Was wird aus unseren Kleidern?

Caritas darf in Luzern keine Kleider mehr sammeln

Lumpen- oder Kleidersammlung? Bei Textilrecycling ändert sich vieles. (Bild: © zentralplus)

Texaid und Tell-Tex sind zukünftig für die Sammlung und Verwertung von Kleidern zuständig. Das hat Real, der kantonale Abfallentsorger, entschieden. Caritas hat sich auch um den Posten beworben – und wurde abgelehnt.

Für die Abfallentsorgung im Kanton Luzern ist Real zuständig. Dazu gehören auch Textilien, die von privaten Haushalten entsorgt oder gespendet werden. Die Sammlung von Kleidung erfolgte jedoch bisher uneinheitlich und ohne Auftrag von Real. Die drei Organisationen Caritas, Tell-Tex und Texaid kümmerten sich darum. Im August dieses Jahres hat Real diese Aufgabe öffentlich ausgeschrieben (zentralplus berichtete). Beworben haben sich wie erwartet die drei Organisationen.

Real entschied sich für Tell-Tex und Texaid, wie der Verband in einer Mitteilung am Freitag schreibt. Dass Caritas nicht dazugehört, ist überraschend. Caritas verkauft alte Kleidung von Schweizern seit Jahrzehnten wieder in Secondhand-Läden. Ein Teil davon geht stark vergünstigt an Personen, die am Existenzniveau leben. Kaputte Textilien werden industriell verwertet, entsorgt oder exportiert. Tell-Tex verkauft direkt alle Textilien ins europäische Ausland. Ein Teil der Kleidung kann weitergenutzt werden. Ganze 40 Prozent werden direkt zu Lappen, Dämmstoff oder Baumaterial verarbeitet oder müssen thermisch entsorgt werden. Die Texaid verarbeitet Kleider ebenfalls zu Putzlumpen weiter, stellt aus rezyklierter Baumwolle neue Kleider her oder verkauft diese an Secondhand-Läden.

Tieferer Preis für die Dienstleistung

Real verlangt von den Anbietern, dass diese eine «qualitativ gute Dienstleistung, Transparenz und Nachhaltigkeit» gewährleisten. Wichtige Kriterien bei der Auswahl der Organisationen sind soziale, ökonomische und ökologische Aspekte. In der Mitteilung schreiben sie weiter, dass es bei den Bewerbern Unterschiede bei der Sortierung und Verwertung der Textilien gibt. Ein weiteres ausschlagebendes Kriterium ist der Preis für die Dienstleistung pro Kilogramm Textil. Texaid und Tell-Tex haben dort angeblich sehr gut abgeschnitten.

Der Entscheid, Caritas nicht zu berücksichtigen, ist laut Fabian Zumbühl, Kommunikationsverantwortlicher von Real, auf das öffentliche Beschaffungsrecht zurückzuführen: Dieses verpflichte Real, bei der Vergabe von Aufträgen die vorteilhaftesten Angebote zu berücksichtigen. Caritas Schweiz war für zentralplus für eine Stellungnahme am Freitag nicht erreichbar. Gegenüber der «Luzerner Zeitung» zeigt sich das Hilfswerk aber bestürzt darüber, dass vor allem der Preis ausschlaggebend war. Für die Caritas würden soziale und ökologische Kriterien zu wenig gewichtet. Mit der Kleidersammlung erfülle sie auch den kantonalen Auftrag, Asylsuchenden und Flüchtlingen günstige Kleider anzubieten.

Ganz definitiv ist der Entschied noch nicht. Innerhalb von 20 Tagen kann beim Kantonsgericht Luzern eine Beschwerde eingereicht werden. Die Caritas halte sich diese Option offen, wie sie gegenüber der Zeitung sagt. Wird das nicht passieren, werden ab Januar 2024 nur noch Container von Texaid und Tell-Tex zugelassen sein. Fabian Zumbühl erwähnt jedoch: «Die Weitergabe von noch gut erhaltener Kleidung an bedürftige Menschen in Luzern ist weiterhin über verschiedene Kanäle möglich.»

Einfach nicht mehr über die leicht zugänglichen Real-Sammelstellen.

Verwendete Quellen
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