So unterschiedlich die von den wohltätigen Stiftungen im Kanton Zug angestrebten Ziele auch sind, eines ist ihnen gemeinsam: Man spricht nicht sonderlich gerne über das, was man tut. Es gibt jedoch Ausnahmen. zentral+ hat sich einige von ihnen etwas näher angesehen. Sie setzen sich unter anderem für freundlichere Wartezonen im Spital, den Jodelgesang und mehr Defibrillatoren im öffentlichen Raum ein.
Nachdem sich zentral+ einige der skurrilsten Wohltätigkeits-Organisationen im Kanton Luzern näher angesehen hat (zentral+ berichtete), ist nun der Kanton Zug an der Reihe. Ganz einfach ist dies jedoch nicht. Denn das altbekannte Sprichwort «Tue Gutes und rede darüber» trifft in diesem Fall nicht zu. Vielfach scheint man lieber zu schweigen.
Eine der Ausnahmen ist die «KidsHeart Foundation». Ins Leben gerufen wurde die Stiftung im Jahr 2012 von Caroline und Niels Kaastrup-Larsen aus Dänemark − als Reaktion auf den plötzlichen Herzstillstand ihres Sohnes bei einem Fussballspiel an seiner Schule in Zug. Obwohl er überlebte, haben sich seine Eltern, die seit 2006 in Zug leben und arbeiten, nach diesem erschütternden Erlebnis zur Aufgabe gemacht, Kinder vor dem Tod durch einen plötzlichen Herzstillstand zu retten.
Acht Defibrillatoren in Baar installiert
Die gemeinnützigen Stiftungen des Kantons Zug stehen unter der Aufsicht der Zentralschweizer BVG- und Stiftungsaufsicht (ZBSA). Gemäss dem von ihr geführten Verzeichnis sind in Zug derzeit 77 Stiftungen registriert. Bei deren Betrachtung fällt auf, dass vor allem Betagte hoch im Kurs stehen. Stiftungen rund um's «Wohnen im Alter» dominieren die Landschaft der wohltätigen Organisationen. Danach folgen Engagements für Kinder, Jugendliche und Behinderte. Im Vergleich zu Luzern (zentral+ berichtete) wesentlich seltener vertreten sind Stiftungen, welche sich den Themen Wissenschaft, Kunst und Kultur annehmen. Ähnlich wie in Luzern haben jedoch auch in Zug Stiftungen mit Umweltanliegen einen Seltenheitswert.
«Die Stiftung ist auf die Gemeinde zugekommen und wir wurden angefragt, als Pilot-Gemeinde mitzumachen», sagt Gemeindepräsident Andreas Hotz. «Diesem Anliegen haben wir gerne entsprochen.» Baar verfügte in anderen gemeindlichen Liegenschaften bereits über solche Geräte, nicht aber an den Schulen. Dementsprechend werde das Engagement von KidsHeart auch sehr geschätzt. Obwohl die Defibrillatoren öffentlich zugänglich sind, seien bisher keine Beschädigungen vorgekommen.
Ebenfalls wurden die Lehrpersonen und Hauswarte im Umgang mit den Geräten geschult. «Bis heute kamen die Defis zum Glück noch nie zum Einsatz», so Hotz. «Wir hoffen, das bleibt so.»
Dem Spital einen Laparoskopie-Simulator geschenkt
Auch die Dr. Oscar Weber-Stiftung ist für die Gesundheit der Zuger engagiert. Gemäss dem Verzeichnis deckt sie seit 1958 die Bedürfnisse des Kantonsspitals Zug, deren Erfüllung nicht Aufgabe der öffentlichen Hand ist. Was steckt dahinter? «Die Stiftung deckte früher die Behandlungskosten von Zuger Patienten mit ungenügendem oder keinem Versicherungsschutz», erklärt Sonja Metzger, Sprecherin des Zuger Kantonsspitals.
«Die Stiftung leistet einen willkommenen Beitrag zur Verbesserung des Patientenumfeldes.»
Sonja Metzger, Sprecherin des Zuger Kantonsspitals
Seit der Einführung des neuen Krankenversicherungsgesetzes im Jahr 1996 setzt das Kantonsspital die Beiträge für die Weiterbildung der Assistenzärzte, die Freiwilligenarbeit und die patientenfreundliche Ausstattung der Wartezonen ein. Gemäss Metzger erhalte man dafür jährlich zwischen 10’000 und 20’000 Franken von der Dr. Oscar Weber-Stiftung. Vor einigen Jahren habe die Stiftung dem Kantonsspital zudem einen computergestützten Laparoskopie-Simulator finanziert. «Mit dem Simulator können angehende Chirurgen die Grundlagen für die Schlüsselloch-Chirurgie erlernen», so Metzger. «Die Stiftung leistet einen willkommenen Beitrag zur Verbesserung des Patientenumfeldes und zur Attraktivität der ärztlichen Weiterbildung.»
Der Jodelgesang soll weiter leben
Neben gesundheitlichen Themen findet sich in der Zuger Stiftungslandschaft auch etwas Folklore wieder. Die Aufrechterhaltung, Stärkung und Förderung des schweizerischen Volks- und Jodelliedes, des Fahnenschwingens und Alphornblasens ist das Ziel der Robert Fellmann-Stiftung. Geführt wird die Stiftung vom Zentralschweizerischen Jodlerverband (ZSJV).
«Wir geben keine Informationen über unsere Stiftung preis.»
Adalbert Ulrich, Stiftung Zuger Jugendschach
Der volkstümliche Komponist Fellmann hatte 1964 die Rechte über sein gesamtes Werk testamentarische an den ZSVJ überschrieben − mit der Absicht, dass dieser den Jodelgesang auch nach seinem Tod weiter fördert. «Die Erträge dafür generieren sich aus dem Umsatz des Liederverlags und der SUISA-Erträge», erklärt Peter Portmann, Präsident des Stiftungsrates.
Geheimnisvolle Schach-Stiftung
Weitaus geheimnisvoller zeigt man sich bei der «Stiftung Zuger Jugendschach». «Wir geben keine Informationen über unsere Stiftung preis», sagt Stiftungsrats-Präsident Adalbert Ulrich. «Wenn Sie etwas über uns schreiben wollen, dann finden sie auf unserer Homepage die bereits veröffentlichen Angaben.»
Demgemäss hat sich die Stiftung die Förderung des Schachs unter Jugendlichen im Kanton Zug gesetzt. «Im Sinne einer zielbewussten Freizeitgestaltung», wie es weiter heisst. Dazu unterstütze man Schüler-Schachwettkämpfe in der Region Zug und will Werbung für das Jugendschach in den Medien und der Öffentlichkeit machen. Nun gut. Dabei würde etwas weniger Verschwiegenheit wohl helfen.
«Gesetzlich besteht keine Pflicht, die Allgemeinheit über die Stiftungstätigkeit zu informieren.»
Hans Ettlin, Zentralschweizer BVG- und Stiftungsaufsicht (ZBSA)
Doch warum schweigen Stifter eigentlich? «Gesetzlich besteht keine Pflicht, die Allgemeinheit über die Stiftungstätigkeit zu informieren», erklärt Hans Ettlin von der Zentralschweizer BVG- und Stiftungsaufsicht (ZBSA). «Möglicherweise verhält es sich wie bei zahlreichen natürlichen Personen, die Gutes tun, aber nicht darüber sprechen wollen.» Doch wie kommt man überhaupt dazu, eine Stiftung zu gründen? «Die Vorteile für die Stifter sind in erster Linie ideeller Natur», so Ettlin. «Sie haben im Rahmen einer Stiftung die Möglichkeit, eine Sache, die ihnen am Herzen liegt, dauerhaft zu unterstützen.»
Da Stiftungen grundsätzlich auf Dauer ausgerichtet seien, würden diese oft auch nach dem Tod ihrer Gründer weitergeführt. «Die Stifter bekommen so die Möglichkeit, über ihr Ableben hinaus festzulegen, wie das von ihnen gestiftete Vermögen verwendet werden soll.» Doch neben ideellen Motiven spielen auch steuertechnische Fragen eine Rolle. Denn Stiftungen können von den Steuern befreit werden. «Dadurch stehen mehr Mittel für die Verfolgung des ideellen Zwecks zur Verfügung, als wenn die Mittel im Privatvermögen bleiben würden.»
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