Luzerner bauten erstes Saunaboot der Schweiz

Über den Vierwaldstättersee tuckert jetzt eine schwimmende Sauna

Sie haben die «SSR1» gebaut, wie das Saunaboot heisst: Res Wallimann (links), Stella Holz und Samuel Muff.

(Bild: Lene & Bjørn Zopfi)

Dieses Boot ist ein Raumwunder: Auf kleinstem Raum beherbergt es eine Sauna mit Ofen, einen Ruheraum und eine Sonnenterrasse. Wie ein Luzerner auf die Idee kam, die erste schwimmende Sauna des Landes zu bauen – und welche Hürden er meistern musste.

Es schwankt beschaulich auf dem stürmischen Wasser und fällt von Weitem auf zwischen all den schlanken Segelbooten. Das schwimmende Holzhäuschen mit integrierter Sauna ist ein Unikat in der Schweiz.

Anders im saunaverrückten Finnland, wo die ganze Geschichte begann. Dort hat Initiator Res Willimann solche schwimmenden Schwitzhütten gesehen. Zurück in der Schweiz liess ihn die Idee nicht mehr los, schliesslich ist es auch hier oft nass und kalt. Als gelernter Schreiner und Werkstattleiter der Kunsthochschule betrat Wallimann vor zwei Jahren Neuland.

Bis 90 Grad warm

Nun ist das schmucke Stück fertig und wurde kürzlich gewassert. Momentan steht es noch im Segelhafen beim Alpenquai, später wird es in Sisikon im Kanton Uri stationiert sein. Die Feuertaufe hat es hinter sich und das Saunaboot tuckert elegant durch das klare Wasser des Vierwaldstättersees. Der Ofen wurde kürzlich auf offener See eingeheizt. «Es funktioniert», sagt Wallimann nicht ohne Stolz.

85 bis 90 Grad warm wird es in der Sauna. «Draussen hat es in Strömen geregnet und wir haben den Anker geschmissen und sauniert.» Endlich lasse sich der Vierwaldstättersee bei jeglicher Witterung und vor allem auch im Winter voll auskosten.

Res Wallimann und Stella Holz auf der Terrasse des Saunaboots.

Res Wallimann und Stella Holz auf der Terrasse des Saunaboots.

(Bild: Lene & Bjørn Zopfi)

Den See auch im Winter nutzen

In der Schweiz gibt es noch kein Vorbild für ein Saunaboot. Auf dem Bielersee ist ein Saunafloss geplant – kämpft aber noch mit den Vorschriften. In Berlin gibt es auf der Spree ein bekanntes Saunaboot. Sonst sind schwimmende Schwitzhütten im deutschsprachigen Raum nicht anzutreffen. Res Wallimann stellte sich darum immer wieder die Frage: «Wieso gibt es diese Boote nicht in der Schweiz, dem Land, welches mit die schönsten Seen der Welt zu bieten hat?»

Der handwerkliche und planerische Ehrgeiz war geweckt. Schnell waren zwei Freunde an Bord: Stella Holz und Samuel Muff waren von Anfang an von der Idee und dem Vorhaben überzeugt und stiegen als Teampartner ins Projekt mit ein.

Hier kommt das Boot erstmals ins Wasser:

 
 
 
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Einwässern in 40s. Los geht’s!!! #saunabootschweiz #vierwaldstättersee #sauna #saunaboat #lucerne #luzern #sweatflyandnaked

Ein Beitrag geteilt von SAUNABOOT (@saunaboot) amMai 11, 2019 um 3:30 PDT


Es standen über ein Jahr Planung, einige schlaflose Nächte und viel Energie bevor. Wie baut man überhaupt ein Boot – geschweige denn eine Sauna auf einem Boot? Und darf man das überhaupt und welche Regeln gilt es zu beachten? Sehr viele Fragen mussten geklärt werden, noch niemand von ihnen hatte zuvor je ein Boot oder eine Sauna gebaut.

«Ich denke, das war einer der springenden Punkte, wieso wir jetzt auf dem ersten Saunaboot der Schweiz stehen. Wir waren nicht voreingenommen und haben eine Idee umgesetzt, welche viele zuvor schon als unüberlegt abgestempelt haben», sagt Wallimann.

Res Wallimann stand von Anfang in Kontakt mit den Behörden, die dem Projekt sehr offen gegenüberstanden. Die Absprachen seien extrem wichtig gewesen, die Zusammenarbeit bezeichnet er als angenehm.

Zeitraffer-Video vom Bau des Saunaboots:

 

Grundkonstruktion aus Venedig

Er lacht über den eigenen Mut, wenn er zurückdenkt, wie alles anfing. Im Neubad-Pool bauten sie ein 1:1-Modell aus Dachlatten, um die Dimensionen auszutesten. «So konnten wir mit einem Statiker direkt Probe sitzen und das weitere Vorgehen besprechen.»

Im September 2018 kam der schwimmende Untersatz, welcher in Italien nach Mass gefertigt wurde. Die Grösse des Bootes war durch die durchschnittliche Grösse der Anlageplätze vorgegeben. Danach bereitete Res Wallimann die Wände in kompletter Handarbeit in einer eingemieteten Schreinerei vor.

In Essig getränktes Holz

«Durch diese komplexe Vorarbeit war es möglich, die Wände und das Dach an einem einzigen Tag mit dem Untersatz zu ‹verheiraten› und aufzubauen», erzählt er. Erst danach konnten die Wände auf der Innenseite isoliert werden. «Ein Riesenschritt, der nur durch die Hilfe von vielen guten und fleissigen Freunden möglich war.» Und so haben sie einiges über Feuchtigkeit, Tauwasser, Fassadenbau, Dachdecken und Heizungen recherchiert und gelernt.

1,8 Tonnen wiegt die gesamte Konstruktion, die hauptsächlich aus Accoya-Holz besteht: Dieses wird in Essig getränkt und in einem speziellen Verfahren aufbereitet. «So ist es sehr widerstandsfähig und trotzdem leicht.»

Sie mussten gut überlegen, wo welches Gewicht auf dem Boot steht, damit es seetauglich ist und nicht in Schieflage gerät. Doch es fand alles seinen Platz auf dem Katamaran: die Sauna mit Ofen, ein zweiter Ruheraum und eine kleine Sonnenterrasse mit einer Badeleiter ins Wasser.

Mit dem Ofen wird auf dem Saunaboot eingeheizt.

Mit dem Ofen wird auf dem Saunaboot eingeheizt.

(Bild: Lene & Bjørn Zopfi)

Winter- und Sommerversion

Das Ziel war ursprünglich, im Januar fertig zu werden – nun ist es Sommer geworden. Doch halb so wild, mit einigen Handgriffen lässt sich das Saunaboot in eine Sommerversion verwandeln.

In den warmen Monaten kann man die Zwischenwand rausnehmen, die Sauna-Sitzbänke und den Ofen entfernen und die Frontwand öffnen. Wo jetzt die Sauna steht, kann man ein Doppelbett einbauen und voilà – die Sommer-Übernachtungsmöglichkeit steht. «So hast du eine riesige Terrasse mit einem Bett, und wenn es regnet, schliesst man die Glasfront wieder», sagt Wallimann.

Jeder darf es fahren

Nun freuen sich die drei auf ausgiebiges Testen und das letzte Feintuning des Prototyps. Für Herbst 2019 ist schliesslich die offizielle Einweihung der «SSR1» geplant, wie das Boot offiziell heisst (die Buchstaben ergeben sich aus ihren drei Vornamen). «Das Boot muss eine Modellnummer tragen und eine eigene Bootsmarke haben, damit man es nach EU-Richtlinien registrieren kann», erklärt Wallimann. «Jetzt wissen sie auch in Brüssel davon und wir könnten es theoretisch in ganz Europa verkaufen.»

Dies ist aber nicht das Ziel, vielmehr überlegt sich die SSR1-Crew, das Saunaboot zu einem späteren Zeitpunkt zu vermieten. Da es nur einen 8-PS-Motor hat, darf es auch ohne Bootsprüfung gefahren werden. «Somit könnten sechs Leute in See stechen und in aller Ruhe und in schönster Natur zusammen saunieren», schwärmt er.

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