«Astoria» schafft Platz für mehr Betten

Touristen bringen Luzerner Hotel mehr als Konferenzen

Starachritektur, die nicht passt: Der Kristall am Hotel Astoria an der Winkelriedstrasse.

(Bild: bic)

Das «Astoria» im Luzerner Stadtzentrum ist als Business- und Seminarhotel bekannt. Doch nun sollen mehrere Konferenzsäle neuen Hotelzimmern weichen. Während die Verantwortlichen noch zum Projekt schweigen, glaubt ein anderer Luzerner Hotelier die Gründe für den Schritt zu kennen.

Das Hotel Astoria an der Luzerner Pilatusstrasse baut kräftig aus. 26 neue Hotelzimmer sollen in den nächsten zwei Jahren entstehen. In den oberen Stockwerken müssen dafür fünf Konferenzräume, der Fitnessraum und eine Bar weichen. Rund 2,6 Millionen Franken investieren die Besitzer in den Umbau.

Dies geht aus dem Baugesuch hervor, welches derzeit bei der Stadt Luzern aufliegt. «Im Zuge der Anpassung an die aktuelle Situation betreffend Hotelkonferenzen ist eine Umstrukturierung der Konferenzsäle geplant», heisst es dort.

Nachfrage sinkt

Doch was bedeutet dies? Rentieren Seminarräume heute nicht mehr? Bei den Verantwortlichen möchte man zum Projekt momentan noch nichts sagen. Sie begründen dies mit dem laufenden Bewilligungsverfahren, wie Marketing-Kommunikationschefin Céline Doser-Karli, die Tochter des Inhabers Urs Karli, auf Anfrage schreibt.

Dass Konferenzräume in Hotels heute weniger gefragt sind, sei an sich allerdings keine Neuigkeit, sagt Thomas Allemann, Mitglied der Geschäftsleitung beim schweizerischen Branchenverband Hotellerie Suisse. «Vor allem in urbanen Gebieten gibt es mittlerweile viele Alternativen wie Co-Working-Spaces, auf die man ausweichen kann», so der Experte.

Hotels in Städten würden deshalb lieber möglichst viele Zimmer statt einen Saal einmal in der Woche vermieten. Dies bedeute jedoch nicht, dass kein Bedarf an Seminarhotels mehr bestünde. «Es gibt nach wie vor einen Bedarf an expliziten Seminarhotels. Vor allem auf dem Land», sagt Allemann.

Waldstätterhof sieht keinen Handlungsbedarf

Ähnlich sieht es Patric Graber, Direktor des Hotels Waldstätterhof an der Zentralstrasse in Luzern. «Dass sich die Situation verändert hat, merken auch wir. Die Nachfrage nach Konferenzräumen ist etwas rückläufig.» Dies sei vor allem bei den Firmen offensichtlich, da diese immer mehr Online-Konferenzen durchführen würden.

«Es gibt immer noch Veranstalter oder Firmen, welche Seminarräumlichkeiten nutzen.»

Patric Graber, Direktor Hotel Waldstätterhof

Massnahmen wie im Astoria seien im Waldstätterhof nicht geplant. «Wir gehen davon aus, dass wir davon profitieren werden, wenn andere Hotels ihre Tagungsinfrastruktur reduzieren oder auflösen», so Graber. Da die entsprechenden Räumlichkeiten im Waldstätterhof im 1. Stock und an der dicht befahrenen Zentralstrasse liegen, sei die Lage bei den Hotelgästen weniger beliebt, ist sich Graber bewusst.

Von einem allgemeinen negativen Trend in Luzern, was den Bedarf an Seminarräumen betrifft, möchte Graber jedoch nicht sprechen. «Es gibt immer noch Veranstalter oder Firmen, welche Seminarräumlichkeiten nutzen. Vereine und Verbände führen ihre Versammlungen oder Vorträge nach wie vor im gewohnten Stil durch», erklärt Graber. Und auch bei den Unternehmen glaubt er, dass sich der Trend wieder etwas drehen und die Face-to-Face-Kommunikation wieder wichtiger wird.

«Business ist sehr interessant»

Konferenzräume, die in den oberen Etagen liegen, schätzt Markus Conzelmann, Direktor des «Radisson Blu» im Rösslimattquartier jedoch als Hypothek ein. Im «Astoria» ist aber genau dies der Fall. «Der Komfort für die Teilnehmer ist schlicht geringer, wenn man sich zwischen den Stockwerken hin- und herbewegen muss», sagt Conzelmann. 

Mit der Situation im «Radisson» ist Conzelmann allerdings sehr zufrieden. «Was Seminare betrifft, sind wir sehr gut ausgelastet. Eine Änderung des Konzeptes kommt für uns deshalb nicht in Frage.» Denn das Geschäft mit Hotelkonferenzen sei immer noch sehr interessant und habe sich im Grundsatz nicht verändert, so der Hotelier. Dies würde zum Beispiel auch der Bürgenstock zeigen. «Der Markt für Seminarhotels ist noch nicht gesättigt», sagt Conzelmann.

«Luzern wappnet sich aktuell für die steigende Zahl chinesischer Einzelgäste.»

Markus Conzelmann, Direktor «Radisson Blu»

Das Problem sei folglich anders gelagert, als man auf den ersten Blick denken könnte. «Es gibt nicht weniger Seminare als früher, sondern einfach einen grösseren Bedarf an Hotelzimmern», fasst Conzelmann die Lage zusammen. Die Nachfrage werde in den nächsten Jahren sogar noch ansteigen.

Die Chinesen strömen nach Luzern

Vor allem aus China erwartet er mehrere tausend zusätzliche Einzeltouristen pro Jahr, was die Nachfrage nach Betten nach oben treiben werde. «Luzern wappnet sich aktuell für die steigende Zahl chinesischer Einzelgäste», beschreibt der «Radisson»-Direktor die generelle Entwicklung in der Region. Diesem Trend stelle sich vermutlich auch sein Mitbewerber an der Pilatusstrasse.

Letztlich sei es eine einfache betriebswirtschaftliche Rechnung, so Conzelmann. «Es ist grundsätzlich interessanter, jeden Tag die Hotelzimmer zu füllen, als ein- bis zweimal pro Woche eine Konferenz durchzuführen.» So könne man den Umsatz je nachdem fast verdreifachen. Damit bestätigt Conzelmann die Aussagen von Allemann von Hotelleriesuisse.

Auf der anderen Seite würden die vielen Touristen es jedoch erschweren, das Hotel für Konferenzen zur Verfügung zu stellen, weil die Zimmer dann ja belegt seien, so Conzelmann. Es müsse jeweils eine Abwägung gemacht werden, was nicht immer ganz einfach sei. Wie sich die Luzerner Hotellandschaft diesen Herausforderungen stellen wird, muss sich zeigen.

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