Jetzt sind die Kuriere unterwegs

Uber Eats in Luzern: Erfolg ist nicht garantiert – auch wegen Corona

Solche Kuriere sieht man seit Dienstag auch in der Region Luzern. (Bild: zvg)

Der Lieferdienst Uber Eats ist in Luzern angekommen. Wie lange das Angebot erhalten bleibt, ist nicht klar. Denn neben rechtlichen Fragen muss sich zeigen, ob der Service für die hiesigen Beizen überhaupt von Vorteil ist.

In der Region Luzern sind ab sofort Kuriere von Uber Eats unterwegs. Per App kann man sich Essen nach Hause liefern lassen. 30 Luzerner Restaurants sind auf der Plattform vertreten.

Darunter finden sich beliebte lokale wie «Wolf», «Ammo’s», «La Bestia», «Petrus» und «Gourmindia» sowie bekannte Grössen wie «Dean & David», «Subway», «Nooch» und «Negishi». Darüber hinaus setzt Uber Eats mit zwei McDonald’s Restaurants die Zusammenarbeit für den McDelivery Service fort, der in anderen Schweizer Städten bereits angeboten wird.

Spezielles Corona-Angebot für Restaurants

Entsprechend erfreut sind die Verantwortlichen: «Nachdem wir im Laufe der letzten Monate in einigen Städten der Romandie und in Bern gestartet sind, konnten wir auch in Luzern eine grosse Nachfrage nach unserem Service feststellen. Da wir bereits mit der Uber App in Luzern aktiv sind, war es ein naheliegender Schritt», schreibt Luisa Elster, Medienverantwortliche von Uber Eats Schweiz, auf Anfrage.

«Die Margen von Kurierdiensten wie Uber sind teils ziemlich satt.»

Patrick Grinschgl, Präsident GastroLuzern

Damit es auch in Luzern klappt, ergreift Uber Eats die Coronakrise als Chance. Das Unternehmen verzichtet zu Gunsten der Partnerbetriebe aktuell auf die üblichen Kommissionen wie die Liefergebühr.

«Die Lieferung von Mahlzeiten kann Restaurants helfen, diese Phase besser zu überbrücken», schreibt Elster dazu. Für die Kuriere und Kundinnen würden Schutzmassnahmen umgesetzt. Wie viele Kuriere in Luzern unterwegs sein werden und um welche Art von Personen es sich handelt, will sie aber nicht sagen.

Gastroverband macht keine Jubelsprünge

Während man sich bei Uber verständlicherweise über den Start freut, gibt man sich bei GastroRegion Luzern zurückhaltend. Die Vereinigung ist eine Unterorganisation des kantonalen Gastroverbandes und vertritt die ihr angeschlossenen Betriebe in der Region Stadt Luzern.

«Ob das Angebot für sie etwas nützt, muss jede Unternehmerin selber entscheiden. Allgemeine Aussagen zu Vor- und Nachteilen von Uber Eats sind schwierig zu treffen», sagt Präsident Patrick Grinschgl.

Dies habe damit zu tun, dass man längst nicht alles liefern kann. Schwierig sei zum Beispiel Schnipo. «Hinzu kommt, dass die Margen von Kurierdiensten wie Uber teils ziemlich satt sind. Bis zu 30 Prozent des Verkaufspreises behalten einige von ihnen für sich», weiss Grinschgl.

Mit dem aktuellen Angebot von Uber Eats könne es sich aber rechnen. Wie es danach aussieht, ist schwer zu sagen. Es ist unklar, ob sich die vom Lockdown gebeutelte Gastrobranche den Service wird leisten können.

Sind andere Länder besser geeignet?

Für eine Einschätzung der Vor- und Nachteile für Gastrobetriebe lohne sich ein Blick über die Landesgrenzen. «In vielen Ländern haben die Restaurants lediglich noch eine Küche und setzen voll auf Kurierdienste. Dass es solche Betriebe auch in unserer Region gibt, ist mir aber nicht bekannt», sagt Grinschgl.

Mit den Gastroverbänden anderer Regionen, die bereits Erfahrungen mit Uber Eats gemacht haben, stehe man nicht in Kontakt. «Das Thema scheint zu unwichtig, als dass man sich darüber austauschen würde», sagt Grinschgl. 

Gewerkschaften warten ab

Während Uber mit der bisherigen Tätigkeit in der Schweiz zufrieden ist, ziehen für das Unternehmen seit einiger Zeit am Politik- und Justizhimmel immer dunklere Wolken auf. So hat zum Beispiel der Kanton Genf Uber verboten, so lange dieses keine Sozialabgaben für seine Kuriere bezahlt. Der Rekurs des Unternehmens ist noch hängig.

Das Problem: die Fahrer weder sind gegen Arbeitslosigkeit versichert, noch zahlt Uber für deren Altersvorsorge. Dies zu ändern weigert sich Uber bisher jedoch partout. Dies wird unter anderem damit begründet, dass die geltenden Bestimmungen einen zentralen Teil des Geschäftsmodells ausmachen. Immerhin hat Uber für die Kurierinnen einen Versicherungsschutz für den Fall eines Unfalls oder bei Krankheit eingerichtet.

Wenig Freude am Start von Uber Eats hat man deshalb beim Luzerner Gewerkschaftsbund (LGB). Wir beobachten die Lage vorerst, sagt Geschäftsführer und SP-Kantonsrat Marcel Budmiger. Denn erste Schritte, Uber in Luzern einen Riegel zu schieben, habe man bereits unternommen. Er verweist auf ein Postulat von Fraktionskollege und SP-Kantonalpräsident David Roth, wonach der Kanton den Taxidienst von Uber verbieten soll (zentralplus berichtete).

«Die Krise zeigt exemplarisch, wie wichtig die soziale Absicherung wäre, die Uber seinen Angestellten verweigert.»

Marcel Budmiger, Geschäftsleiter Gewerkschaftsbund

Ausserdem warte man Gerichtsentscheide zu dieser Causa ab, sagt Budmiger. Unter anderem liegen sich Uber und die Suva bei der Frage, ob der Taxidienst ein Arbeitgeber ist, in den Haaren. Es geht darum, ob Uber für die Kuriere Sozialabgaben entrichten muss. Je nach Ausgang des Streits will Uber unter den aktuellen Bedingungen seinen Service nicht länger anbieten. Für die Gewerkschaften würde die Sache damit auf juristischem Weg erledigt.

Auch der Markteintritt von Ubers Essenslieferdienst während der Coronakrise sei sehr unglücklich, wenn natürlich Zufall, so Budmiger. «Die Krise zeigt exemplarisch, wie wichtig die soziale Absicherung wäre, die Uber seinen Angestellten verweigert. Letztlich muss dann die Allgemeinheit für die kurzfristigen Gewinne von Uber aufkommen.» Grundsätzlich spreche aber nichts gegen einen Ausbau solcher Angebote. Sofern sich die Betriebe an die hier geltenden Gesetze halten. Und dies sei bei Uber klar nicht der Fall, betont Budmiger.

Keine Sicherheit, dafür maximale Flexibilität

Grundsätzlich spreche nichts gegen einen Ausbau solcher Angebote. Allerdings nicht unter den aktuell geltenden Bedingungen. Dazu schreibt Luisa Elster von Uber Eats: «Wir bieten unabhängigen Partnerkurieren eine flexible Möglichkeit, ein zusätzliches Einkommen ganz nach ihrem Zeitplan und ihren Bedürfnissen zu verdienen.»

Da man keine Schichten oder Mindestarbeitszeit festlege, könnten die autonomen Partnerkuriere ihr eigener Chef sein und ausschliesslich nach ihrem eigenen Zeitplan arbeiten. «Aus diesen Gründen bietet Uber Kurieren kein Anstellungsverhältnis an.» Wie die Zukunft von Uber Eats in Luzern aussieht, wird sich weisen.

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4 Kommentare
  • Profilfoto von Martin
    Martin, 05.05.2020, 19:45 Uhr

    Das Bashing von neuartigen und innovativen Lösungen ist wieder auf Hochtouren. Im studentischen Umkreis kenne ich viele, denen die Möglichkeit mit dem Velo Essen auszufahren – ohne an feste Arbeitszeiten gebunden zu sein – eine gute Möglichkeit zum Nebenerwerb bietet. Dass die Flexibilität auf der anderen Seite bedeutet dass bsplw. die Versicherung selbst übernommen werden muss, ist doch in anderen Studi-Jobs nicht anders. Ich persönlich finde es cool, dass es nun einen digitalen Markplatz gibt, wo man nach Lust und Laune etwas dazu verdienen kann. Ob man das für sich persönlich als richtig ansieht, bleibt doch wohl jedem selbst überlassen.

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    • Profilfoto von Martin Schleiss
      Martin Schleiss, 05.05.2020, 20:26 Uhr

      Wenn diese Studis beim Ausfahren dann einen Unfall haben oder schlimmer noch verursachen und niemand zahlen will, dann sieht es vielleicht wieder ein bisschen anders aus. Regressforderungen in Millionenhöhe, weil man sich etwas dazu verdienen wollte? Genau aus diesem Grund ist es Aufgabe des Gesetzgebers, seine Bürger zu schützen, und deshalb wurde Uber vielerorts verboten, weil das Unternehmen sich weigert, minimale Standards zu erfüllen. Das hat doch nichts damit zu tun, dass man jemanden daran hindern will, sich nach Lust und Laune etwas dazu zu verdienen. Aber wieso weigert man sich bei Uber standhaft, Sozialabgaben zu zahlen, während dies Konkurrrenten tun?

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    • Profilfoto von Christian
      Christian, 05.05.2020, 20:33 Uhr

      Was bitte ist neuartig an Ausbeutung? Kein Versicherungsschutz durch den „Arbeitsgeber“? Geht gar nicht. Die sollen gefälligst Verantwortung übernehmen!
      Und was bitte ist die Innovation an einem Kurierdienst? Nur weil man es über ein App bestellen kann?

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    • Profilfoto von David L
      David L, 08.05.2020, 21:59 Uhr

      Wenn die «Innovation» darin besteht, dass man seine Prozente in Form von Vermittlungsgebühren an einen App-Betreiber entrichtet statt in Form von Vorsorge an eine Sozialversicherung, dann fragt man sich schon, ob man auf derartige Innovationen nicht verzichten kann.
      Denn Uber wird weder im Krankheitsfall noch im Alter irgendwelche Verantwortung für die Kuriere übernehmen. Dies bleibt dann im Zweifelsfall via Sozialhilfe und Ergänzungsleistungen am Steuerzahler hängen.

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