Niedlicher, aber nerviger Nager

An diesen Orten wird der Biber in Zug zum Problemtier

Hier ein Bibermami mit seinem Kleinen. (Bild: Pro Natura)

Er sieht zwar harmlos aus, hält die Behörden jedoch ganz schön auf Trab: Der Biber ist zurück im Kanton Zug. So etwa auch in Rotkreuz, wo er sich an den Bäumen rund um den Binzmühleweiher gütlich tut. Angeknabberte Bäume sind hier aber nicht das Hauptproblem.

Beim Binzmühleweiher, nahe beim Bahnhof Rotkreuz, passiert was. Die Indizien sind augenfällig: Die Rinde diverser Bäume wurde von grossen Zähnen angenagt, einige so arg, dass sie gekippt sind. Verantwortlich für diese Spuren ist der Biber, der sich hier schon seit geraumer Zeit wohlzufühlen scheint.

Der Biber vom Binzmühleweiher hat sich hier einen kleinen Snack gegönnt. (Bild: wia)

Weniger wohl ist es den Behörden, die das Treiben des Bibers ziemlich genau beobachten. Denn: Biber hinterlassen grosse Schäden und können gar für Überflutungen verantwortlich sein. Vermehrte Kontrollen und Steuerungsmassnahmen können nötig sein. Dies sei beim Binzmühleweiher der Fall, wie Martin Ziegler, der Leiter des Amtes für Wald und Wild, auf Anfrage bestätigt.

Eine dieser Steuerungsmassnahmen ist gut sichtbar. Vereinzelt versieht der kommunale Werkdienst die Stämme von Bäumen beim Binzmühleweiher, insbesondere solche am Wegrand, mit feinen Gitternetzen, sodass sie für den Biber uninteressant werden. Auch werden kleinere Untergrabungen so angepasst, dass sie für Fussgänger nicht zur Stolperfalle werden.

Hier bitte nicht kauen: In Rotkreuz mussten Massnahmen gegen den Biber umgesetzt werden. (Bild: wia)

André Keusch, Abteilungsleiter Tiefbau/Umwelt/Sicherheit, gibt jedoch zu verstehen: «Im Bereich des Binzmühleweihers sind per dato keine relevanten Schäden zu verzeichnen, welche die Bevölkerung massgeblich tangieren.»

Stauungen bei der Reuss beeinträchtigt Werke

Anders sehe es hingegen beim Gebiet unmittelbar neben der Reuss aus. «Die Aktivitäten des Bibers, hauptsächlich Stauungen und Gräben, haben dort Auswirkungen auf die extensive Landwirtschaft sowie auf die Grundwasserförderung der Wassergenossenschaft Rotkreuz und Umgebung», sagt Keusch. «Stauungen des Bibers können dafür sorgen, dass der Grundwasserspiegel merklich steigt, was sowohl seitens Landwirtschaft als auch seitens Wassergenossenschaft spürbar ist.»

Bisher beschränke sich die Gemeinde Risch darauf, die Aktivitäten des Bibers zu kontrollieren sowie kleinere Bauten aufzuheben. «Ein weiterer Aspekt, der bei der Kontrolle der Biberaktivitäten berücksichtigt wird, ist der Bau von Biberhöhlen. Biber bauen ihre Höhlen in Uferbereichen, wobei sie das Ufer ausgraben, um stabile, sichere Wohnräume zu schaffen», sagt Keusch. Diese Höhlen seien nicht nur Lebensräume für die Biber, sondern auch wichtig für den Schutz vor Fressfeinden. «Allerdings können die Höhlen auch Probleme verursachen, insbesondere wenn sie in der Nähe von stark frequentierten Bereichen liegen», so der zuständige Abteilungsleiter weiter.

Und weiter: «Im Rahmen des Aufwertungsprojekts Binzmühle sind auch Einzelbaumschutze für wertvolle Gehölze geplant. Dies jeweils in Absprache mit den zuständigen kantonalen Stellen und den Grundeigentümerschaften.»

Ein kleines Kunstwerk, kreiert vom Binzmühleweiher-Biber. (Bild: wia)

80 Biber leben zwischen Reuss und Zugersee

Zwischen Zugersee und der Reuss leben gemäss Amt für Wald und Wild derzeit ungefähr 80 Biber. Nicht alle von ihnen fristen ein unauffälliges Dasein. Ziegler dazu: «An zehn Orten führte der Biber zu Konflikten. Dies vor allem durch den Rückstau von Gewässern und durch das Untergraben von Strassen. Weiter wurden an vielen anderen Orten Bäume gefällt – Waldbäume, aber auch Kulturbäume, dies auch im Siedlungsraum.» So beispielsweise ebenfalls beim Bibersee (zentralplus berichtete).

Wie viele Biber genau am Binzmühleweiher leben, ist der Gemeinde Risch-Rotkreuz aber nicht bekannt. Keusch dazu: «Es darf jedoch davon ausgegangen werden, dass es sich um ein Paar handelt. Dieses bewegt sich wohl zwischen dem Binzmühleweiher und der Reuss. Im näheren Umfeld, flussauf- und -abwärts entlang der Reuss, teilen sich wahrscheinlich maximal drei Pärchen das Gebiet.» Bei einem grossen Teil dieses Perimeters handle es sich um Naturschutzgebiet. «Im Weiteren ist der Biber geschützt. In diesem Sinne beobachten wir die Aktivität des Bibers mit Interesse.»

Nicht mehr ganz so gut geschützt

Biber und Schutz? Da war doch was. Genau. Seit Anfang Februar gelten in der Schweiz neue Bestimmungen betreffend Abschuss des Bibers. «Neu können die Kantone Abschüsse verfügen, wenn Biber erheblichen Schaden verursachen oder Menschen gefährden und sich der Schaden oder die Gefährdung nicht durch zumutbare Massnahmen verhüten lässt», erläutert Martin Ziegler. Aber: «Im Gegensatz zur Regulierung handelt es sich bei einer allfälligen Abschussbewilligung um eine Einzelmassnahme, und es besteht nicht das Ziel, langfristig einen Einfluss auf den Bestand zu erzielen.»

Eine solche Einzelmassnahme sei in Zug derzeit nicht geplant. «Nach heutigem Kenntnisstand sind aktuell die Voraussetzungen für eine Abschussbewilligung im Kanton Zug an keinem Wirkungsort des Bibers erfüllt.»

Trotz aller Schäden und benötigter Massnahmen ist der Biber ganz und gar kein Bösewicht. Wo er auftaucht, wird die Natur nämlich diverser. Wo er Dämme baut, entstehen Biotope, in denen Libellen, Amphibien, Fische und Wasserpflanzen ein neues Zuhause finden.

Verwendete Quellen
  • Schriftlicher Austausch mit der Gemeinde Risch
  • Schriftlicher Austausch mit dem Amt für Wald und Wild
  • Artikel «SRF» zum neuen Reglement bezüglich Biber
  • Website Bund zum Einfluss des Bibers
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