50 Fragen an… Rolf Tschuppert

«Tschuppi» ist ein Bünzli – aber ein wilder

«Tschuppi» führt seit 13 Jahren seine eigene Bar – genug hat er davon noch lange nicht. (Bild: jav)

In Luzern kennt man seinen Namen. zentralplus traf «Tschuppi» in seiner «Wonderbar» und wollte alles wissen. Der ehemalige Radiomoderator verriet dabei, wann er spinnt, wann er zuletzt die Polizei angelogen hat und wie es Lunge und Leber so geht.

Das ist Rekord: Das schnellste 50-Fragen-Interview in der Geschichte von zentralplus. In nur 22 Minuten hat uns Rolf «Tschuppi» Tschuppert alle Fragen beantwortet. Als ehemaliger Radiomoderator hat der Barbetreiber sich schon früh ein schnelles Mundwerk angeeignet.

Wir treffen Tschuppi am Nachmittag in seiner Bar. Es ist ruhig, nur die Automaten blinken. Tschuppi – im St-Pauli-Shirt, begrüsst uns herzlich. Der 57-Jährige führt die «Tschuppis Wonderbar» bereits seit 13 Jahren gemeinsam mit seiner Frau.

Mit einem «Einerli» Eistee und einer Zigarette setzen wir uns an eins der Baartischchen und legen los.

zentralplus: 1. Warum eine Bar, Tschuppi? Wir dürfen doch Tschuppi sagen?

Tschuppi: Na klar doch. Es war eine Flucht nach vorne. Ich habe jahrelang beim Radio als Angestellter gearbeitet. Meine Lehre hatte ich vorher in einem Büro gemacht. Dahin zurück – wieder eine Nummer im Büro werden – wollte ich nicht. Und so konnte ich Hobby und Beruf zusammenbringen.

2. Weshalb nennst du sie Sport- und Kulturbar?

Sport ist klar: Wir zeigen Fussball, Eishockey, Formel 1. Die grossen Sportanlässe eben. Und Kultur, weil wir Konzerte veranstalten. Lesungen haben wir auch ausprobiert, aber das Lokal ist nicht wirklich geeignet dafür. Und natürlich Kultur auch wegen unserer Beizenkultur, die wir sehr pflegen. Wir haben beispielsweise sehr viele Stammgäste.

3. Und wer sind deine Stammgäste?

Sehr schwer zu definieren. Die Altersgruppe ist grösstenteils von 35 aufwärts. Vom Ex-Junkie bis zum Bankdirektor und Politiker – bei uns verkehren ganz unterschiedliche Leute.

4. Wie viele kennst du persönlich?

Zwischen 50 und 60 Prozent. Wir haben auch Gäste, die von ausserhalb kommen, aus Solothurn ein Pärchen zum Beispiel, das immer zu den Blues Konzerten anreist. Oder eine Gruppe Holländer, die regelmässig hier sind, wenn sie die Schweiz besuchen.

5. Wie wild ist das Leben eines Barchefs wirklich?

Er seufzt. Es ist schon ziemlich wild. Man muss sich irgendwann selbst einschränken. Früher war ich immer hier. Mittlerweile ist es nicht mehr jeden Abend. Denn wenn man da ist, dauert die Arbeitszeit ziemlich lange. Und hinter der Bar muss man schon auch mal mittrinken. Wenn ich also jeden Abend hier wäre – das wäre sehr ungesund.

«Ich bin im orangen Bereich. Für mein Alter und meinen Job geht’s mir sehr gut.»

6. Wie viel arbeitest du?

Es sind schon 120 bis 130 Prozent. Meine Frau und ich machen alles selbst: Buchhaltung, Booking, Personalplanung – einfach alles. Und auch wenn wir nicht in der Bar sind, gibt es immer etwas zu erledigen.

7. Und wie viel trinkst du?

Schwierig zu sagen. Ich bin ein Biertrinker. Und es kann schon passieren, dass ich an einem Abend zehn Stangen trinke – das dann zwar verteilt auf 12 Stunden. Aber eben – hier wird mitgetrunken.

8. Wie geht’s der Leber und der Lunge?

Ich war gerade vor Kurzem beim Komplett-Service. Es geht relativ gut. Ich würde sagen: Ich bin im gelb-orangen Bereich. Also für mein Alter und meinen Job geht’s mir sehr gut.

9. 13 Jahre Tschuppis Wonderbar – Was ist dein Erfolgsgeheimnis?

Sich so zu geben, wie man ist, und das zu tun, was man gerne macht. Man muss schon extrovertiert sein und mit Freude zur Arbeit gehen. Und manchmal auch ein bisschen Sozialarbeiter sein.

10. Apropos Sozialarbeiter: Fühlst du dich in der Verantwortung bezüglich des Alkoholkonsums von Gästen?

Das muss man. Wir haben auch schon öfters Gästen die Autoschlüssel weggenommen. Oder dann gibt es jene, die man nicht nur bei uns kennt, sondern auch in den anderen Bars und Beizen. Man weiss bei denen genau, eines verträgt er noch, und das Nächste gibt es nicht mehr.

11. Was sind die unangenehmen Momente in deiner Bar?

Wir erleben wenige. In den 13 Jahren war dreimal die Polizei hier. Zweimal wegen Diebstählen und einmal, als eine Frau auf einen Mann losgegangen ist. Sonst regelt es sich hier aber eigentlich immer von selber.

12. Die Helden deiner Kindheit?

Rolling Stones.

13. Was wolltest du damals werden?

Automechaniker. Aber ich habe keine Lehrstelle gefunden und hab dann im Grammostudio, einem Schallplattenladen, das KV gemacht. So kam ich zur Musik.

14. Hund oder Katze?

Hund.

«An der Fasnacht spinnt Luzern und ich auch.»

15. Wie würde dich deine Frau beschreiben?

Unkomplizierter Bünzli. Ich kann sehr pingelig sein, aber manchmal auch fast zu spontan.

16. Wo stehst du politisch?

Mitte-links. Als ich jünger war, war ich sehr links. Ich wähle aber zum Beispiel sehr kopfbezogen. Die Leute, bei welchen ich glaube, dass sie ähnlich denken wie ich, und die ich menschlich mag.

17. Darf man sich als Barbetreiber überhaupt politisch positionieren?

Ich sage immer – über Politik und Religion diskutiere ich hier drin nicht. Das ist schwierig, da wir querbeet alles haben.

18. An der Fasnacht …

… spinnt Luzern und ich auch.

19. Wann verschlägt es dir die Sprache?

Schwierig. Er denkt nach. Bei einem guten Konzert oder Menschen, die sehr spontan oder schlagfertig sind. Da ich selbst sehr schlagfertig bin, erwarte ich oft nicht, dass mich jemand wirklich überraschen kann.

20. Eine positive Antwort auf diese Frage ist jetzt wirklich neu.

Ich bin ein sehr positiver Mensch.

21. Und womit könnte man dich so richtig ärgern?

So schnell geht das bei mir nicht. Da muss etwas immer wieder nerven, über eine lange Zeit hinweg. Ich bin heute sehr entspannt, aber das musste ich auch erst lernen: Als Kind war ich jähzornig.

22. Das Beste an Luzern?

Die Lage, die Stadt. Ich bin viel gereist, aber Luzern ist wirklich eine Schönheit.

23. Das Schlimmste?

Die kleinkarierten Leute teilweise.

24. Der FCL ist …

… manchmal leider mein Club. Ich leide mit ihm und ich feiere mit ihm. Aber ich bin auf jeden Fall FCL-Fan von ganzem Herzen.

25. Was steht auf deinem Nachttisch?

Immer ein halber Liter Tee.

26. Glaubst du an Gott?

Ich glaube an irgendwas. Ich bin schon länger aus der Kirche ausgetreten, aber natürlich katholisch erzogen. Deshalb fühle ich mich als Katholik, bin es aber eigentlich gar nicht.

27. Bist du lustig?

Die Leute sagen es, ja.

28. Dann hätten wir jetzt gerne einen Witz gehört.

29. Rock oder Schlager?

Rock natürlich.

30. Was ist das Schwierigste bei deinem Job?

Viele würden sagen: Immer gut aufgelegt sein. Für mich ist das kein Thema. Ich kann schlecht gelaunt hier reinkommen, sobald die Leute da sind, bin ich gut drauf. Aber es ist halt auch ein bisschen Showbusiness – und das muss dir liegen.

31. Wie viel Klatsch und Tratsch gehört zu deinem Beruf?

Man hört viel. Sehr viel. Aber man darf nicht viel weitersagen.

«Ich fühle mich als Katholik, bin es aber eigentlich gar nicht.»

32. Ich kriege also nichts aus dir raus?

Er lacht. Nein.

33. Eine gute Bar hat …

… gute Stammgäste und gutes Personal.

34. Was bedeutet Lebensqualität für dich?

Wenn man die Freizeit geniessen und reisen kann.

35. Worauf bist du besonders stolz?

Auf meine wundervolle Tochter und auf meine hübsche Frau.

36. Wie gut lebt es sich als Barbetreiber? Wird man reich?

Ganz bestimmt. Nein. Das sicher nicht. Früher hatte ich bestimmt doppelt so viel Lohn – finanziell. Hier habe ich viele andere Vorteile. Ich bin mein eigener Chef.

37. Wie siehst du am Samstagmorgen früh nach dem Feierabend aus?

38. Hier läuft immer Musik. Welche Songs kannst du nicht mehr hören?

Meist die aktuellen Charts, die gerade rauf und runterlaufen.

39. Du warst selbst mal beim Radio. Welches Radio hörst du heute am liebsten?

Ich bin froh, dass es einen Knopf gibt zum Umschalten. Ich wechsle zwischen 3Fach, Pilatus und SRF3.

40. Kannst du gut tanzen?

Meine Frau sagt ja.

41. Was wolltest du schon immer mal tun, was du bisher nicht geschafft hast?

Tauchen. Bisher hat es nur zu einem Schnupperkurs gereicht. Dafür haben wir uns vor zwei, drei Jahren einen Tandem-Fallschirmsprung gegönnt. Das wollte ich schon ewig machen. Und es war grossartig.

42. Wie lange willst du die Bar noch betreiben?

Ich habe ganz zu Beginn gesagt: fünf Jahre. Es sind schon 13 daraus geworden. Aber mittlerweile bin ich auch 57. Ich schätze, ich mache es noch fünf, sechs Jahre. In welcher Form es die Bar anschliessend geben wird, ist noch offen. Meine Frau ist ja einiges jünger als ich. Vielleicht macht sie ja weiter und ich helfe noch im Hintergrund, im Büro, oder ich mache hier den Alters-DJ.

43. Wo bist du gerne Gast?

In der Bar58 und der Stadtkellerbar. Im Schweizerhof bin ich auch öfters, weil ich Mike Hauser gut kenne. Und im Galliker zum Essen, im Neustädtli oder im Unterlachenhof. Aber als Beizer geht man halt nicht mehr so oft raus. Und wenn, dann eher mal ins Konzert oder Kino.

«Ich kann sehr sentimental werden bei Filmen und ein paar Tränchen verdrücken.»

44. Die Salle Modulable ist …

… Schwachsinn.

45. Bist du privat auch noch gerne Gastgeber?

Ja, sehr. Wir laden gerne ein – aber halt auch nicht so oft, da die Zeit abends meist fehlt.

46. Wann hast du das letzte Mal geweint?

Ich weine selten aus Trauer. Aber ich kann sehr sentimental werden bei Filmen und ein paar Tränchen verdrücken.

47. Wann hast du das letzte Mal gelogen?

Er überlegt lange. Richtig mit Absicht? Er überlegt nochmals eine Weile, dann beginnt er zu grinsen. Ach … ich habe an der Fasnacht einem Polizisten gesagt, dass ich eine Verlängerung eingegeben hätte, obwohl ich das gar nicht getan hatte. Er lacht laut.

48. Bist du eitel?

Nicht unbedingt. Er grinst und streicht sich über die Haare.

49. Gibt es etwas, das du bereust?

Nein. Gar nichts. Auch nicht meine erste Ehe und die Scheidung. Klar hatten wir Krach. Aber ich habe sie ja auch mal gern gehabt und meine Tochter ist aus dieser Beziehung entstanden. Wie sollte ich das bereuen? Ansonsten habe ich bestimmt auch einige Male Mist gebaut. Aber wäre ich wieder an derselben Stelle, im selben Moment, dann würde ich denselben Schwachsinn wahrscheinlich wieder genauso machen.

50. Deine Macke?

Eben, ich bin wirklich etwas pingelig. Und ich will nie heim. Ich will frühmorgens einfach nicht nach Hause. Man muss mich wirklich ziehen und zerren.

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