65 Prozent sagen Nein

Überraschend klar: Zuger lehnen längere Ladenöffnungszeiten ab

Es bleibt dabei: Die Läden im Kanton Zug schliessen weiterhin um spätestens 19 Uhr. Die Stimmbevölkerung hat die Initiative «+1» abgelehnt – überraschend deutlich.

Zuger können auch zukünftig nur bis maximal 19 Uhr abends einkaufen. Die Stimmbürger haben diesen Sonntag die Initiative «+1» verworfen. Und das nicht etwa knapp: Mit 65,24 Prozent Nein-Stimmen sprachen die Zugerinnen eine deutliche Sprache.

Das Resultat überrascht insofern, als die Initiative ein Kompromiss war zwischen dem Status quo und dem Vorschlag der Regierung, welche die Ladenöffnungszeiten komplett abschaffen wollte. In der Vernehmlassung fand dies noch Zuspruch, im Kantonsrat scheiterte die komplette Liberalisierung aber.

«Der Kanton Zug bleibt eine rückständige Insel.»

Gian Brun, Initiativkomitee

Und nun schickt die Bevölkerung auch die Initiative «+1» bachab, die von der Jungfreisinnigen, der Jungen SVP und der Jungen GLP lanciert worden war. Der Widerstand gegen die Ausdehnung war indes breit gestreut: Nebst den linken Parteien und dem Gewerkschaftsbund fasste auch die CVP die Nein-Parole. Ebenso engagierten sich SVP-Mitglieder im Gegenkomitee.

Enttäuschte Initianten, erfreute Gegnerinnen

Entsprechend ist die Stimmung bei den Initiantinnen. «Der Kanton Zug bleibt eine rückständige Insel, die Kantone herum kennen liberalere Ladenöffnungszeiten», sagte Gian Brun, Präsident der Jungfreisinnigen am Sonntagnachmittag. Die Alten hätten die Jungen überstimmt.

Mit ihrer Forderung haben die Jungparteien gleich lange Spiesse für das lokale Gewerbe schaffen wollen. Die Zuger würden weiterhin täglich hinter den Kantonsgrenzen, am Bahnhof und an den Tankstellen einkaufen, sagte Tabea Estermann, Co-Präsidentin der Grünliberalen, die von einer unzeitgemässen Regelung spricht. «Die lokalen Geschäfte ohne Ausnahmeregelung bleiben die Leidtragenden, das Ladensterben wird weitergehen», so das Fazit der Initianten.

«Die Zuger Bevölkerung anerkennt die systemrelevante Arbeit des Verkaufspersonals.» 

Luzian Franzini, Gewerkschaftsbund

Anders interpretiert der Zuger Gewerkschaftsbund das Resultat. «Die Zuger Bevölkerung anerkennt die systemrelevante Arbeit des Verkaufspersonals und will ihre Arbeitsbedingungen nicht weiter verschlechtern», sagt Präsident Luzian Franzini. Für das Zuger Kleingewerbe hätte die Initiative höhere Kosten bei gleichem Umsatz bedeutet.

Barbara Gysel, Präsidentin der SP Kanton Zug ergänzt: «Das deutliche Nein ist auch eine Wertschätzung gegenüber dem kleinen Zuger Gewerbe.» Die Bevölkerung sei offensichtlich zufrieden mit den aktuellen Ladenöffnungszeiten und wolle kleine Geschäfte erhalten.

Liberalisierung hat oft schweren Stand

Damit zeigt sich im liberalen Kanton Zug, was in der Vergangenheit bereits in insbesondere konservativen Kantonen offenkundig wurde: Dass längere Ladenöffnungszeiten an der Urne einen schweren Stand haben. Im Nachbarkanton Luzern scheiterten in der Vergangenheit zahlreiche Anläufe.

Auch im Kanton Zug lehnte das Stimmvolk zuletzt 1997 und 2002 zwei Vorlagen zum Thema ab. Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut sprach am Sonntag denn auch von einem «konservativen Element», das sich im Kanton Zug gezeigt habe.

Die Vorlage wurde von allen Gemeinden abgelehnt:

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Daniela Bucher
    Daniela Bucher, 08.03.2021, 09:24 Uhr

    Einfach nur schade und falsch dieses Resultat. Wer wie ich berufstätig ist, kauft so halt einfach ennet der Kantonsgrenzen ein, wo die Läden länger geöffnet sind.

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    • Profilfoto von Felix
      Felix, 08.03.2021, 12:17 Uhr

      Warst du schon mal in Zug um nach 18.30? Niemand da.. und nun wollte man also niemand bis 20.00? Also ich verstehe nicht wo diese Leute wohnen. Das Zugerland hat am Freitag bis 21.00 Uhr offen.. und da ist ab 18.00 auch praktisch niemand mehr. Es besteht schlicht kein Bedürfnis und dafür sollten wir unser Verkaufspersonal wirklich nicht verheizen.

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