Pilotprojekt kommt gut an

Trotz Corona: Zug 94 möchte Frauen stärker fördern

Dem ehemaligen FCL-Stürmer Moreno Merenda ist es ein Anliegen, dass der Frauen-Fussball besser gefördert wird. (Bild: zvg)

In Zug startet nach den Frühlingsferien ein neues Fussballprojekt, mit dem mehr Mädchen für den Sport gewonnen werden sollen. Damit reagiert Zug 94 auf die gesellschaftlichen Veränderungen, die sich immer deutlicher abzeichnen. Das Projekt geniesst viel Unterstützung – unter anderem von Ex-Super-League-Spieler Moreno Merenda.

Über 500 Mitglieder zählen zum Stadtverein Zug 94. Darunter befinden sich aber nur zwölf Juniorinnen. Das ist den Verantwortlichen im Verein zu wenig. Sie möchten die Frauen in Zukunft stärker fördern.

«Auch die Mädchen in der Region sollen eine Möglichkeit haben, nach den C-Junioren in der Nähe von zu Hause Fussball zu spielen», erklärt Patricia Aschwanden, eine der Initiantinnen und Vorstandsmitglied der Zuger, die Beweggründe.

Vorerst ist jeweils einmal unter der Woche am Dienstagnachmittag ein 90-minütiges Schnuppertraining geplant. Diese werden alternierend von Juniorentrainern mit Unterstützung von zwei C-Juniorinnen geleitet.

Mädchen fällt es schwer, in eine Mannschaft mit lauter Jungs zu gehen

Derzeit spielen und trainieren sechs Spielerinnen bei den Junioren mit. Nach der C-Jugend ist allerdings Schluss. Ein Problem, das man auch in anderen Vereinen kennt.

«Den Fussballerinnen fehlen Perspektiven, im Stammverein Fussball zu spielen. Also wechseln sie zu umliegenden Vereinen mit Juniorinnenteams wie Baar, Küssnacht oder Rotkreuz», erzählt Aschwanden. Der Wechsel zu einem anderen Verein und die dadurch grösser werdende Distanz zum eigenen Zuhause führen aber oft dazu, dass die Fussballerinnen nach kurzer Zeit die Schuhe an den Nagel hängen.

Bereits vor zwei Jahren stellten die Verantwortlichen im Verein fest, dass zahlreiche Mädchen an den schulischen Fussballturnieren mitkickten. Aber bis heute fällt den Mädchen der Gang in eine Mannschaft unter Jungs schwerer.

Ob sie letztlich beim Fussballspielen bleiben, spielt eine nebensächliche Rolle. «Es geht vor allem darum, besonders in diesen schwierigen Zeiten neue Möglichkeiten für Mädchen zu schaffen, sich auszuprobieren», bestätigt auch Zug-94-Präsident Aydogan Cilingir.

Frauenpower im Vorstand von Zug 94

Ein genaues Konzept hat man aber bewusst noch nicht ausgearbeitet. «Dafür müssen wir zuerst die effektive Nachfrage und Anmeldungen für die Schnuppertrainings abwarten», erklärt Aschwanden.

Neben ihr ist auch Doris Keller Mitinitiantin des Pilotprojekts. Die beiden Frauen sind relativ neu im Vorstand der Zuger und bringen frischen Wind in den Verein. Heute zählen drei Frauen zum Vorstand der Zuger. Das begrüsst auch Präsident Cilingir, weil dies zu Anpassungen und Strukturerweiterungen führe.

«Letztlich geht es darum, den Frauen Möglichkeiten zu geben, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen, ohne die Eltern koordinativ vor zu grosse Hürden zu stellen.»

Patricia Aschwanden, Leiterin der Geschäftsstelle und Verantwortliche Events bei Zug 94

Keller und Aschwanden sind bereits seit Jahren fussballbegeistert. Erstere arbeitet seit Jahren bei der TEAM Marketing, der Marketing-Agentur des Europäischen Fussballverbandes (UEFA) und dem südamerikanischen Verband (CONMEBOL). Und auch Aschwanden kam bereits vor über 20 Jahren mit dem Fussball in Kontakt und jagte jahrelang im FC Baar dem runden Leder hinterher. Dieses Hobby führt sie nun gewissermassen durch ihre drei Knaben weiter. 

Breite Unterstützung durch die Region

Neben den beiden Frauen setzt sich auch der ehemalige Super-League-Stürmer Moreno Merenda (unter anderen FC Luzern, Neuchâtel Xamax, St. Gallen) für die Förderung der jungen Fussballerinnen ein. In den Frühlingsferien findet unter dessen Leitung ein Fussballcamp nur für Mädchen statt.

Das hat seine Gründe. Für Merenda ist es längst an der Zeit, dass auch Mädchen die Gelegenheit haben sollen, Fussball zu spielen, erklärt Merenda seine Entscheidung, ein reines Mädchencamp durchzuführen. Das Interesse der Mädchen ist auch bei seinem Camp spürbar. Per dato haben sich über 20 Mädchen angemeldet.  

Eine Zusammenarbeit wie jene mit den Stadtschulen und Merenda ist mit umliegenden Vereinen zwar (noch) nicht geplant, der Verein wäre dafür aber offen. Auch bestehende Vereine mit Juniorinnenteams wie Baar oder Rotkreuz seien froh darüber, wenn es mehr Frauenfussballteams gäbe, ist sich Aschwanden sicher. Dadurch werde auch die hiesige Meisterschaft attraktiver.

«Letztlich geht es auch darum, den Frauen Möglichkeiten zu geben, Schule und Sport unter einen Hut zu bringen, ohne die Eltern koordinativ vor zu grosse Hürden zu stellen», erklärt Aschwanden. Auch Merenda ist der Meinung, dass die Infrastruktur in Zug der Startschuss für etwas Grösseres sein könnte. «Wichtig ist vor allem, dass man den Mut hat, etwas Neues aufzuziehen», weshalb er das Projekt der Zuger gerne unterstützt.

Camps werden mit Anmeldungen überschwemmt

Obwohl die Zuger noch kein konkretes Konzept bezüglich Frauenförderung besitzen, wäre es falsch, zu behaupten, es bestünde kein gesellschaftliches Bedürfnis für dieses Projekt. Jährlich werden in Zug zahlreiche Camps für Fussballer – und seit Kurzem auch für Fussballerinnen – organisiert. Die Nachfrage ist insbesondere bei den Knaben gross. Seit Wochen sind die Camps ausgebucht.

«Gewöhnen sich die Kinder zu stark an diese Strukturen, isoliert zu Hause zu bleiben, verlieren die Vereine allmählich ihre Kulturen.»

Aydogan Cilingir, Präsident von Zug 94

«Im Normalfall ist nur ein Kunstrasen auf der Herti Allmend im Einsatz, in diesem Jahr haben wir beide offen», sagt Aschwanden. Natürlich hätte man auch auf die Platzfrage infolge der Corona-Pandemie reagiert und bespielt neu beide Kunstrasenplätze.

Dennoch korreliert dieser Entscheid auch mit der Anzahl Anmeldungen. Man merkt auch in Zug: «Die Kinder möchten etwas tun und an die frische Luft gehen», bestätigt Präsident Aydogan Cilingir.

Schülerturniere werden vermisst

Zug reagiert mit dem Pilotprojekt aber auch auf die Absage zahlreicher Schülerturniere der Region. «Durch den Wegfall der Turniere verlieren die Kinder Möglichkeiten, sich in anderen Sportarten auszuprobieren», sagt der Präsident.

Da müsse man künftig unbedingt nachbessern und die Kinder verstärkt zurück ins Boot holen. «Gewöhnen sich die Kinder zu stark an diese Isolationsstrukturen, verlieren die Vereine allmählich ihre Kulturen», so Cilingir weiter. Da versucht man auch in Zug gegenzusteuern. Denn die Vereinskulturen werden wesentlich durch ihre Mitglieder transportiert.

«Wichtig war natürlich, dass die Kinder in den letzten Monaten bis zum Alter von 20 Jahren weitertrainieren konnten. Grösseres Kopfzerbrechen habe ich, wenn es auch für diese Gruppen neue Massnahmen geben sollte», erklärt Cilingir.

Denn auch in Zug steht und fällt das Vereinsleben mit den Mitgliedern. Dazu gehören auch die Juniorinnen und Frauen innerhalb des Vereins. Wie die Erfahrung allmählich zeigt, bringen auch sie neue Ideen in den Verein.

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