Vielerorts droht Stellenabbau

Trotz Schwierigkeiten: Luzerner KMU wollen keine Hilfe vom Staat

Für KGL-Direktor Gaudenz Zemp sind die Luzerner Betriebe grundsätzlich konkurrenzfähig unterwegs. (Bild: bic)

Eine Umfrage des Luzerner KMU- und Gewerbeverbandes zeigt: Die grosse Mehrheit der Firmen will trotz Coronakrise keine Hilfe vom Staat und lehnt staatliche Eingriffe, zum Beispiel bei den Mieten, ab.

Um die strategische Arbeit der Regierung zu unterstützen, führte der KMU- und Gewerbeverband Luzern (KGL) bei seinen über 9'300 Mitgliedern eine Online-Umfrage zur Coronakrise durch. Es ist die zweite seit Beginn des Lockdowns.

«Wie bereits bei der ersten Umfrage zeigt sich auch diesmal, dass die Kleinstunternehmen (1 bis 9 Mitarbeiter) besonders von der Krise betroffen sind», heisst es in einer Mitteilung. So gebe rund ein Drittel dieser Betriebe an, dass sie 80 Prozent oder sogar 100 Prozent Umsatzeinbussen im Vergleich zum selben Zeitraum im Vorjahr zu verzeichnen hätten. Bei den mittelgrossen Unternehmen (50-249 Mitarbeiter) würden aktuell acht Prozent einen Umsatzrückgang von 80 oder 100 Prozent spüren. Befragt wurden rund 1'400 Firmen.

Schutzmassnahmen führen zu Verlustgeschäft

Viele Unternehmen konnten in den letzten Wochen den Betrieb wieder aufnehmen. Dies unter der Einhaltung von branchenspezifischen Schutzkonzepten. «Zwei Drittel der Betriebe sehen die Schutzkonzepte als angemessen und gut umsetzbar an und nur sieben Prozent als zu streng und nicht umsetzbar», schreibt der KGL dazu.

Anders sehe man dies in der Tourismus- und Gastronomiebranche. Lediglich 30 Prozent der Betriebe würden die geltenden Schutzkonzepte als gut umsetzbar betrachten. 56 Prozent der Betriebe aus dieser Branche geben zudem an, dass auch bei einer hohen Nachfrage unter den geltenden Regelungen ein Verlustgeschäft resultieren wird.

Gemäss KGL wird die Nachfrageentwicklung entscheidend für eine rasche Erholung sein. Laut Umfrage zahlen 60 Prozent der Unternehmen, welche Kurzarbeit angemeldet haben, den Mitarbeiter freiwillig die restlichen 20 Prozent des Lohns oder einen Teil davon aus eigener Kasse. «Die ist in Hinblick auf die Kaufkraft der Bevölkerung eine gute Nachricht», blickt der KGL in die Zukunft.

Zufrieden mit der Luzerner Regierung – kein staatlicher Eingriff bei den Mieten erwünscht

Die Unternehmen wurden auch zu den Massnahmenpaketen des Bundesrats und der Luzerner Regierung befragt. Diese würden weiterhin weitgehend gestützt. «Insbesondere der Kurs der Luzerner Regierung, welcher auf Eigenverantwortung setzt und bezüglich staatlicher Eingriffe zurückhaltend ist», so der KGL. 13 Prozent der befragten Unternehmen würden aber noch Lücken erkennen.

Zwei Drittel der befragten Unternehmen lehnen staatliche Eingriffe in privatrechtliche Mietverträge ab. Wo nötig sollen Mieter und Vermieter gemeinsam eine Lösung suchen, so der Tenor. «Generell sehen die Unternehmen die Lösung der Krise nicht bei einem Ausbau staatlicher Massnahmen und neuer notrechtlicher Instrumente. Die Wirtschaft kann sich letztlich nur selber helfen», führt der KGL aus.

Kommt es zu vielen Entlassungen?

Alarmiert sind die Betriebe betreffend Entlassungen. Rund 20 Prozent der Unternehmen rechnen kurz- oder mittelfristig mit einem Stellenabbau. In der Tourismusbranche sind es sogar rund 50 Prozent. «Signifikante Unterschiede gibt es hier abhängig von der Unternehmensgrösse. Es sind vor allem die mittelgrossen und grossen Unternehmen, welche mittelfristig mit einem Stellenabbau rechnen. Es besteht deshalb die Hoffnung, dass sich die KMU-Struktur der Luzerner Wirtschaft einmal mehr als krisenresistent erweist», analyisiert der Verband die Lage.

KGL-Direktor zieht aus der Umfrage zwei Schlüsse, wie er gegenüber der «Luzerner Zeitung» ausführt: Einerseits seien die Unternehmen als Ganzes tatsächlich konkurrenzfähig aufgestellt: «Staatliche Hilfen nach dem Giesskannenprinzip, wie es sie in anderen Kantonen gibt, sind an der Basis in Luzern gar nicht erwünscht.» Dafür werde die Eigenverantwortung grossgeschrieben. Andererseits gebe es grosse Unterschiede zwischen den Branchen und Unternehmensgrössen. «Grosse Firmen rechnen verstärkt damit, mittelfristig Angestellte entlassen zu müssen.»

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1 Kommentar
  • Profilfoto von Hans Hurter
    Hans Hurter, 29.05.2020, 08:25 Uhr

    Gut dass Zemp für die Beibehaltung der Minimalsteuer auch in Verlustzeiten ist

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