Warum Luzern und Zug trotz Corona kein Interesse haben, dass die Leute in die Natur gehen
Trotz Pandemie drängen sich die Menschen an den freien Tagen an den Hotspots der regionalen Zentren. Obwohl unsere Region zahlreiche Möglichkeiten für spannende Aktivitäten in der Natur böte. Warum das so ist und weshalb die Städte keinerlei Interessen daran haben, dass die Leute auf das Land fahren.
Insbesondere die Städte und regionalen Zentren wappnen sich für einen Grossansturm an den beliebten Hotspots wie die Quais in Luzern und Zug. So hat zum Beispiel die Luzerner Polizei angekündigt, über Ostern vermehrt Präsenz zu markieren (zentralplus berichtete). Bereits bei einem Augenschein in Luzern am Gründonnerstag wurden die Vorbereitungen offensichtlich.
So gibt es beim Take-away beim «Luzernerhof» Absperrbänder, gut sichtbare Bodenmarkierungen und Pylonen. Dabei dürften die Behörden auch die Szenen im Kopf gehabt haben, die sich bereits am vergangenen Traumsonntag abgespielt hatten. So standen sich unter anderem beim Kiosk am Landsgemeindeplatz in Zug die Leute in einer langen Schlange auf den Füssen rum (zentralplus berichtete). Abstand sieht anders aus. Und auch am Karfreitag tummelten sich die Menschen zum Beispiel wieder rund um den Bahnhof.
Nur wenige Menschen in nahegelegenen Ausflugsregionen
Während es in den Innenstädten in Naherholungsgebieten wie dem Krienser Sonnenberg vergangene Woche zu einer regelrechten Völkerwanderung kam (zentralplus berichtete), berichten Leserinnen und Leser gegenüber zentralplus von nahegelegenen Regionen, in denen nur vereinzelt Menschen anzutreffen waren. So zum Beispiel am späten Sonntagnachmittag am Reussuferweg entlang der Grenze zwischen Zug und Aargau. Ebenso an verschiedenen Orten im Luzerner Seetal.
Warum drängen sich die Menschen also zur gleichen Zeit am gleichen Ort auch während der Pandemie zusammen, obwohl es nur schon in der Region Dutzende Ausflugsziele gibt, auf die man mit ein paar wenigen Klicks auf dem Smartphone stösst? Und gäbe es Möglichkeiten, die Menschenmassen beispielsweise auf subtile Art zu steuern?
Schutzkonzepte fördern Risikobereitschaft
Laut Christian Weibel gibt es verschiedene Gründe für genanntes Verhalten. Der Psychologe und Betriebswirtschafter lehrt und forscht am Institut für Tourismus und Mobilität an der Hochschule Luzern – Wirtschaft. «Grundsätzlich bereitet es Menschen häufig Schwierigkeiten, ihr Verhalten und ihre Gewohnheiten freiwillig grundlegend zu ändern. Dazu gehört auch die Gewohnheit, an den Wochenenden am Quai zu spazieren», sagt Weibel.
«Natürlich hat eine Stadt wie Luzern wohl wenig Interesse daran, dass die Leute ihr Geld an anderen Orten ausgeben.»
Christian Weibel, Dozent Hochschule Luzern – Wirtschaft
Damit eine Verhaltensänderung eintritt, müsse in den meisten Fällen ausserdem eine «ausgeprägte Motivation» und/oder ein Problembewusstsein vorliegen. Ein solches könnte in der aktuellen Situation bedeuten, dass man Menschenansammlungen aus medizinischen Gründen bewusst meidet. «Daneben spielt auch das soziale Umfeld eine grosse Rolle,», so Weibel. «Wenn ich sehe, wie sich die Mehrheit verhält, folge ich mit einer grossen Wahrscheinlichkeit der Grundregel: ‹Mache, was die Mehrheit tut›.»
Gezielte Werbung könnte funktionieren
Eine weitere Erklärung liefert gemäss Weibel die Theorie der sogenannten «Risikohomöostase». Demnach würden vermeintliche Sicherheitsgewinne, die zum Beispiel durch das Einhalten von Schutzkonzepten, das Maskentragen oder das Händedesinfizieren entstehen, durch risikoreicheres Verhalten kompensiert. «So ist das Gleichgewicht zwischen Sicherheitsgewinn und Risikobereitschaft wiederhergestellt, beziehungsweise die gewonnene Sicherheit wird aufs Spiel gesetzt», erklärt Weibel.
Er geht gleichzeitig aber davon aus, dass eine proaktive Kommunikation seitens der Behörden, während der Pandemie auch andere Destinationen aufzusuchen, Wirkung zeigen könnte – vorausgesetzt, diese wollten das tun. «Aber natürlich hat eine Stadt wie Luzern wohl wenig Interesse daran, dass die Leute ihr Geld an anderen Orten ausgeben, da sie die letzten 12 Monate stark unter der Pandemie gelitten hat», so Weibel. Funktionieren könnten aber gezielte Werbeaktionen von Destinationen wie dem Seetal oder dem Entlebuch. «Sie könnten von der momentanen Lage profitieren.» Dies habe sich ja im letzten Sommer in den bekannten Tourismuszielen gezeigt
Fehlendes Problembewusstsein?
Weibel betont auch, dass es sich beim Spaziergang am Quai oder beim Zusammensein innerhalb der Stadt bei vielen wohl einfach um ein Bedürfnis handelt, das nicht durch andere Angebote kompensiert werden kann. «Es dürfte insbesondere schwierig sein, Teenager davon zu überzeugen, statt mit ein paar Drinks und Musikboxen am See eine Feuerstelle im Seetal aufzusuchen», sagt Weibel. Und auch wer bei schönem Wetter einen «Coffee to go» am See trinken will, werde sich kaum davon abhalten lassen.
Hinzu komme, dass gerade bei jüngeren Menschen manchmal das erwähnte Problembewusstsein oder die Motivation für eine Verhaltensanpassung fehle, was teils auch verständlich sei. «Wenn niemand in meinem Umfeld krank oder gefährdet ist, empfinde ich es vielleicht als weniger wichtig und bin weniger motiviert, mich und damit andere durch die Einhaltung der Schutzbestimmungen zu schützen», hält Weibel fest.
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mebinger, 03.04.2021, 15:16 Uhr Diese Hysterie tötet effizienter als es jeder Virus könnte und die Massnahmen sind wohl schädlicher als jede bisher aufgetretene Pandemie
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