Starker Anstieg auf geringem Niveau

Trotz tiefer Zahlen: Darum schaltete die Corona-Ampel in Luzern auf Rot

Die Corona-Ampel ist ein Hilfsmittel, um den Pandemieverlauf einzuschätzen. Manchmal ist sie aber erklärungsbedürftig. (Bild: Adobe Stock)

Die Corona-Fallzahlen sinken schweizweit, auch in der Zentralschweiz. Trotzdem zeigte das Luzerner Warnsystem am Wochenende zwischenzeitlich die Alarmstufe Rot an. David Dürr, Leiter der Dienststelle Gesundheit und Sport, hat eine Erklärung.

Es ist eines unter vielen Instrumenten, die helfen sollen, den Pandemieverlauf zu überblicken: Das Alarmkonzept nach dem Vorschlag der Vereinigung der Kantonsärzte. Es stützt sich auf das Konzept des Kantons Zug und ist unterteilt in die Warnstufen Grün, Gelb, Orange und Rot.

Gespeist wird das Modell unter anderem von folgenden Indikatoren: 7-Tages-Inzidenz der bestätigten Fälle pro 100’000 Einwohner und die Veränderung der Fallzahlen über jeweils 7 Tage.

Nach Ausbruch der zweiten Welle im letzten Herbst, als die Zahlen rasant stiegen, dominierte lange Rot. Ebenso im Dezember. Kurz vor Weihnachten dann wurde sie Orange, blieb es bis auf einige Ausnahmen und wechselte Mitte Februar ins beruhigendere Gelb.

Sinn der Corona-Ampel: Sie ist einerseits eine Hilfe für den Führungsstab bei der Ergreifung von Massnahmen. Andererseits soll sie auch der Bevölkerung eine Orientierung bieten, die Pandemielage auf einen Blick einzuschätzen.

Die 7-Tages-Inzidenz ist angestiegen

Wer allerdings in diesen Tagen einen Blick auf die Website des Kantons Luzern wirft, dürfte als Laie etwas erstaunt festgestellt haben: Trotz tiefer Fallzahlen (+11) am Montag ist die Warnstufe innerhalb von wenigen Tagen zuerst auf Orange und am Sonntag auf Rot gesprungen. Am Montag und Dienstag galt dann wieder Alarmstufe Orange. Nicht zum ersten Mal scheint der Farbwechsel erklärungsbedürftig (zentralplus berichtete).

Wir haben bei der Gesundheitsdirektion des Kantons Luzern nachgefragt: «Der Grund für die Phase Rot am Montag liegt darin, dass die kumulierte Inzidenz über 7 Tage betrachtet stark zugenommen hat», so David Dürr, Dienststellenleiter Gesundheit und Sport.

«Wir hatten letzten Montag, Dienstag und Mittwoch relativ viele Fälle, die nun kumuliert betrachtet zu diesem – auf tiefem Niveau – starken Anstieg geführt haben.»

David Dürr, Kanton Luzern

Während einer längeren Zeitperiode hätten die Fallzahlen kontinuierlich abgenommen und waren auf einem sehr tiefen Niveau, bevor die Zahlen kurz stagnierten. Das entspricht den rund zwei Wochen vor dem 25. Februar. «Wir hatten letzten Montag, Dienstag und Mittwoch relativ viele Fälle, die nun kumuliert betrachtet zu diesem – auf tiefem Niveau – starken Anstieg geführt haben.»

Konkret betrug die kumulierte Inzidenz über 7 Tage am 21. Februar 51,27, am 28. Februar betrug sie 59,58. Dies ist eine Zunahme um 16 Prozent bei den Fällen pro 100’000 Einwohnern.

Am Dienstag kamen 41 neue Fälle hinzu, die Ampel zeigt wieder Orange an. Doch was bedeutet nun diese erhöhte Warnstufe?

Die Zahl der Hospitalisationen sinkt weiter

Je nach Phase, welche die Corona-Ampel anzeigt, gibt es Überlegungen zu möglichen Reaktionen. Dürr betont aber, dass das Konzept alleine nicht massgebend für die Anordnung von Massnahmen ist. Er relativiert: «Vielmehr müssen zahlreiche weitere Faktoren berücksichtigt werden.»

Dazu gehört zum Beispiel, wie schnell sich das Virus verbreitet: Der aktuellste R-Wert beträgt am Dienstag laut Website 1,06. Ein weiteres wichtiges Beurteilungskriterium ist die Auslastung der Intensiv- und Pflegebetten in den Spitälern. Diese habe sich zwischenzeitlich etwas entspannt. Aktuell sind noch 31 Personen wegen Covid-19 hospitalisiert, 4 müssen beatmtet werden.

Fallzahlen: Grosse Unterschiede bei den Kantonen

Dass die Corona-Ampel derzeit wieder höhere Warnstufen anzeigt, entspricht auch dem Blick auf die Landkarte: Die Fallzahlen steigen an vielen Orten der Schweiz im Vergleich zur Vorwoche. Die Unterschiede sind dabei massiv: Während sie in Luzern oder Zug nur mässig höher liegen, sind sie in Glarus, im Wallis und in Fribourg zwischen 30 und 45 Prozent höher im Vergleich zur Vorwoche.

In vielen Kantonen, darunter auch Uri, Obwalden und Nidwalden, liegen sie hingegen bis zu 60 Prozent unter den Werten der letzten Woche. Kleinere Kantone sind wegen der geringen Bevölkerungszahl anfällig für grössere «Sprünge».

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2 Kommentare
  • Profilfoto von Anton Müller
    Anton Müller, 04.03.2021, 10:16 Uhr

    Die Drängler der schnellen Oeffnung sind ja alles Spezialisten der Pandemie. Sollte eine 3. Welle kommen, müsste man diese Politiker zur Rechenschaft ziehen. Wichtiger wäre eine schnellere Impfung aller Personen die das wollen.

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  • Profilfoto von Paul Bründler
    Paul Bründler, 03.03.2021, 15:29 Uhr

    Wie auch immer, wegen den «Lockerungen» kann die Zunahme nicht sein, die gibt es ja erst seit Montag.
    Ich vermute aber, dass genau dies behauptet werden wird.

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