zug (GVZG) im vergangenen Jahr wieder in ruhigeren Gewässern. Die Schadenszahlen waren durchschnittlich, einzig an den Kapitalmärkten lief es nicht wie gewünscht. Doch leicht ist die Situation noch lange nicht.

Denn das Jahr 2021 hat in der Behörde seine Spuren hinterlassen. Damals gab es im Sommer zwei Gewitter mit teils tennisballgrossen Hagelkörnern (zentralplus berichtete). Diese richteten in der ganzen Zentralschweiz enorme Schäden an. Dazu kamen doppelt so viele Feuerschäden wie sonst. Der Grund dafür waren indirekte Blitzschläge.

Die Mitarbeiter arbeiten noch immer Fälle von 2021 ab

Die GVZG betonte damals, jetzt mit «massiv aufgestockten Ressourcen» zu arbeiten (zentralplus berichtete). Rund 8'257 Fälle mit einer Gesamtschadenssumme von über 90 Millionen Franken gingen im Jahr 2021 bei den Elementarschäden ein. Dazu kamen etwa 170 Feuerschäden.

Ein Blick zwischen Baumspitzen.
Im Frühsommer 2021 entluden sich über der Zentralschweiz besonders viele Blitze. (Bild: Jonas Kaiser/Unsplash)

Jetzt zeigt sich: Die Mitarbeiterinnen sind noch immer mit der Abarbeitung der Fälle beschäftigt. «Aufgrund von Lieferverzögerungen oder sehr voller Auftragsbücher konnten tatsächlich noch nicht alle Arbeiten zur Schadenbehebung durch die involvierten Handwerker behoben werden», bestätigt der GVZG-Direktor Richard Schärer.

Bedeutet: Viele Zuger warten noch immer auf die Reparatur der Sturmschäden aus dem Jahr 2021. Daran könne auch die Gebäudeversicherung nichts ändern, meint der Direktor. Normalerweise rät die GVZG den Eigentümern, für die Rückerstattung alle Rechnungen gemeinsam einzuschicken. Aufgrund der langen Wartezeiten heisst es jetzt: Schickt, was erledigt ist!

Das ist gut für die Kunden, bedeutet aber wiederum Mehrarbeit für die Mitarbeitenden. Jede Woche erreichen die GVZG neue Abrechnungen vom Krisensommer. Die Versicherung hofft, die Bearbeitung der Tausende Fälle bis Ende 2023 abgeschlossen zu haben.

Vergangenes Jahr kehrte Normalität ein

Gegenüber dem Extremjahr 2021 wirkte das vergangene Jahr fast harmlos. Langfristig handle es sich jedoch um ein «durchschnittliches Schadensjahr», schreibt die GVZG.

Im Jahr 2022 meldeten Zugerinnen 201 Elementarschäden mit einer Gesamtschadenssumme von rund einer halben Million Franken. «Es handelt sich vor allem um Sturmschäden und einen Erdrutsch», erklärt Richard Schärer. Auch die Anzahl an Feuerschäden hat sich im Vergleich zum Vorjahr auf 89 Fälle halbiert.

Die Schadenssumme bei den Feuerschäden habe jedoch – trotz der geringeren Anzahl Fälle – deutlich zugenommen: von knapp 2 Millionen auf 5,8 Millionen Franken. Grund dafür seien verschiedene Brände in Wohnhäusern, ein Brand einer Heizungsanlage, ein Brand in einer Tiefgarage sowie einer auf einer Baustelle, erzählt Schärer.

Weniger erfreulich entwickelten sich dagegen die Kapitalanlagen der Versicherung. Im Krisenjahr 2021 machte die GVZG aus ihren Kapitalanlagen einen Gewinn von 11,3 Millionen Franken und konnte 7 Millionen Franken rückstellen. Vergangenes Jahr entstand aus den Anlagen ein Verlust von über 16 Millionen Franken. Rund 4,5 Millionen Franken Rückstellungen wurden aufgelöst, und die GVZG schrieb einen Jahresverlust von 2,8 Millionen Franken.

Wird 2023 ein Schadensjahr?

Viele Eigentümer der rund 25'000 Gebäude, welche die GVZG in Zug versichert, schauen mit Sorge auf den Starkregen der vergangenen Tage und Wochen und fragen sich: Wird 2023 ein Krisenjahr? Noch sei es im aktuellen Jahr zu keinen grösseren Schäden gekommen, meint Richard Schärer. «Daraus lässt sich jedoch keine Hochrechnung ableiten.»

Denn in der Vergangenheit sei es schon vorgekommen, dass Grosswetterereignisse spät im Jahr enorme Schäden verursachten. «Ich erinnere an dieser Stelle daran, dass der Orkan Lothar am 26. Dezember 1999 stattfand und somit kurz vor Jahresende noch grosse Schäden verursachte», so der Direktor.

Verwendete Quellen
  • Geschäftsbericht und Medienmitteilung der Gebäudeversicherung Zug
  • Schriftlicher Austausch mit Richard Schärer, Direktor der Gebäudeversicherung Zug
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