Offener Brief an die Stadtregierung

Über 240 Zuger verlangen mehr kulturelle Vielfalt in der Gastronomie

Vorbild für spätere Buvetten: der neue Kiosk in der Zuger Männerbadi am Siehbach. (Bild: Oksana Mathis)

Die Stadtzuger Regierung erreicht am Montag ein offener Brief. Mehr kulturelle Vielfalt in der Zuger Gastronomie fordern darin drei junge Zuger – und mit ihnen mehr als 240 Mitunterzeichner. Sie waren davor bei der Ausschreibung für die neue Männerbadi-Pacht leer ausgegangen.

«Wir sind der Meinung, dass neue Ansätze, die über klassische Gastro-Konzepte hinausgehen, der Zuger Gastro- und Kulturvielfalt gut tun würden», sagt Jonas Mehr, der gemeinsam mit Kevin Horat und Peider Staub hinter dem Schreiben steht. «Durchmischung passiert nicht von allein. Wir glauben aber, dass es dafür gewisse Rahmenbedingungen braucht», so Mehr.

Diese Rahmenbedingungen sahen die drei 28-Jährigen bei der Ausschreibung für die neue Männerbadi-Pacht durch die Stadt Zug gegeben. Die drei waren von der Konzeptvorgabe der Stadt äusserst positiv überrascht. «Insbesondere der tiefe Pachtzins ermöglicht Lösungen, die ohne grosses Startkapital auskommen und sich nicht in erster Linie den Finanzen, sondern den Menschen und der Kultur widmen», heisst es im Brief. «Eine Einladung, gängige Muster neu zu denken.»

Ort für unkonventionelle Ideen

Das machten die drei für ihre Bewerbung. Mit ihren verschiedenen beruflichen Hintergründen – Mehr ist Umweltingenieur, Horat gelernter Konditor-Confiseur, Staub Rettungssanitäter und gelernter Zimmermann – entwickelten sie gemeinsam Ideen. Sie wollten einen Ort schaffen, wie er ihrer Meinung nach in Zug noch fehlt: Einen Ort, wo Veränderung Teil des Konzepts ist. Wo unkonventionelle Experimente stattfinden können. Einen Ort, der durch seinen Führungsstil, seine Preispolitik und sein (kulturelles) Angebot möglichst vielen Menschen offen steht. Einen Ort, wo das Finanzielle weniger im Vordergrund steht und allfällige Gewinne vollständig in neue Ideen und Projekte investiert werden.

Gelebte Vielfalt würde einen solchen Ort auf jeden Fall bereichern.»

Jonas Mehr

Mehr spricht von einem «Gemeinschaftsprojekt»: «Es gibt viele Leute, die mit Herzblut und Wissen ein Hobby betreiben und grosses Interesse hätten, bei so einem Projekt mitzuwirken.» Diese Leute sollten sich einbringen können mit ihren Ideen, sei es das Aufstellen und Betreiben eines Hochbeetes, das Kreieren eines Brunchs, das Anbieten eines Workshops oder ein Einsatz hinter dem Herd. Auch kulturelle Angebote, seien es Konzerte oder Lesungen, sollten ihren Platz haben. «Natürlich braucht es auch Konstanten im Angebot, aber gelebte Vielfalt würde einen solchen Ort auf jeden Fall bereichern», findet Mehr.

Suche nach neuem Standort

Die Stadt gab bei der Männerbadi schliesslich einem anderen Bewerber den Vorzug. Jonas Mehr und seine Mitstreiter wollen ihre Vision, die sie entwickelt haben, aufgrund der Gespräche mit den Projektverantwortlichen der Stadt aber trotzdem weiterverfolgen. «Wir haben im Verlauf der Konzepterarbeitung immensen Zuspruch erhalten», sagt Mehr. Dies habe ihnen gezeigt, dass der Wunsch nach mehr gastronomischer und kultureller Vielfalt über ihr Umfeld hinausgeht.

Die Siehbach-Badi in Zug. (Bild: mam)

Im offenen Brief fragen die drei Zuger nun den Stadtrat, ob es in der Stadt weitere Orte gebe wie die Männerbadi, an denen ein solches Konzept umgesetzt werden könne. Und ob die Stadt Zug bereit sei, Rahmenbedingungen für ein solches Projekt zu schaffen. «Vielleicht lässt sich im Rahmen der Buvette-Idee am See etwas realisieren, oder bei der Umnutzung der Viaduktbögen, wie jüngst von der CVP ins Spiel gebracht», sagt Mehr. Die demnächst im «Freiruum» beginnende Zwischennutzung gehe zwar in die angedachte Richtung, sei aber wiederum stark auf fixe Essensangebote fokussiert. «Es geht was punkto Gastronomie in Zug und das ist sicher positiv für die Stadt», meint Mehr.

Einladung zum Gespräch

Jonas Mehr zeigt sich optimistisch, dass der Stadtrat die Einladung zu einem persönlichen Gespräch annehmen wird. «Wir hatten im Rahmen der Bewerbung für die Männerbadi gute Gespräche mit der Stadt und haben auch von dieser Seite Interesse für unsere Vision gespürt.»

Online haben den Brief bereits mehr als 240 Personen mitunterzeichnet. «Damit wollen wir dem Anliegen mehr Gewicht geben und den Leuten, die Ähnliches vermissen, eine Stimme geben», sagt Mehr. «Es interessiert uns, wie viele Unterschriften zusammenkommen.» Denn oft höre man Dinge wie «Vielleicht gibt es dafür in Zug einfach nicht genügend Nachfrage.» Auf die Unterschriftensammlung jedenfalls haben die drei bereits mehrere Zuschriften erhalten von Leuten, die sich für ihr Engagement bedanken oder ihnen Zuversicht wünschen. «Das tut gut und gibt uns etwas mit auf den Weg», so Mehr.

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