Gratis-Porträt für Corina Kremmel

Umstrittene Wahlwerbung im Zuger Stadtmagazin

Den Mutigen hilft das Glück: JCVP-Stadtparlamentarierin Corinna Kremmel erhält vor den Wahlen Aufmerksamkeit von der Stadt Zug.

(Bild: Facebook JCVP Kanton Zug)

Das Zuger Stadtmagazin will der Bevölkerung Leute und Leben in der Kolinstadt näherbringen – und auch den Politbetrieb vorstellen. Kurz vor den Wahlen wird die Neo-Gemeinderätin Corina Kremmel auf einer ganzen Seite porträtiert. Ist diese Quasi-Wahlwerbung zulässig?

Sie ist tierlieb, engagiert und nicht allzu bekannt: Corina Kremmel, die seit Ende vergangenen Jahres im Grossen Gemeinderat (GGR) der Stadt Zug sitzt. Die 30-jährige Polizistin ist vor acht Jahren aus dem Kanton Luzern zugezogen, hat bei den letzten Wahlen für die junge CVP kandidiert und konnte im November den Sitz des zurücktretenden CVP-Manns Othmar Keiser übernehmen.

Für die JCVP ist sie auch schon zu Nationalratswahlen angetreten, kann aber dennoch Wahlwerbung gebrauchen, wenn sie am 7. Oktober zur Wiederwahl ins Stadtparlament antritt. Mindestens Publicity hat sie nun von der Stadt Zug erhalten, wurde sie doch im jüngsten Stadtmagazin porträtiert. Das vierteljährlich erscheinende Heft kam Anfang September heraus – fünf Wochen vor dem Zuger «Super Sunday».

Mit Dia und Hailey auf dem Hundespaziergang

Kremmel wird darin in ihrem Berufsalltag als Polizistin beschrieben. Im Bild ist sie mit ihren beiden Hunden Dia und Hailey zu sehen. Vorgestellt wird ihr Werdegang, wie sie als 18-Jährige in Kriens in die junge CVP eintrat, dort fürs Gemeindeparlament kandidierte und wie sie nun den GGR in Zug erlebt. Es ist ein Porträt, das ihre Motivation spiegelt, sich politisch zu betätigen.

Inhaltliche Aussagen macht sie keine, aber natürlich nützt Kremmel die Möglichkeit, um sich positiv darzustellen. «Der hart errungene Kompromiss ist für mich vielfach eine gute pragmatische Lösung, die uns alle weiterbringt», sagt sie etwa. Und fügt hinzu: «Auch weil ich harmoniebedürftig bin und mit gesundem Menschenverstand politisiere. Extreme Haltungen bedeuten mir nichts.»

Die Frage ist: Wie kommt die Stadt Zug drauf, ausgerechnet Corina Kremmel vorzustellen? Ist dies Wahlwerbung – und ist sie zulässig?

Ein solches Porträt erscheine in jeder Ausgabe, erklärt Thomas Gretener, der Kommunikationsbeauftragte der Stadt Zug, der den Text verfasst hat. Man habe absichtlich jemanden vorgestellt, der nicht allzu exponiert ist und beispielsweise für die Stadtratswahlen antritt.

«Unschön», sagt Patrick Mollet

Einer, der dies tut, ist Patrick Mollet. Der Präsident der Stadtzuger FDP hat kein Verständnis für Kremmels Auftritt: «Das ist unschön. Hier hat die Stadt wenig Fingerspitzengefühl bewiesen. Sie hätten ja zum Beispiel ein abtretendes GGR-Mitglied porträtieren können. Einmal mehr stellt sich mir die Frage, weshalb die Verwaltung überhaupt verlegerisch tätig sein muss und ein Magazin herausgibt?», sagt Mollet.

Das politische Geschehen vorzustellen, ist bekanntermassen Teil des Konzepts beim Stadtmagazin. In der neusten Nummer gibt es neben einer Seite politischer Kurznews einen Beitrag über die 200 Stimmenzähler, die am 7. Oktober die Listen in der Stadt Zug auszählen. Weiter findet sich ein Serviceartikel, der sich mit Proporz und Majorz befasst und die verschiedenen Wahlrechte vorstellt. Und ausserdem unter der Rubrik «GGR-Porträt» den Text über die junge Christdemokratin.

Auswahl war Zufall

Dass die Wahl auf Kremmel fiel, sei Zufall gewesen, sagt Gretener. Im Übrigen habe die Auswahl der Porträtierten noch nie zu irgendwelchen Rückfragen Anlass gegeben – auch vor vier Jahren nicht, als man vor den letzten Wahlen ebenfalls einen Politiker vorgestellt hat.

«Kritisch könnte sein, wenn die Porträtierte inhaltliche Aussagen macht», meint Gretener. «Aber das tut sie ja nicht, sie wird einzig als Person beschrieben.»

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2 Kommentare
  • Profilfoto von thmueller
    thmueller, 21.09.2018, 15:21 Uhr

    Ui Herr Mathis, widerspiegelt dieser Bericht die Gefühlslage eines – um in Ihrer Sprache zu bleiben – «alten» Mannes? Anstatt sich in chauvinistische Sphären zu verirren, hätten Sie Ihre Zeit besser für die Recherche genutzt und zumindest den Namen der Kandidatin richtig geschrieben. Wer, wenn nicht eine junge Einheimische, die erst noch zum Wohle unserer Gesellschaft arbeitet, soll in einem Stadtmagazin portraitiert werden?

    Dass Herr Patrick Mollet (Motto: «smart und urban») als Mitglied der FDP die Vergangenheit der Zukunft vorzieht und im Heft lieber ein ergrautes, abtretendes GGR-Mitglied bevorzugt hätte, ist nicht weiter erstaunlich: Die Zeiten, in denen man stolz auf die FDP sein konnte, liegen mittlerweile auch schon 150 Jahre zurück.

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    • Profilfoto von Christian Hug
      Christian Hug, 21.09.2018, 16:40 Uhr

      Danke für Ihre Sicht, Herr Müller. Dass sich in Frau Kemmels Vorname ein zweites «n» schmuggelte, ist tatsächlich unschön, Asche über Kollega Mathis› Haupt (er ist grad abwesend). Ihn aber gleich als Chauvinisten zu bezeichnen finden wir nun aber doch grad ziemlich hart. Unsere Kritik betrifft nicht die porträtierte Person an sich, sondern dass man dies so kurz vor den Wahlen überhaupt macht. Wenn in einem mit Mitteln der öffentlichen Hand finanzierten Medium eine Person so kurz vor den Wahlen eine grössere Plattform erhält, erachten wir dies als relevant genug für eine Geschichte, was ja auch der Politologe entsprechend einordnet. Dass Corina Kemmel die Gelegenheit auf durchaus sympathische Weise zu nutzen weiss, spricht für sie und ihre Professionalität.

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